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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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nahm sich eine Minute Zeit, um jedes Dokument zu überfliegen, dann legte er sie sorgfältig zur Seite und schaute Webster direkt in die Augen.
    »Okay. Das ist interessant. Das ist nett. Aber es ist kein Fortschritt. Ihre Honorare bringen mich um. Es steht mehr in Ihren Rechnungen als in diesen Berichten. Sie scheinen vergessen zu haben, was ich will.«
    »Ich verstehe Sie. Es hat in den letzten Wochen Zeiten gegeben, in denen ich dachte, dass es einfach nicht zu schaffen ist.«
    »Wenn Sie es nicht schaffen können, dann hören wir heute noch auf. Das hier ist kein Angelausflug.«

    »Ich glaube, dass wir es können. Lassen Sie mich Ihnen erklären, was wir meiner Meinung nach herausgefunden haben. Ihre Einschätzung von Malin stimmt. Er schröpft den russischen Staat mehr als jeder andere. Aber um das zu beweisen, müsste man tief nach Russland hineingehen, so tief, dass man wahrscheinlich niemals zurückkäme. Und in seiner Vergangenheit gibt es nichts, weswegen man ihn verurteilen könnte. Niemand redet. Alle, die etwas wissen, stehen auf seiner Gehaltsliste.«
    »Also«, sagte Tourna mit einem Blick auf Hammer, »wo ist da die Hoffnung?«
    »Wir schauen nicht mehr auf ihn, sondern auf seine Organisation.« Webster wurde jetzt lebhafter, beugte sich vor und unterstrich seine Sätze, indem er auf den Tisch klopfte. Er nahm ein Exemplar seines Berichts, drehte es herum und zeichnete mit Bleistift eine liegende Acht auf die Rückseite – das Symbol für Unendlichkeit. »In Russland hat er dieses große Netzwerk, wundervoll organisiert und schwarz wie Pech.« Er begann die rechte Seite der Acht zu schraffieren. »Man kann nicht hineinsehen. Hier drinnen stiehlt er das Geld, und hier drinnen verwaltet er auch seine Investments. Doch das Geld muss zuerst herauskommen, bevor es wieder hineingelangen kann. Deshalb gibt es ein zweites Netzwerk im Westen, bestehend aus unzähligen Offshore-Unternehmen.« Er zeigte mit seinem Bleistift auf die andere Seite. »Das ist, wenn überhaupt möglich, noch schöner. Eine Lage über der anderen. Man kann eine Ahnung davon bekommen, aber man gelangt nicht durch die Eingangstür. Und hier in der Mitte, wo die beiden Seiten zusammentreffen, sitzt Richard Lock und schaut in beide Richtungen.«
    »Also er weiß alles?«, sagte Tourna.

    »Er weiß alles. Und was noch besser ist: Ohne ihn funktioniert nichts davon. Alles muss über ihn laufen.« Webster machte eine Sekunde Pause. »Haben Sie die Updates gelesen, die ich Ihnen geschickt habe?«
    »Das habe ich.«
    »Dann wissen Sie von Dmitri Gerstman?«
    »Ja, das tue ich. Hässliche Geschichte. Im Zusammenhang mit Malin überrascht sie mich nicht.«
    »Mich hat sie überrascht.« Webster und Tourna wechselten einen Blick. »Wir wissen nicht, wer Gerstman umgebracht hat und ob er überhaupt umgebracht wurde, aber eines weiß ich sicher, nämlich, dass Lock große Angst hat.«
    »Ist das eine Hypothese?«
    »Nein, das ist eine Tatsache. Wir haben jemanden mit ihm sprechen lassen, nachdem er in Paris als Zeuge ausgesagt hat.«
    »Mein Gott, er war furchtbar in Paris.« Tourna bellte ein kurzes Lachen. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Am Anfang war er okay, man hatte ihn vorbereitet, aber als der Kronanwalt die Krallen ausfuhr … du liebe Zeit. Es war ein Gemetzel. Ein Gemetzel. Ich an Malins Stelle hätte mich eine Stunde später angerufen und um einen Vergleich gebettelt. Wer hat mit Lock gesprochen?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Okay. Was hat er gesagt?«
    »Er hat Angst. Er weiß, dass er in dieser Woche eine schlechte Figur abgegeben hat, und er hat Angst, nach Moskau zurückzufahren. Zumindest hatte er das; vielleicht ist er inzwischen schon wieder dort. Ich würde annehmen, dass er Angst hat, der Nächste zu sein.«
    »Er hat Angst. Gut. Er hat allen Grund dazu. Und jetzt?«

    Webster zögerte einen Augenblick. Es kam ihm der Gedanke, dass es eine hässliche Sache war, mit der Furcht eines verängstigten Mannes zu handeln. Er sprach weiter. »Malin kann ohne Lock nicht existieren. Ohne Lock bricht die Fiktion zusammen. Es ist eine einzige große Lüge, und er wird dafür bezahlt zu lügen. Wenn wir ihn überzeugen können, die Wahrheit zu sagen, haben Sie Ihren Prozess praktisch gewonnen. Malin müsste einer Menge Leute eine Menge erklären, und gleichzeitig wäre sein Geschäft lahmgelegt. Seine gesamte Finanzierung wird eintrocknen. Bryson Joyce werden vielleicht ihr Mandat niederlegen müssen.«
    »Ich verstehe das

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