Der Lord ihres Herzens
hatte nie darüber gesprochen, nicht einmal mit Rosamund oder Cecily.
Hatte sie es vielleicht erraten? Nein, das war unmöglich. Dazu war Rosamund viel zu arglos und viel zu bereit, in jedem das Gute zu sehen.
„Du solltest weglaufen“, meinte Cecily. „Und wenn du schon dabei bist, nimm uns gleich mit.“
Rosamunds Miene hellte sich auf. „Wohin würden wir denn gehen, wenn wir könnten?“
„Überallhin!“, erklärte Cecily. „Nach Paris, Rom, Ägypten.“ Sie stützte das Kinn in die Hände, sodass ihre dunklen Locken wippten. Ihre Augen strahlten. „Wäre das nicht ein herrliches Abenteuer?“ „Ich könnte mir vorstellen, dass es überaus unbequem wäre“, erwiderte Jane. Sie biss sich auf die Lippen. „Wenn es nur um den Besitz ging, wäre es ja nicht so schlimm. Aber es geht um Luke.“ Rosamund schüttelte den Kopf. „Frederick wusste, wie sehr du Luke liebst. Wie konnte er nur Constantine Black zu seinem Vormund ernennen?“
„Ich verstehe es auch nicht. “ Jane verschränkte ihre Finger krampfend ineinander. „Vielleicht hat er diese Bedingung vor langer Zeit festgelegt und sich einfach nicht die Mühe gemacht, sie zu ändern.“ Sie biss auf ihre Unterlippe. „Vielleicht war es auch mehr als das. Luke ist schließlich ein Black und ihr wisst, wie schrecklich stolz sie alle sind. Es würde mich nicht überraschen, wenn Frederick gewollt hätte, dass Luke von seiner eigenen Familie aufgezogen wird, ganz unabhängig davon, wie es anderen damit geht.“
Vor allem, wie es Luke damit geht, dachte sie bitter. Frederick hatte den Knaben nie gemocht!
„Du willst doch nicht etwa sagen, dieser Schuft erlaubt nicht, dass du Luke behältst?“, rief Cecily aus.
Die Ungerechtigkeit brannte in Janes Brust. „Er sagt, er könne es nicht erlauben, weil er nicht wisse, ob ich geeignet sei, mich um Luke zu kümmern, stellt euch das mal vor!“
„Infam!“, erklärte Cecily.
„Das Naheliegende wäre natürlich, du würdest Constantine Black heiraten, oder?“, fragte Rosamund ruhig.
„Diesen Flegel heiraten?“, rief Jane entsetzt. „Beckenham hat dasselbe gesagt, aber, ach, Rosamund, ich dachte, wenigstens du würdest mich verstehen.“
Rosamund erhob die Hand. „Nicht um alles in der Welt würde ich dich dazu drängen, dich mit diesem Taugenichts, der er ja sein soll, zu vermählen, aber anscheinend sind deine und seine Angelegenheiten untrennbar miteinander verwirrt. Der Besitz ist durch Fredericks Testament geschwächt. Er hat keine finanzielle Vorsorge für Luke getroffen. Beckenham hat sich furchtbar darüber aufgeregt. Er hat mir gesagt, wenn Lazenby erhalten bleiben soll, müssen du und Constantine Black heiraten.“
Cecily meinte: „Sie hat recht, Jane! Und was viel wichtiger ist, du könntest Luke behalten.“
Janes Magen rebellierte. Panik breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Sie krallte ihre Finger hektisch ineinander. „Ich kann nicht! Ich kann ihn nicht heiraten. Nicht ihn und niemand anderen.“
„Es heißt, er wäre wahnsinnig attraktiv“, meinte Cecily. „Das müsste doch ein gewisser Trost sein. Ich meine, wenn du es schon mit irgendwem machen musst, den du nicht liebst, dann ist es doch besser, wenn er wenigstens attraktiv ist, findest du nicht?“
Vor Janes innerem Auge erschienen Constantine Blacks markante Züge. Nein, irgendwie machte seine umwerfende dunkle Schönheit die Aussicht auf es nur noch schlimmer.
Ihre Panik wurde immer größer. Beklemmung schnürte ihr die Kehle zu. „Ich kann nicht. Ich eigne mich einfach nicht zur Ehefrau. “ Rosamunds Gesicht wurde weich vor Mitgefühl. „Nur weil du Frederick kein Kind geboren hast, heißt das doch nicht, dass du dich nicht zur Ehefrau eignest, Jane.“
Oh doch, dachte Jane. Doch sie brachte es nicht übers Herz, über ein so intimes Problem zu sprechen, auch nicht mit Rosamund.
„Außerdem wird sich dieser Flegel doch wohl auch kaum als Ehemann eignen, oder sehe ich es falsch?“, fragte Cecily mit unfehlbarer Logik.
„Ich könnte mir vorstellen, dass ihr ganz gut miteinander auskommen würdet“, warf Rosamund ein.
„Du könntest dir ja einen Liebhaber nehmen“, schlug Cecily vor, wobei sie das Wort genüsslich auskostete.
Rosamund nickte. „Vermutlich müsstest du nicht einmal hier wohnen, wenn du nicht möchtest. Oder besser noch, du könntest ihn nach London schicken, während du hier alles am Laufen hältst. Ich finde, das klingt nach einem guten Arrangement.“
Nein, es klingt
Weitere Kostenlose Bücher