Der Lord ihres Herzens
entsetzlich, dachte Jane.
Rosamund ergriff Janes Hand und schwang sie sanft hin und her. „Es wäre klug, diese Gedanken nicht von vornherein zu verwerfen.“ Jane drückte Rosamunds kräftige, schlanke Finger. Sie seufzte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal selbst über mein Schicksal entscheiden dürfte. Natürlich bedauere ich Fredericks Tod wirklich. Aber ... Constantine Black heiraten? Wie konnte er das von mir verlangen?“
Janes Lage war verzwickt. Es kam für sie nicht infrage, Luke auf Lazenby Hall zurückzulassen, ohne jemanden, der ihn liebte, und nur in Gesellschaft eines verschwenderischen Freigeistes, der ein schlechtes Vorbild für ihn abgab. Noch machtvoller als das Band der Pflicht war die Liebe, die sie hier hielt, wenn sie Luke nicht mitnehmen konnte. Andererseits konnte sie als Witwe nicht ewig im Haushalt eines Mannes wie Constantine Black leben. Ihr Ruf würde die Schande nie überstehen.
In Rosamunds Gesicht zeichnete sich eine tiefe Bestürzung ab. Offenbar glaubte sie, Janes Schicksal sei besiegelt. Eine Westruther-Erbin durfte in Eheangelegenheiten einfach nicht über sich selbst entscheiden. Das hatten sie alle schon vor Langem akzeptiert. Janes Witwenschaft mochte sie von den hochfliegenden Erwartungen befreit haben, doch Fredericks Erbe nahm sie wieder gefangen.
All dieser Reichtum! Mit Freuden hätte sie ihn auf den Grund der Themse versenkt.
„Ich bin so wütend auf Frederick!“ Jane kämpfte gegen die Tränen. Sie wollte nicht schon wieder weinen. „Wenn dieses dumme Testament nicht wäre, hätte ich Luke bekommen können. Dann wären wir frei.“
„Jane, Jane.“ Cecily glitt vom Bett und kam zu ihr herüber. Sie nahm die Cousine tröstend in den Arm. „Du armes blindes Mädchen. Du weißt doch, wie Montford ist. Wenn nicht Constantine Black, würde er dir irgendeinen anderen passenden Kandidaten präsentieren, sobald die Trauerzeit vorüber ist. Zumindest bekommst du auf die Art das, was du willst.“
Jane schüttelte trotzig den Kopf, obwohl sie wusste, dass Cecily recht hatte. Der Duke setzte seine Vorhaben stets durch. Natürlich würde er sie nicht zu einer Ehe zwingen. Er würde es ihr schlicht unmöglich machen, sie abzulehnen.
Cecily seufzte. „Halt du ihr den Vortrag, Rosamund.“
„Das darfst du diesmal selbst übernehmen“, erklärte Rosamund großzügig. „Du kennst ihn besser als ich.“
Cecily strich mit ihren Händen die Ärmel ihres Kleides glatt. „Nun, ich habe ihn wohl auch öfter gehört als alle anderen, einschließlich Xavier. Ich glaube, ich kenne ihn sogar besser als Montford. Erst letzte Woche musste ich ihn korrigieren.“
„Er ist auch nicht mehr das, was er mal war“, erwiderte Rosamund lächelnd.
„Ja. Traurig.“
Jane sah sie finster an. „Ich brauche diesen Vortrag nicht. Ich kenne meine Pflichten. Deswegen stecke ich ja jetzt in diesem Schlamassel.“ Rosamund und Cecily sahen einander an und begannen beide: „Was glauben Sie wohl, was es heißt, eine Westruther zu sein, Lady Rox...“
„Nein! “, wehrte Jane ab, halb lachend, halb erzürnt über den nett gemeinten, aber fehlgeleiteten Versuch, die Situation aufzulockern.
Sie presste Finger und Daumen an die Schläfen. „Ihr habt recht. Natürlich habt ihr recht. Ich muss ihn heiraten. Das ist die einzige Möglichkeit, Luke zu behalten. Selbst wenn Constantine Black ihn in meine Obhut geben würde, könnte er mir Luke jederzeit wieder wegnehmen, wenn er will. Das kann ich nicht hinnehmen.“
Rosamund betrachtete sie besorgt. „Glaubst du, dass Lord Roxdale einverstanden sein wird?“
Jane hob eine Schulter. „Es wäre dumm von ihm, die Vorteile der Verbindung zu ignorieren. Schließlich braucht er mein Geld, nicht wahr?“
Sie dachte an gewisse andere Dinge, die Constantine von seiner Ehefrau brauchen könnte. Ihr wurde heiß bei dem Gedanken, doch ihr Magen krampfte sich vor ängstlicher Vorahnung zusammen.
Er war so männlich, so unglaublich lebendig.
Eigentlich sollte sie ein Übermaß an Männlichkeit gewohnt sein, schließlich verfügten all ihre Cousins über diese unglaubliche Anziehungskraft. Doch auf irgendeine Art beunruhigte und verstörte Constantine Black sie mehr als jeder andere Mann, dem sie jemals begegnet war. Ihr Instinkt riet ihr, ihn auf Abstand zu halten, aber das würde ihr nicht helfen, Luke zu sich zu holen.
Ihre Hände waren plötzlich schweißnass. Sie wischte sie an ihrem Rock ab. „Ich werde ihm den Vorschlag sachlich
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