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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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den du da hattest.«
    »Oh ja«, stimmte sie zu. »Ich hatte schon immer sehr bewegte Träume.«
    Sean überging die Bemerkung, weil er wissen wollte, was sie noch gesehen hatte.
    »Dieses Grab liegt in einem Tal, und ich sehe dort ein steiles Kliff. Es ist mit Felsen bedeckt, die so aussehen, als würden sie jeden Moment in die See hinunterstürzen. Es ist eine raue, aber auch sehr schöne Landschaft.«
    Und ganz wie Ballyfionúir.
    »In der Ferne steht so ein eigenartiges Steinding ... ich weiß nicht recht, wie ich es beschreiben soll, aber es sieht aus wie ein Eingang, und es liegt etwas darauf, das die Sonne widerspiegelt. Als wäre es Gold.«
    Danni legte den Kopf ein wenig schief und sah ihm prüfend ins Gesicht. Und plötzlich überlief es Sean so kalt, als wäre er in einen eisig kalten Teich gestoßen worden. So kalt, wie schon sehr lange nicht mehr, dachte er.
    »Weißt du, von welchem Ort ich spreche?«
    Und ob er das wusste! Nur allzu gut. Es war ein Ort, der ihn wie magisch anzog und an dem er sich sehr häufig wiederfand, manchmal ohne jegliche Erinnerung daran, wie er dorthin gekommen war.
    »Was ist es, dieses Steinding, das ich sehe?«
    »Ein Dolmen. Sie sind uralt und ein ebenso gewohnter Anblick bei uns in Irland wie die Burgen.«
    »Aber was ist es?«
    »Das kommt auf die Mythen an, an die du glaubst. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach sind es prähistorische Steingrabkammern. Tore ins Jenseits.«
    Danni nickte und wurde noch ein bisschen blasser. »Gibt es in Ballyfionúir einen solchen Dolmen?«
    »Ja.«
    »Ich hatte den Eindruck - das Gefühl -, dass etwas dahinterlag, als ich ihn ansah, aber du weißt ja, wie das mit Träumen ist. Ich konnte nicht zurückblicken, deshalb bin ich mir nicht sicher. Doch ich glaube, es könnte ein Haus gewesen sein oder ... Ich weiß nicht, etwas Größeres vielleicht. Ach, ich kann nicht sagen, was.«
    »Die Ruine«, bemerkte er leise und spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. »Sie war früher eine Burg und Festung auf einem Kliff über dem Ozean. Sie ist vor vielen Jahrhunderten erbaut worden und hat buchstäblich schon immer dort gestanden. Meine Großmutter erinnert sich an Geschichten aus der Zeit, als sie noch nicht verfallen war. Deine Vorfahren lebten übrigens dort, bevor eine der Mauern einstürzte und direkt in den Ozean hinunterfiel. Sie riss die Küche und den damaligen ältesten Sohn mit sich.«
    »Oh ...«
    Das geflüsterte Wort vibrierte förmlich zwischen ihnen in der Luft. Sean glaubte, etwas Wichtiges, Bedeutungsschweres in der Atmosphäre wahrzunehmen. Im Raum wurde es dunkler, schien es, das Licht veränderte sich und wurde weicher, was er sich beim besten Willen nicht erklären konnte. Die Wände der Küche flimmerten - es gab kein anderes Wort, es zu beschreiben. Es war, als sähe man einen auf den Anstrich und die Schränke projizierten Film. Verzerrt und fehl am Platz, aber unbestreitbar da.
    »Und heute ist die Burg nur noch eine Ruine?«, fragte Danni, deren Stimme jetzt wie eine kühle Brise war, die ihn durchfuhr.
    Sean nickte. »Heute steht ein Haus davor. Ich fand schon immer, dass es irgendwie unnatürlich wirkte, dieses Haus im Schatten einer verfallenen Burg. Aber sie haben mich nicht gefragt, als sie es erbauten.«
    Danni sah ihn mit ihren großen grauen Augen, die ihm bis ins Herz zu blicken schienen. Ihre Anziehungskraft war so greifbar, sein Verlangen nach ihr so groß, dass er gar nicht anders konnte, als die Hand nach ihr auszustrecken und endlich die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken. Die seidige Haut an ihrer Wange fühlte sich ganz heiß an unter seinen Fingerspitzen. Mit aufreizend langsamen Bewegungen ließ er seine Finger über die zarte Linie ihres Kinns zu ihrem Hals hinuntergleiten und versuchte, nichts anderes zu sehen als sie - und sich in den sturmgepeitschten Ozeanen ihrer Augen zu verlieren. Aber die flimmernden Wände schienen sich ein- und auszublenden und seinen Bemühungen zu spotten, sie zu übersehen.
    Was verursachte das? Und sah Danni es auch? Doch Sean wollte nicht fragen, weil seine Fragen die nagende Sorge in ihm entweder zu real oder zu absurd erscheinen lassen würden. Er wusste selbst nicht, was genau.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte er stattdessen. Ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass er vorgehabt hatte, davon zu sprechen - oder es ihr zu geben -, bis er seine eigenen Worte hörte. In dem Kaleidoskop seiner Verwirrung spürte er jetzt aber einen sich langsam

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