Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
umgehen«, gestand Danni.
Fia grinste. »Können Sie eine Nadel halten?« Danni nickte. »Dann schaffen Sie das schon.«
Sie deutete auf einen der Sessel und reichte Danni eine Blechdose mit weißen und pinkfarbenen Pailletten. »Dáirinn will ein Katzenkostüm mit Ballettröckchen«, erklärte sie, noch immer lächelnd. »Ich möchte, dass Sie ein paar Pailletten auf die Rüschen aufnähen.«
Fia schüttelte das Kostüm aus, um es ihr zu zeigen, und eine weitere Erinnerung bestürmte Danni, als sie zusah. Für den Body hatte Fia einen weichen weißen Stoff genommen, auf den sie orangefarbene Filzstreifen aufgenäht hatte. Ein Röckchen aus pinkfarbenem Tüll bauschte sich an der Taille, und Danni überfielen Erinnerungen daran, wie es sich angefühlt hatte, wie eine Ballerina herumzuwirbeln, während sie ihre Kätzchenkrallen durch die Luft gezogen und aus vollem Hals miaut hatte.
Ohne sich des Aufruhrs in Danni bewusst zu sein, den sie verursacht hatte, fädelte Fia eine Nadel ein und zeigte Danni, wie sie die Pailletten auf die Rüschen nähen sollte.
Als Nächstes nahm sie das schwarz-weiße Pferdekostüm heraus, das sie für Rory angefertigt hatte. Eine weitere Gedächtnisstütze, eine weitere jäh in Danni aufflackernde Erinnerung an ihr jüngeres Ich und ihren Bruder, wie sie, jubelnd vor Freude, den Korridor hinunterrannten. Fia hatte das Kostüm bereits mit einer Mähne und einem Schwanz aus grobem Garn versehen, und jetzt arbeitete sie an Kopf und Hufen. Von den Haarbüscheln aus orangefarbenem Fell an den spitz zulaufenden Ohren der Katze bis hin zu der schwarzen Mähne, die das Pferd trug, hatte Fia nicht die kleinste Einzelheit an beiden Kostümen übersehen.
»Sie sind fantastisch«, sagte Danni.
Fia lächelte erfreut. »Danke! Ich habe wochenlang daran gearbeitet. Sie wären überrascht, wie kompliziert es ist, ein Pferdekostüm zu nähen.«
»Ich glaube, dass ich überhaupt nicht überrascht wäre. Ich muss Sie warnen - auch nur einen Knopf anzunähen ist für mich schon mehr als schwierig.«
»Keine Sorge, die Pailletten müssen nicht gerade sitzen, und meine kleine Dáirinn würde einen Fehler nicht einmal bemerken, wenn er sie in die Nase bisse.«
Die Zuneigung in diesen wenigen Worten hätte Danni fast ein Aufschluchzen entrissen. Aber sie gab sich alle Mühe, ihre Fassung zu bewahren. Es wäre nicht gut, wenn Fia sie für labil hielte.
Eine Weile saßen sie nebeneinander und sprachen nicht. Danni hatte tausend Fragen, doch alle waren zu persönlich, um einfach so damit herauszurücken, und so saß sie nur stumm und elend da und benähte das Tutu mit den Pailletten.
»Michael erzählte mir, dass Sie erst gestern Nacht aus Amerika eingetroffen sind. Das war eine weite Reise. Sie sind bestimmt noch ganz erschöpft«, bemerkte Fia.
»Ich leide ein bisschen am Jetlag, aber nichts, was ein Starbucks nicht kurieren könnte.«
Fia legte den Kopf ein wenig schräg und runzelte die Stirn. »Ein was?«
»Egal«, murmelte Danni schnell, da sie nicht sicher war, ob es diese Coffeeshops überhaupt schon gab.
Pass auf, was du sagst, Danni!
Fias Augen verrieten Neugier, doch sie beharrte nicht auf ihrer Frage. »Wo haben Sie in Amerika gelebt?«, erkundigte sie sich stattdessen.
»In Arizona. Waren Sie schon einmal in den Vereinigten Staaten?«
»Nein. Ich war noch nie woanders. Meine Schwester ist allerdings nach Kalifornien gezogen.«
»Wirklich? Und wohin?«
Diesmal sah Fia so aus, als hätte sie ins Fettnäpfchen getreten. Ein kleines, unbehagliches Lachen entrang sich ihr, und sie schüttelte den Kopf. »An den genauen Ort kann ich mich nicht entsinnen. Wir haben nicht mehr viel Kontakt.«
Ich lüge, stand ihr praktisch auf der Stirn geschrieben, dachte Danni. Aber warum sollte Fia sich veranlasst fühlen, wegen so etwas zu schwindeln? Danni ließ die Sache nur ungern auf sich beruhen, doch Fias ganzer Körper hatte sich versteift, als spürte sie Gefahr im Verzug.
Danni wandte sich wieder den Pailletten zu und sagte beiläufig: »Kalifornien ist schön. Ich war ein paarmal dort. Sie wissen schon, in Disneyland und Hollywood. Ich wollte auch immer nach San Francisco, habe es aber nie geschafft.«
»Ich wollte auch immer reisen. Doch dann begegnete ich Cáthan, und hier bin ich.«
Eine traurige Endgültigkeit haftete ihren Worten an. »Sie müssen noch sehr jung gewesen sein, als Sie geheiratet haben«, bemerkte Danni.
»Siebzehn. Als läge das hundert Jahre zurück, kommt es mir
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