Der Lord ihres Herzens
Standspiegel zu betrachten. Nach Wochen tiefstem Schwarz verlieh die prunkvolle Farbe ihren Lebensgeistern neuen Auftrieb.
Rosamund lächelte sie an. „Oh, Jane, du siehst göttlich aus! Ich habe dich nie so strahlend gesehen.“
„Die Farbe ist genau die richtige für dich. Habe ich es euch nicht gesagt?“ Cecily klatschte in die Hände und begann, in Janes Schmuckschatulle zu kramen. „Ich kann es nicht erwarten, Montfords Gesicht zu sehen!“
„Ich kann es nicht erwarten, Roxdales Gesicht zu sehen“, murmelte Rosamund. „Glaubst du, dass er schon beim Dinner hier sein wird?“
Jane schlug das Herz bis zum Hals. „Wollen wir es hoffen. Ich will, dass er dabei ist, wenn ich meine Ankündigung mache.“ „Ankündigung?“ Cecily hob den Kopf. „Was für eine Ankündigung?“ Sie kramte weiter. „Ah. Hier habe ich etwas gefunden.“ Vorsichtig nahm sie ein schweres Halsband aus der samtbezogenen Schublade heraus. Es glitzerte im Kerzenlicht.
„Das kann ich dir nicht sagen“, erklärte Jane. „Es ist eine Überraschung.“
„Das ist aber schlecht. Ich werde nichts mitbekommen, weil ich ja nicht beim Dinner bin.“ Cecily klopfte sich auf die Lippen. „Außer ich leihe mir Diccons Livree und gehe als Diener.“
Rosamund schauderte. „Das klingt ja, als hättest du das schon einmal gemacht.“ Sie hielt die Hand hoch. „Keine Einzelheiten. Ich will es gar nicht wissen.“
Kopfschüttelnd fügte Rosamund hinzu: „Gott sei Dank kommt Tibby nächste Woche, um mich als Anstandsdame abzulösen. Diese Verantwortung gebe ich gerne ab.“
„Du bist meine Anstandsdame?“ Cecily runzelte die Stirn. „Ich dachte, ich wäre deine!“
„Ach ja? Also bitte, in welcher Gesellschaft würde man dich denn als geeignete Anstandsdame betrachten, Cecily?“
Jane lächelte und ließ die Gedanken vom Geplänkel der Cousinen abschweifen. Je näher das Dinner rückte, desto nervöser wurde sie.
Tief durchatmen. Du musst tief durchatmen. Sie musste sich beruhigen. Wenn sie in den nächsten Stunden zögerlich oder verängstigt wirkte, würde ihr ganzer Plan scheitern.
Constantine brauchte sie, um ihn in die Gesellschaft zurückzuführen. Das wollte sie an diesem Abend tun.
Wenn man in der vornehmen Welt irgendetwas Außergewöhnliches durchsetzen wollte, musste man dem Aufsehen, das man erregte, mit absoluter Unbekümmertheit begegnen. Die Westruthers scherten sich nicht um die Meinung der anderen. Das hatte sie von Montford und auch von ihren Cousins und Cousinen gelernt.
Sie brauchte all ihren Mut an diesem Abend, um diese große Geste zu vollbringen, und all ihre Haltung, um ihr Vorhaben ohne zu straucheln umzusetzen. Um Constantines willen betete sie, dass es ihr gelingen möge.
Die ersten Gäste, denen Constantine bei seiner Ankunft in Montford House begegnete, waren Lady Arden und Lord deVere.
Er verneigte sich, recht viel mehr fiel ihm zur Begrüßung nicht ein. Sein Herz klopfte bis zum Hals und sein Inneres war hart vor Anspannung. Er wusste nicht einmal, warum er überhaupt gekommen war. Folgte er etwa einem falsch verstandenen Pflichtgefühl Montford gegenüber? Ganz bestimmt aber war er nicht hier, um Jane zu sehen.
„Constantine.“ Lady Arden sprach leise. Sie nahm ihn am Ellbogen und zog ihn zur Seite. „Ich hoffe, deine Anwesenheit heute Abend bedeutet, dass du es dir mit der Verlobung noch einmal anders überlegt hast.“
„Ich würde nicht sagen, dass ich es mir anders überlegt hätte“, murmelte er und sah sich um. „Montford hat sich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ich von meinem Versprechen entbunden werde. Das ist doch nett von ihm, nicht wahr?“
Er sah auf sie hinunter. Sorge und Enttäuschung überschatteten ihre dunklen Augen. Er bedauerte, dass sie durch all diesen Dreck gezerrt worden war.
Sanfter sagte er: „Es wird alles sehr zivilisiert sein. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich benehme mich.“
Constantine hoffte inständig, dass er nicht gezwungen sein würde, sich lang zu benehmen.
Wenn doch nur George hier wäre, dann hätte er einen Verbündeten, doch George hasste gesellschaftliche Veranstaltungen. Er war sowieso nur in der Stadt, um Constantine beizustehen und ihn davon abzuhalten, etwas Übereiltes zu tun.
Mit einem drohenden Blick in Constantines Richtung ließ Lady Arden sich von deVere in den Salon geleiten. Constantine blieb allein in der Eingangshalle zurück. Er wünschte sich jetzt, dass er nicht auch noch die Einladung zum Dinner
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