Der Lord ihres Herzens
ihn an. Kein Wunder, dass Frederick geschimpft hatte, Constantine vernachlässige seine Pflichten als Gutsherr.
„Zumindest ist es keine Strafe, an einem Tag wie diesem innen zu sitzen.“ Constantine blickte zum Himmel hinauf, wo bereits die dunklen Regenwolken dräuten. „Sicher ist es eine eher langweilige Aufgabe, aber ich brauche einen besseren Einblick in Fredericks Hinterlassenschaft, bevor ich mich entscheide, wie ich weiter vorgehe.“ Jane sah ihn an. „Sie mögen mir vielleicht nicht glauben, aber es tut mir wirklich leid, wie Frederick die Dinge geregelt hat. Es kommt mir so unverantwortlich vor und so untypisch für ihn, uns einem solchen Durcheinander auszusetzen.“
Constantine hob seine Schultern. „Vielleicht dachte er, er hätte noch genügend Zeit, alles zu regeln, bevor er stirbt.“ Er schwieg einen Augenblick. „Vielleicht wollte er mich aber auch bestrafen. Wir sind vor vielen Jahren im Streit auseinandergegangen.“
„Ja?“ Hatten sie sich vielleicht wegen der Dame entzweit, die Constantine entehrt und verlassen hatte?
Er atmete tief ein. „Sie wollen sicher wissen, warum.“
„Nur wenn Sie es mir erzählen wollen“, schwindelte sie.
Er sah einen Augenblick auf sie hinunter. „Ich bin mir nicht sicher.“
Jane stand wie gebannt vor ihm. Seine grünen Augen wurden weicher und tiefer. Sie wirkten auf Jane voller Schatten und Geheimnisse, fast wie ein verwunschener Zauberwald. Die Gefühle, die sich darin spiegelten, konnte sie nicht einordnen. War es ein Bedauern? Reue?
Hatte er vielleicht doch etwas für die Dame empfunden, die er entehrt hatte? Dachte er nach all den Jahren noch an sie? Seit damals hatte er gewiss Dutzende, wenn nicht Hunderte Frauen in seinem Bett gehabt.
Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn plötzlich nackt mit seinen kräftigen Gliedern und seiner glänzenden olivbraunen Haut auf zerknitterten Laken liegen. Sie senkte schnell den Blick und hoffte, er hatte sie nicht verraten.
Constantines Nähe brachte sie völlig durcheinander. Die Luft zwischen ihnen knisterte. Mit jedem Atemzug wartete sie auf seine nächste Berührung.
Wie um alles in der Welt sollte sie ihn umwerben und gleichzeitig seine Avancen abwehren? Ihre behütete Existenz hatte ihr keinerlei Erfahrung mit den geheimnisvollen Tricks wendiger Charmeure ermöglicht. Sie war ja noch nicht einmal zur Ballsaison nach London gefahren. Jemand wie Constantine Black war ihr noch nie begegnet.
Mit einer Fingerspitze hob er ihr Kinn. Sie sah, dass sich seine Stimmung verändert hatte. Sein Blick wurde intensiv.
Angespannt sagte Jane: „Sie nehmen sich Freiheiten heraus, auf die Sie keinerlei Anrecht haben, Mylord.“
Seine Stimme wurde heiser. „Aber geraubte Freuden schmecken so viel süßer, finden Sie nicht?“
Mit einem erstickten Laut schüttelte Jane den Kopf und wich vor ihm zurück.
Er folgte ihr ganz langsam, bis sie mit dem Rücken gegen eine hohe Hecke stieß. Sie wusste, dass sie in einen abgelegenen Teil der Gärten gelangt waren, der durch eine hohe Eibenhecke vom Haus getrennt war. Hier würde sie niemand sehen. Wieso war ihr das nicht vorher aufgefallen? Vermutlich, weil Constantine ihre ganze Aufmerksamkeit für sich beansprucht hatte.
Er stand ganz nah bei ihr. Sie spürte die Wärme seines Körpers, roch seinen Duft und bemerkte, wie ihr eigener Körper sich plötzlich vor Erregung anspannte.
„Ja“, murmelte Constantine, als wüsste er genau, was seine Nähe in ihr auslöste. „Es wäre klüger gewesen, wenn Sie Ihre Cousinen nach London begleitet hätten, Lady Roxdale. Ich kann der Versuchung nur selten widerstehen, müssen Sie wissen.“
„Wie nett von Ihnen, mich zu warnen“, sagte sie giftig. „Andernfalls wäre ich Ihnen tatsächlich auf den Leim gegangen.“
Sein entschlossener Blick verschwand. Er lachte auf und trat zurück. „Sie sind eine kleine Ziege! Aber kommen Sie, jetzt verstehen wir einander.“ Er ließ den Blick über sie gleiten und sie spürte ihn wie eine Berührung an verbotenen Stellen. „Es ist kein Verbrechen, Lady Roxdale“, murmelte er. „Was schadet es schon, wenn wir uns in unserer Lage Vergnügen bereiten?“
„Aber ich will Ihnen kein Vergnügen bereiten“, sagte Jane. „Ich will Sie heiraten, Mylord.“
Sie hatte die zweifelhafte Freude zu sehen, wie er die Brauen zusammenzog. Doch bevor sie weiter ausführen konnte, richtete sich Constantines Aufmerksamkeit auf etwas hinter ihr.
Seine Lippen verzogen sich zu einem humorlosen
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