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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Könnte ich das Gemüse nicht schon morgen aus Veikkola holen statt übermorgen? Es ist doch sowieso schon geerntet.»
    «Ich brauche frisches Zeug für Freitag», knurrte Jouni, aber Monika ging bereitwillig auf den Kompromiss ein. Sie billigte mir jedoch nur eine halbe Stunde bei Tiina Mäkelä zu, danach sollte ich schleunigst zurückkommen.
    Nach der Arbeit suchte ich in meinem Versteck nach dem besten Foto von David, das ich besaß. Es war vor anderthalb Jahren im Gebirge bei Sevilla entstanden. David hatte darauf kurzes blondes Haar und blickte direkt in die Kamera. Seine Augen lächelten, sein Mund nicht. Gerade deshalb mochte ich dieses Bild am liebsten. Es war, als hätten Davids Augen der Fotografin, also mir, seine wahren Gedanken offenbart. Aber vielleicht hatte er mich in Wahrheit ausgelacht. In Montemassi hatte er mir mehrmals gesagt, er habe sich kein einziges Mal mehr nach Finnland gewagt, nachdem er das Land an Bord der
I believe
verlassen hatte. Es erweckte mehr und mehr den Anschein, dass das eine Lüge gewesen war.
    Der leere Lieferwagen bebte im Wind, als ich auf der Autobahn in Richtung Veikkola fuhr. Aus den Lautsprechern tönte zur Ermutigung der Song «Musta humppa» von Eläkeläiset. In Veikkola lud ich die Wurzelfrüchte und das restliche Gemüse so schlampig ein, dass Jouni mich ausgeschimpft hätte. Er achtete extrem penibel auf die Qualität der Zutaten und brachte damit Monika, die nichts wegwerfen wollte, bisweilen auf die Palme. Ich fuhr über Lapinlahti nach Siuntio, und natürlich hatte ich einen Traktor vor mir, der einen Anhänger mit Holz zog und mich mehrere Kilometer hinter sich herzockeln ließ, obwohl ich wie wild die Lichthupe betätigte. Es war zwanzig vor vier, als ich das Haus endlich erreichte. Tiina Mäkelä öffnete schon, bevor ich geklingelt hatte. Hinter ihr sprang ein Rauhaardackel herum, der mich laut ankläffte.
    «Onni will spazieren gehen, aber er muss warten, bis wir fertig sind. Komm rein.»
    Durch einen verwinkelten Flur gingen wir ins Esszimmer. Tiina Mäkelä hatte statt der Dallas-Frisur, die ich von den Fotos kannte, mittlerweile einen graublonden Pagenkopf, die viereckige Brille mit dem schwarzen Gestell gab ihrem Gesicht ein kantiges Aussehen. Sie sah mich prüfend an und stellte fest: «Du hast nicht viel Ähnlichkeit mit Anneli. Eher mit deinem Vater.» Es klang wie eine Verurteilung. «Möchtest du Kaffee?»
    «Danke, nicht nötig. Erzähl mir lieber gleich von dem Polizisten. Warum war er hier, was wollte er wissen?»
    «Darüber habe ich mich auch gewundert. Er hat mich zweimal angerufen und sich vergewissert, dass ich wirklich diejenige bin, die mit Anneli Karttunen, verheiratete Suurluoto, im Gymnasium und an der Pädagogischen Hochschule war. Natürlich habe ich ihn gefragt, was die Polizei von mir will, dreißig Jahre nach Annelis Tod. Er sagte, er arbeite an einer Untersuchung über die Charakteristika von Gattenmorden in Finnland, Estland und Deutschland. Es ginge um ein Projekt der europäischen Polizei, und Annelis Ermordung sei als einer der genauer zu betrachtenden Fälle ausgewählt worden. Beim ersten Anruf habe ich gesagt, ich wolle mich nicht mehr daran erinnern. Er gab mir einige Tage Bedenkzeit, und dann kam es natürlich so, wie es oft geht, wenn man gezwungen wird, in die Vergangenheit zurückzukehren: Anneli fing an, mich zu verfolgen.»
    «Verfolgen? Wie?»
    «Sie hat sich in meine Träume gedrängt. Einmal warst auch du dabei, du bist durch das Kirchenschiff gegangen und hast geweint. Es war, als hätte Anneli verlangt, dass ich mich erinnere und mit dem Polizisten spreche, als wäre ich es ihr schuldig. Also habe ich schließlich zugestimmt, ihn zu treffen – genau wie jetzt dich.»
    Der Mann hatte Tiina Mäkelä gebeten, ihm alles zu erzählen, was sie über Anneli wusste, und alte Fotos herauszusuchen. Als ich das hörte, bekam ich eine Gänsehaut.
    «Hast du ein Foto von meiner Mutter, auf dem sie lächelt und einen Rubinring am rechten Ringfinger trägt? Dasselbe Foto, das bei der Gedenkfeier auf dem Tisch stand?»
    «Ja. Willst du es sehen? Der Polizist hat mich gebeten, ihm das Bild und noch ein paar andere zum Kopieren zu überlassen, und er hat sie zurückgeschickt, wie er versprochen hatte.»
    «Warte, zuerst will ich dir ein Foto zeigen.» Ich holte die Aufnahme von David aus der Tasche. «Ist das der Polizist, der dich besucht hat? David Stahl?»
    Bei unserem Treffen in Italien hatte David zwar schwarze Haare

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