Der Lord ihres Herzens
übernehmen.
Was zum Teufel hatte Frederick sich nur dabei gedacht, die Weberei so hoch zu belasten? Er hatte damit den Lebensunterhalt aller
Bewohner des Landguts aufs Spiel gesetzt. Schlimmer noch, er hatte Constantine das ganze Schlamassel in den Schoß geworfen und ihm gleichzeitig das Geld vorenthalten, die riesige Schuld zu bezahlen.
Wohin war das Geld aus dieser Hypothek geflossen? In die Schatullen einer gewissen Lady Roxdale? Bei dem Gedanken presste Constantine grimmig die Lippen zusammen.
Und dann war da noch die Sache mit Lucas Black. In diesem Punkt hatte die Eisjungfer allerdings recht: Wie konnte Frederick nur so dumm gewesen sein, zu glauben, Constantine könnte der passende Vormund für einen Sechsjährigen sein?
Constantine war weit davon entfernt, zu glauben, Lady Roxdale wäre geeignet, sich angemessen um einen sechsjährigen Knaben zu kümmern. Bisher hatte er noch keinen sonderlich mütterlichen Zug an ihr feststellen können. Frederick hatte sicher gute Gründe gehabt, sie nicht als Vormund für das Kind einzusetzen.
George biss die Zähne zusammen. „Wenn du es mir nur einfach erlauben würdest!“
„Ich muss mir die Bücher und das Anwesen ansehen“, unterbrach ihn Constantine. Er hatte keine Lust, diesen sinnlosen Streit fortzusetzen. „Es muss einen Weg geben, das Geld zurückzugewinnen und die Schuld zu begleichen. Ich habe in Aktien investiert.“
Er kniff die Augen zusammen. Einige dieser Investitionen mussten sich erst noch rentieren. Wenn er sie jetzt verkaufen würde, machte er vielleicht sogar Verluste. Außerdem waren seine Investitionen für eine so große Schuld bei Weitem nicht ausreichend. Vielleicht war er sogar gezwungen, zu spekulieren. Das würde George nicht gefallen.
Er sah seinen Bruder streng an. „Ich will nichts mehr über einen Verkauf von Broadmere hören. Bei nächster Gelegenheit weise ich meinen Anwalt an, die Dokumente für die Übertragung aufzusetzen.“
George schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich werde dein rechtmäßiges Erbe nicht annehmen. Verdammt, Constantine! Du bist genau wie unser Vater! Du bist so blind vor Stolz, dass du Vernunftgründen nicht mehr zugänglich bist.“
Die Worte seines Bruders trafen Constantine wie Messerstiche. Er sollte nicht anders sein als sein stocksteifer, unversöhnlicher Vater? Normalerweise hätte er gelacht und die Spitze an sich abgleiten lassen. Doch es war George, der vor ihm stand, sein größter und einziger Verbündeter.
Er spürte, wie ein unbändiger Zorn in ihm aufstieg. Mit der brutalen Absicht, seinen Bruder zu beleidigen, verzog Constantine spöttisch die Lippen. „Allmählich finde ich dich noch ermüdender als unsere Tante. Geh heim zu deiner Familie, George. Lass mich meinen eigenen Weg gehen.“
Einen langen Augenblick stand George sprachlos vor Wut und Enttäuschung da.
Constantine hob eine Augenbraue, als wollte er sagen: Na, worauf wartest du noch ?
Mit einem scharfen Fluch machte George auf dem Absatz kehrt und eilte zur Tür. „Geh du nur ruhig deinen eigenen Weg“, stieß er hervor. „Aber dann kannst du auch direkt in die Hölle gehen.“
4. Kapitel
Ich verstehe nicht, was dich am Erbe eines so unverschämt großen Vermögens so aufregt“, sagte Cecily. „Wenn ich an mein Erbe herankäme, wäre ich im siebten Himmel.“ Cecily lag auf Janes Bett auf dem Bauch und reckte die Füße in die Luft. Rosamund hatte es sich auf dem Fenstersitz gemütlich gemacht. Ihre klaren blauen Augen blickten ungewohnt ernst.
Jane konnte nicht still sitzen. Rastlos wanderte sie durch das Schlafzimmer, das nicht länger ihres war. Was nützte ihr die ganze Erbschaft, wenn sie sie nicht gegen Luke eintauschen durfte.
„Denk daran, Jane“, hauchte Cecily. „Du bist eine reiche Witwe. An deiner Stelle würde ich zur modischen Exzentrikerin werden und genau das tun, was ich will.“
„Du bist eine modische Exzentrikerin“, erwiderte Jane. „Du kannst dir das auch leisten. Niemand zuckt mit der Wimper, wenn du dich wieder einmal empörend benimmst.“
Rosamund lächelte. „Ach, ich nehme an, auch Cecily wird ihre Pflicht tun, wenn die Zeit gekommen ist. Wir können unserer Verantwortung genauso wenig entgehen wie der Duke oder Beckenham. Obwohl ich ja gehofft hatte, dass dir eine kleine Verschnaufpause gewährt wird, Jane. Es tut mir leid, dass es so kommen musste.“ Jane sah ihre Cousine überrascht an. Wie konnte Rosamund wissen, wie unglücklich sie in ihrer Ehe gewesen war? Sie
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