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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gegeben und ihn ordentlich angestupst, aber ich wusste nicht, wie sorgfältig die losen Sachen im Laderaum befestigt waren. Wahrscheinlich miserabel, denn Ordnung war nicht Monikas starke Seite.
    Vor dem Geländewagen hob sich die Schranke, er verließ die Garage. Da das Rückfenster verdunkelt war, konnte ich nicht einmal erkennen, wie viele Personen in dem Wagen saßen. Ich fuhr zur Schranke und öffnete das Seitenfenster. Der Jeepfahrer hatte seinen Parkschein im Automaten stecken lassen. Wozu sich die Mühe machen, da sich die Schranke ja auch so öffnete. Mochten andere hinter ihm aufräumen.
    Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich schnappte mir den Parkschein und warf ihn auf den Beifahrersitz, zahlte mit der Kreditkarte von Monikas Firma und nahm die Verfolgung auf. Schon im Tunnel, der zur Straße führte, holte ich den Audi ein, und als er an der Ampel hielt, um nach links abzubiegen, setzte ich mich daneben. Ich öffnete das Fenster und wedelte mit dem Parkschein. Neben dem Fahrer, der eine Schirmmütze trug, saß ein zweiter Mann, der auf mein Gehupe aufmerksam wurde und ebenfalls das Fenster herunterrollte.
    «Keine Fotos!», brüllte er. «Man wird doch noch in Ruhe einkaufen dürfen!»
    «Sie haben etwas vergessen», sagte ich und hielt ihm den Parkschein hin. Ich hatte den Mann erkannt. Usko Syrjänen gehörte ganz offensichtlich zu denjenigen, die meinten, sich nicht an die allgemein gültigen Spielregeln halten zu müssen. Er starrte verblüfft auf das Pappstück.
    «Soll ich etwa ein Autogramm … Doch nicht an der Ampel!»
    Die Ampel sprang auf Grün, allerdings nur für Syrjänens Wagen, nicht für meine Spur, aber ohne mich am Hupen der folgenden Autos zu stören, kurvte ich hinter dem Jeep auf den Westring. Der Geschäftsmann Syrjänen war nicht der Einzige, der Regeln missachten konnte. Vielleicht sollte ich ihm drohen, den Revolverblättern, die selbst kleine Verfehlungen gern groß aufbauschten, einen Hinweis auf das rücksichtslose Verhalten seines Chauffeurs zu geben. Auf falsches Abbiegen stand mindestens eine Geldstrafe.
    Syrjänens Wagen nahm die Zufahrt nach Westen. In Richtung Kopparnäs, dachte ich. Wollte er sein künftiges Areal besichtigen? Nach mehrfachem Spurwechsel und ein paar Haken gelang es mir, links zu dem Jeep aufzuschließen. Ich wollte den Fahrer sehen.
    Das wäre mir beinahe zum Verhängnis geworden. Als ich sah, wer am Steuer saß, war ich nahe daran, die Kontrolle über meinen Wagen zu verlieren und gegen die Mittelplanke zu prallen. In dem schmalen, blassen Gesicht fehlte der Ziegenbart, und die Augen waren hinter einer Pilotenbrille verborgen, doch jeder Irrtum war ausgeschlossen. Dieser Mann hatte meine damalige Arbeitgeberin entführt und auch mich verfolgt. Der Fahrer war Juri Trankow.

9
    Mit Müh und Not gelang es mir, den Geländewagen nicht aus den Augen zu verlieren. Inzwischen war ich längst an ihm vorbeigerast, und auf der Überholspur konnte ich das Tempo nicht drosseln, denn mir hing bereits jemand an der Stoßstange. Was zum Teufel tat Trankow in Finnland – noch dazu in Syrjänens Gesellschaft? Er hatte eine finnische Abgeordnete entführt und war deshalb vor knapp zwei Jahren unter Einreiseverbot gestellt worden. An allen Grenzübergängen hatte ein Haftbefehl bereitgelegen. War diese Anordnung aufgehoben worden? Wusste die Abgeordnete Helena Lehmusvuo davon? Sie hatte mir gegenüber zwar behauptet, die Entführung ohne körperliche Verletzungen und mit minimalem seelischem Schaden überstanden zu haben, doch eine neuerliche Begegnung mit ihrem Entführer würde die alten Wunden sicherlich aufreißen.
    Was sollte ich jetzt tun? Syrjänen und Trankow verfolgen? Ich wusste nicht, ob Trankow mich gesehen hatte. Für Syrjänen war ich ein Niemand, er hatte mich nicht erkannt. Aber ich hatte keine Ahnung, wie weit die Fahrt gehen würde und ob die Verfolgung sinnvoll war.
    In Suomenoja nahm ich die Ausfahrt und wendete in Richtung Helsinki. Monika erwartete mich im Restaurant, doch zuerst musste ich mit Laitio reden, den ich bei der Gelegenheit auch gleich nach Rytkönen ausfragen konnte. Hoffentlich war Laitio in seinem Arbeitszimmer in der Urheilukatu und nicht im Hauptquartier der Zentralkripo in Jokiniemi.
    Im Vorort Ruoholahti stand der Verkehr. Mussten alle im eigenen Pkw ins Zentrum fahren, statt den Bus zu nehmen? In den meisten Blechkisten saß nur eine einzige Person. Auf der Nebenspur zog sich eine Frau die Lippen nach und sprach

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