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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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einzige Möglichkeit. Er zog seinen BlackBerry und ein normales Handy heraus, entnahm die Akkus und legte sie auf den Tisch. Er lächelte wieder. »Also – wo wollen wir anfangen?«
    Tschechanow überprüfte immer noch seine E-Mails. Er warf einen Blick auf seinen Schreibtisch und schaute dann mit hochgezogenen Augenbrauen Lock an. Seine Augen waren grau und wach. »Sind Sie bereit?«
    »Ja.« Lock wartete auf die Frage. Sie kam nicht.
    »Fangen wir mit Kasachstan an. Es bringt uns kein Geld, und der Manager betrügt uns. Ich glaube, ich habe letzte Woche einen Käufer gefunden. Wenn wir es verkaufen, werden etwa hundertachtzig Millionen hereinkommen. Seien Sie darauf vorbereitet, dieses Geld irgendwo zu parken.«
    Tschechanow redete und Lock machte sich skizzenhafte Notizen. Die Raffinerie in Rumänien stand kurz davor, ihren Kreditrahmen zu überschreiten, und brauchte Geld; in Bulgarien mussten Bestechungsgelder gezahlt werden, und zwar anständige, wenn sie diese Raffinerie in Burgas kaufen wollten; das Finanzunternehmen der Gruppe brauchte Geldmittel, um Equipment zu kaufen, das dann innerhalb von Russland weiterverleast werden sollte. Und so weiter und
so weiter. Die ganze Zeit über spürte Lock, wie das Handy in seiner Hosentasche gegen seinen Oberschenkel drückte.
    Er schaute auf seine Uhr. Es war 18:35. Alexej würde sicher bald gehen müssen. Er redete gerade über irgendein Problem mit Langland, ein Kunde hatte nicht gezahlt. Er suchte in seinen Mails nach den Details.
    »Es hat keinen Zweck. Ich muss los. Das hier kann warten.« Er schaute Lock an. »Haben Sie alles?«
    »Ja. Ich glaube schon.«
    »Gut. Gehen wir.«
    Tschechanow baute seine Handys zusammen, stand auf und ließ sie in seine Aktentasche fallen. Lock stand ebenfalls auf und setzte die Akkus seiner zerlegten Handys wieder ein. Er steckte eines in seine Hosentasche und tippte dabei in das andere Gerät die Kombination ein: unten, unten, rechts, unten, Mitte. Als Tschechanow sich über seinen Schreibtisch beugte, um den Computer herunterzufahren, klingelte Locks Handy. Lock zog es heraus, schaute es an, drückte eine Taste, als wolle er einen Anruf entgegennehmen, und bedeckte dann das Mikrofon mit der Hand.
    »Sorry«, sagte er halb geflüstert zu Tschechanow. »Macht es Ihnen etwas aus?«
    Tschechanow, der dabei war, seine Papiere zu sortieren, bedeutete ihm weiterzureden.
    »Philip, hallo. Wie geht es Ihnen?« Lock redete Englisch, machte dann eine Pause. »Sorry, ich war in einem Meeting. Ja, das kann ich. Scheiße, wirklich? Das ist nicht gut. Naja, ich muss gleich zu einem anderen Meeting, aber ja, ich habe zwanzig Minuten oder so. Warten Sie bitte einen Moment.« Wieder bedeckte er mit der Hand das Mikrofon. Tschechanow war zum Gehen bereit, Aktentasche in der Hand, einen
gesteppten Mantel über dem Arm. »Alexej, macht es Ihnen etwas aus, wenn ich dieses Telefonat erst zu Ende führe? Es ist wichtig.«
    Tschechanow schaute Lock an. Irgendwie schien er in der letzten Minute härter geworden zu sein. »Kommen Sie mit mir. Ich fahre Sie ins Ministerium. Beenden Sie Ihr Gespräch auf dem Weg dorthin.«
    »Es könnte etwas dauern«, sagte Lock. »Ich will Sie nicht langweilen.«
    »Nein.« Tschechanow sprach jetzt sehr bestimmt. »Kommen Sie mit mir im Auto. Ansonsten rufen Sie diese Person zurück.«
    »Nun, im Ministerium muss ich ja erst in … Ja, okay. Ja. Ich komme mit Ihnen.«
    Lock spürte, dass er einen roten Hals bekam. Tschechanow war instruiert worden. Man vertraute ihm nicht mehr. »Okay, Philip. Sorry. Wie kann ich Ihnen helfen?« Das ist lächerlich, dachte er, während er hinter Tschechanow die Treppe hinunterging und gelegentlich Ja oder Nein sagte, um seine Lüge aufrechtzuerhalten. Tschechanow trat aus dem Gebäude und ging zu seinem Auto, das direkt davor stand. Lock folgte ihm und fragte sich, wie in aller Welt er das beenden sollte. »Genau. Hm. Okay, verstehe.« Er setzte sich auf den Rücksitz neben Tschechanow und schloss die Tür. Plötzlich war es so still, dass das schweigende und tote Telefon in seiner Hand brannte. »Philip, hören Sie zu. Ich glaube, das klingt gar nicht so schlecht. Sie müssen heute Nachmittag mit den Buchhaltern reden und sehen, ob die ein komplettes, ein komplettes Audit von allem machen können. Haben Sie eine Vorstellung, von wie viel wir reden? Hm. Okay. Das könnte schlimmer sein.« Er seufzte in der
Hoffnung, dass es authentisch klang. »Hören Sie zu, lassen Sie uns morgen

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