Der Lord ihres Herzens
„Constantine hat mir so viel Freude bereitet, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Es ist, als wäre ich all die Jahre tot gewesen und er hätte mich zu neuem Leben erweckt. Ich habe mich noch nie so unbeschwert und frei gefühlt. Und er braucht mich, damit ich mich um ihn kümmern und an ihn glauben kann. Ich muss ihn nur dazu bringen, es einzusehen.“
Jane stockte und Montford fragte sich, ob sie es wohl bedauerte, so viel gesagt zu haben.
Ihre kleine Ansprache hatte ihn unwillkürlich berührt. Sie war immer eigenständig gewesen und ruhig. Manchmal hatte sie einen trockenen Humor bewiesen, aber eine solche Lebhaftigkeit, eine solche Leidenschaft, hatte er an ihr noch nicht erlebt. Offenbar hatte Black ihr doch gutgetan.
Er zögerte. In Anbetracht seiner Haltung heute wäre es ein wahres Wunder, wenn sie Lord Roxdale an einem einzigen Abend umstimmen könnte. Und wenn es ihr gelang, dann würde er ihr ihren Willen lassen müssen. Sie war jetzt unabhängig von ihm. Er konnte nicht viel dagegen unternehmen, wenn sie beschloss, ihrem Herzen zu folgen. Lady Arden hatte recht. Er wollte Jane nicht noch einmal verlieren. „Also schön“, sagte er schließlich. „Ich gebe Ihnen einen Abend.“ Sie warf ihm die Arme um den Hals und küsste ihn auf die Wange. Ihre Augen leuchteten wie Sterne. Er blickte auf sie herab und wurde zurückversetzt in eine Zeit, als sie ihn immer so angesehen hatte. Ihren Prinzen hatte sie ihn genannt, als er sie aus diesem elenden Gästehaus in den Elendsvierteln gerettet hatte.
Aber so warmherzig hatte sie ihn noch nie umarmt. Er war immer so sorgsam darauf bedacht gewesen, Distanz zu wahren. Er hatte nie riskieren wollen, dass man ihn, was seine Mündel anging, der Unkorrektheit bezichtigte. Zum ersten Mal ließ Montford alle Vorsicht fahren. Er schloss die Arme um sie und drückte sie an sich.
Und ihm kam der Gedanke, dass Roxdale sich glücklich schätzen durfte, die vorbehaltlose Zuneigung dieser jungen Frau gewonnen zu haben. Nun war Roxdale ihr Prinz, und genauso sollte es auch sein.
Aber wenn ihr Prinz nicht um sie kämpfen wollte, hatte er eine solche Frau auch nicht verdient. Wenn er doch kämpfte, vielleicht würde Montford dann seine Einwände überdenken -zum Wohl der Familie natürlich. Lazenby war immer noch ein begehrenswerter Fang, egal, wer dort Herr war.
Was auch geschehen würde, im Augenblick genoss er es, sein kleines Mädchen wiederzuhaben. Freiwillig würde er nichts tun, um dieses zerbrechliche Einvernehmen zu zerstören.
Er gab einer spontanen Regung nach und küsste Jane auf den Scheitel. „Am Ende wird alles gut, meine Kleine. Sie werden schon sehen.“
26. Kapitel
Am Ballabend zitterten Janes Finger so sehr, dass sie nicht einmal den Versuch wagen wollte, sich die Nase zu pudern.
„Hier, ich mache es für dich“, sagte Rosamund stäubte ihr sanft etwas Puder ins Gesicht.
Dann trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. „Rote Wangen hast du schon, da brauchen wir kein Rouge. Vielleicht ein bisschen auf deine Lippen. So ist es schön. Schau her.“
Jane drehte sich um und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Haar war in kunstvolle Locken gedreht und auf dem Kopf aufgesteckt. Es wirkte dunkler und von dem kastanienbraunen Schimmer war kaum noch etwas zu sehen. Ihre Augen strahlten, ihre Wangen waren zart gerötet und ihre Lippen sahen weich aus und voll und rot.
„Sind Sie bereit für Ihr Kleid, Mylady?“ In Wilsons Ton schwang Missbilligung mit. Jane beachtete das Missfallen ihrer Zofe nicht weiter und nickte.
„Jetzt kommt der schönste Moment!“ Cecily sprang förmlich auf und ab, ohne darauf zu achten, dass sie ihr Musselinkleid zerknitterte. Auch sie war für den Ball gekleidet, was Jane stutzig hätte machen sollen, da Cecily den Ball nicht besuchen durfte. Doch in Janes Gedanken war im Augenblick für nichts anderes Raum als für Constantine.
Wilson brachte das Kleid. Es war eine herrliche karminrote Robe mit tiefem Ausschnitt. Ein so gewagtes Kleid hatte Jane noch nie getragen, aber es passte zu ihrer Stimmung. Die Farbe erinnerte sie an Feuer, an pure Leidenschaft und die Art und Weise, wie Constantine ihr Blut zum Sieden gebracht hatte.
Wilson streifte ihr das Kleid über den Kopf. Die Seide raschelte und flüsterte und rutschte ihr kühl und glatt über den Leib. Sie hielt den Atem an, als ihre Zofe sich daran machte, die Knöpfe im Rücken zu schließen.
Als Wilson fertig war, drehte Jane sich um, um sich im
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