Der Lord ihres Herzens
überhaupt? Ich habe sie seit der Beerdigung nicht mehr gesehen.“
„Sie hat sich gestern mit Migräne zurückgezogen. Ihre Zofe sagte, dass sie sich nach einem Tag Ruhe meist wieder erholt.“
Er runzelte die Stirn. „Ich möchte hoffen, dass die Dame nicht weiter kränkelt. Man kann sie kaum als passende Anstandsdame ansehen, wenn sie ihr Schlafzimmer nicht verlässt.“
Jane hob das Kinn. „Wie gesagt, ich bin kein junges Ding mehr, Euer Gnaden. Constantine Black wird mich wohl kaum belästigen.“ Sie sah ihn ernst an. „Sie glauben doch nicht, dass er eine Frau gegen ihren Willen bedrängt, oder?“
„Nein, ich glaube, diese Grenze wird er nicht überschreiten“, sagte Montford. „Dennoch wäre es besser, wenn man ein anderes Arrangement treffen könnte. Lady Endicott möchte auch nicht allzu lang in Lazenby Hall bleiben. Ich werde darüber nachdenken und Sie über meine Gedanken in Kenntnis setzen.“
Sollte sie Luke erwähnen? Vielleicht wäre das unklug. Wenn Montford erfuhr, wie sehr sie an Luke hing, würde er sicherlich über die Beweggründe nachdenken, die sie zum Bleiben veranlassten. Und dann würde er sie davon abhalten, um Constantine Black zu werben.
Draußen war geschäftiges Treiben zu hören. Der Duke erhob sich. Gemächlich trat er ans Fenster und blickte hinaus.
„Mir scheint, es ist alles zur Abreise bereit. Ich muss mich verabschieden.“ Auf seine elegant lässige Art streifte er sich die Handschuhe über.
Dann sah er einen langen Augenblick auf sie herab. „Auf Wiedersehen, Jane.“
Ihr Vorname! Er hatte sie bei ihrem Vornamen genannt. Staunend erwiderte sie den Blick. Bildete sie es sich nur ein oder war sein Ausdruck tatsächlich weicher geworden? Vielleicht lag es nur am Licht.
Sie antwortete nicht, drehte sich jedoch um, um ihn hinunter zur Kutsche zu begleiten.
7. Kapitel
Die Entourage setzte sich in Bewegung. Jane stand im Säulengang und winkte, bis die Kutschen nur noch als verschwommene Umrisse zu erkennen waren. Obwohl sie wusste, warum ihre Familie abreiste, fühlte sie sich ein wenig verlassen.
Für weinerliche Gedanken war jetzt jedoch keine Zeit. Sie musste Kraft und Ideen sammeln, damit sie Constantine Black für sich gewinnen konnte.
Sie hatte es mit Vernunft versucht und auch mit Freundlichkeit -das allerdings nicht mit voller Inbrunst, wie sie zugeben musste. Cecilys Vorschlag, Jane solle sich von Constantine kompromittieren lassen, damit er sich gezwungen sah, sie zu heiraten, hatte sich durch Montfords Enthüllungen erübrigt. Der neue Lord Roxdale legte offenbar keinen Wert auf die Meinung anderer. Selbst wenn Jane sich dazu durchringen könnte, die Verführerin zu spielen, wäre die ganze Mühe umsonst, wenn Constantine Black sie anschließend doch nicht zur Frau nahm.
Jane dachte über Cecilys zweiten Vorschlag nach. Sollte sie Constantine Black vielleicht wirklich so umgarnen, dass er sie von sich aus heiratete? Er würde sie zwar nie lieben, aber wenn er sie nett und hübsch genug fand, könnte er sich vielleicht zu einer Ehe entschließen, bevor er versuchte, sein Erbe auf andere Weise zu retten.
Es wäre Janes Aufgabe, ihn zu fesseln. Sie seufzte. Es hatte noch nie zu ihren Stärken gezählt, Gentlemen für sich zu gewinnen. Deshalb war sie damals auch so froh gewesen, als sie mit siebzehn Jahren das Debüt in London umgehen und Frederick heiraten konnte.
Jane wandte sich um, um hineinzugehen. Sie sah Constantine oben auf der Treppe stehen, von wo aus er sie beobachtete. Sie begegnete seinem Blick und wieder durchfuhr sie dieser heiße leidenschaftliche Blitz.
Ihre Wangen wurden warm und rot und sein Gesicht wirkte auf einmal weich vor Anerkennung. Lässig kam er die Treppe herunter und ließ sie dabei nicht aus den Augen.
Ein dummes panisches Flattern breitete sich in ihrer Brust aus.
Verzweifelt zermarterte sie sich den Kopf nach etwas Nettem, das sie zu ihm sagen konnte, doch sein selbstgefälliger Auftritt ärgerte sie. Am liebsten hätte sie ihm eine eiskalte Abfuhr erteilt, doch das würde sie ihrem Ziel nicht näherbringen.
Denk an den Plan. Denk an Luke. Vergiss deinen Stolz.
Constantine neigte den Kopf, als wollte er sie genauer mustern. „Es muss an Ihrer durchscheinenden Haut liegen, dass Sie so entzückend leicht erröten. Darf ich Sie berühren?“
Ihre Wangen glühten nur noch mehr. „Nein! Das dürfen Sie nicht! “ Sie sah sich um, aber es war niemand in der Nähe, der diesen peinlichen Wortwechsel hätte hören
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