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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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über einen Kamm. Er furchte die Stirn, als die Erinnerung sich zu verdeutlichen begann.
    »Sie kam zu mir«, fuhr Danni fort, um sich dann stirnrunzelnd zu unterbrechen. »In dem Traum, meine ich, in dem sie mir ihren Kamm geben wollte. Es war beängstigend, wie sie ihn mir förmlich aufdrängte. Er war wie ... etwas sehr Verlockendes, dem ich kaum noch widerstehen konnte.«
    »Aber du hast ihn doch wohl nicht genommen?«, entgegnete Sean schärfer als beabsichtigt.
    Danni runzelte die Stirn. »Na ja, das war der Punkt, an dem sie zu schreien anfing - oder beziehungsweise kreischte, dass es in den Ohren wehtat.«
    »Aber hast du den Kamm nicht genommen?«, wiederholte er seine Frage, obwohl ein Teil von ihm sich ausgesprochen dumm vorkam wegen der Furcht, die in seiner Stimme mitschwang.
    Danni verneinte und sah ihn wieder mit diesen großen, runden grauen Augen an, in denen ihre ganze Seele zu liegen schien. Sean zwang sich zu einem Lächeln, das beide allerdings nicht täuschen konnte. Er fühlte sich nicht ganz wohl mit seiner eigenen unmittelbaren Sorge und der Erleichterung, die ihn bei ihrer abschlägigen Antwort erfasste. Aber die Iren waren ein abergläubisches Volk, und Dinge, die einem Menschen anerzogen worden waren, ließen sich nur sehr schwer ignorieren. Ob es nun dumm war oder nicht, doch bei dem Gedanken, dass sie den Kamm genommen haben könnte, hatte ihn ein quälendes Gefühl der Vorahnung beschlichen, das einem bösen Omen gleichkam.
    »Es ist gut, dass du ihn nicht angenommen hast«, sagte er und hoffte, ungezwungener zu klingen, als er sich fühlte. »Auch wenn es natürlich nur eine Legende ist. Eine der Geschichten, die Mütter jahrhundertelang benutzten, um ihren Kindern durch Furcht Gehorsam einzutrichtern. Aber es ist trotzdem gut, dass du ihn nicht angenommen hast.«
    Danni beobachtete ihn noch immer mit großen Augen, in denen nun auch ein Anflug von Besorgnis zu erkennen war. Dass sie nach wie vor das Weinglas in den Händen hielt und hin und her drehte, schien ihr nicht einmal bewusst zu sein. »Was wäre geschehen, wenn ich ihn genommen hätte?«, fragte sie.
    Sean griff nach ihrer Hand, um ihre nervösen Finger zur Ruhe zu bringen. Sie waren kalt wie Eis, und ohne darüber nachzudenken, umschloss er sie mit seinen warmen Händen. Er hörte, wie sie scharf den Atem einsog, was seine Gedanken nur noch tiefer in die Versuchung verstrickte, die Danni MacGrath für ihn darstellte.
    Er räusperte sich und wünschte, er könnte seine Hände wieder zurückziehen, doch nachdem er einmal begonnen hatte, schienen seine Finger wie von selbst zu funktionieren, massierten Dannis zarte Haut und brachten Wärme in ihre eisig kalten Fingerspitzen.
    »Meine Nana würde sagen, dass sie eine Banshee ist«, beantwortete er schließlich ihre Frage.
    »Eine was?«
    »Eine Fee, schätze ich, nur nicht von der Art, die euer Disney sich ausgedacht hätte.« Er schaute Danni in die Augen und versuchte, seine nächsten Worte harmloser erscheinen zu lassen, als sie waren. »Der Legende nach erscheinen sie, um dir zu sagen, dass jemand entweder schon gestorben ist oder noch sterben wird.«
    Danni blinzelte ein paarmal. Sean konnte sehen, wie schwer es für sie war, seine Erklärung zu verarbeiten, und spürte, wie ein leises Zittern sie durchlief. Ihre Finger unter seinen Händen ballten sich zu harten kleinen Fäusten, die er eine nach der anderen an seine Lippen führte, um seinen warmen Atem darauf zu hauchen. Danni beobachtete ihn derweil mit dieser aufreizenden Mischung aus Vertrauen und Zweifel.
    »Banshees - oder Weiße Frauen - heulen um die Toten.«
    »Heulen«, wiederholte Danni mit einer Stimme, die von weit, weit her zu kommen schien. »Ja, das ist es, was es war. Es war so schrill, dieses Geheul ... wie Glas - wie eine Million zerspringender Gläser, könnte man sagen.«
    Sean nickte, weil er sehr wohl wusste, wie schrill und gellend Trauer sein konnte. Ein langer Moment verstrich, dann fragte sie: »Und was ist mit dem silbernen Kamm? Was hat der zu bedeuten?«
    »Weißt du irgendetwas über die Iren, Danni?«
    »Nur dass sie am St. Patrick's Day Grün tragen und sagen, man dürfe einen Kobold niemals gehen lassen, wenn man seinen Topf mit Gold will.«
    »Na ja, es steckt schon noch ein bisschen mehr in uns als das.«
    »Das dachte ich mir.«
    Ihre Stimme war leiser und ein bisschen heiserer geworden bei diesen Worten, und sie sah ihn auch nicht an. Sean fragte sich, was ihr wohl gerade durch den

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