Der Lord ihres Herzens
Lächeln und sein Blick wurde plötzlich hart und spöttisch. „Ah. Unser aufrechter Nachbar kommt uns besuchen. Wie immer genau zum rechten Zeitpunkt.“
Jane drehte sich um und entdeckte Adam Trent, der, den Hut in der Hand, über den Rasen auf sie zukam. „Sie kennen ihn?“
„Leider! Seit meiner Kindheit.“
Auf seinem Gesicht zeichnete sich der gleiche leicht verächtliche Ausdruck ab, den sie schon bei der Abreise des Dukes an ihm beobachtet hatte.
Das Objekt seiner Betrachtungen war ein großer, athletischer Mann in einem adretten braunen Anzug. Er galt als der attraktivste Mann in den Cotswolds. Bis jetzt hatte Jane diese Meinung geteilt. Neben Constantine Blacks lebhafter dunkler Schönheit jedoch erinnerte Mr Trent sie nun ein wenig an ihren einheitsbraunen Frühstücksporridge.
Er wirkte fade, so nichtssagend. Es war hässlich von ihr, so zu denken, immerhin war er Fredericks bester Freund gewesen.
„Guten Morgen, Mr Trent. Wie geht es Ihnen?“ Jane knickste.
„Lady Roxdale.“ Trent ergriff ihre Hand und beugte sich darüber. „Ich hatte gestern keine rechte Gelegenheit, Ihnen mein Beileid auszusprechen, aber glauben Sie mir, Ihr Verlust bekümmert mich zutiefst.“
„Vielen Dank“, murmelte sie. „Ich weiß, dass Ihnen Fredericks Tod sehr nahegeht, Sir.“
„Allerdings. Er war ein guter Mensch. Ein prima Kerl.“
Jane drehte sich um, um mit einer flüchtigen Geste auf Constantine aufmerksam zu machen. „Ich glaube, Sie kennen den neuen Lord Roxdale.“
Constantine nickte zum Gruß. „Trent.“
Eine lange Pause trat ein, in deren Verlauf nur das Rauschen des Brunnens zu hören war. Ein einsamer Vogel füllte das Schweigen mit seinem süßen durchdringenden Gesang. Adam Trent reagierte nicht. Er sagte nichts. Er stand einfach nur da, den Blick auf Janes Gesicht gerichtet.
So, als wäre Constantine Black gar nicht anwesend.
Vor Entrüstung liefen Janes Wangen tiefrot an. Sie drehte sich zu Constantine um, bereit, diese Unhöflichkeit zurechtzurücken, doch es war schon zu spät.
Kies knirschte, als Constantine auf dem Absatz kehrtmachte und ging.
Stirnrunzelnd wandte sich Jane zu ihrem Nachbarn um, beherrschte sich aber, ehe sie den Tadel aussprach, der ihr auf der Zunge lag. Warum sollte sie Constantine Black verteidigen?
Adam Trent sah Constantine nach. Er verzog das Gesicht. „Ich wusste gar nicht, dass er hier ist.“
„Wenn Sie es gewusst hätten, hätten Sie sein Land wohl nicht betreten, nehme ich an“, sagte Jane. Sie verachtete Frömmelei, aber noch weniger gefiel ihr ungezogenes Benehmen. Es gehörte sich einfach nicht, einen Mann in seinem eigenen Haus zu schneiden, ganz egal, was für ein Schuft er war.
Trent schien die Kritik nicht zu bemerken. „Lady Roxdale, es gibt da etwas ..." Er drehte den Hut in seinen Händen und runzelte die Stirn. „Jane, ich muss Sie vor diesem Kerl warnen.“
Sie lachte. „Glauben Sie mir, Mr Trent, mir ist Constantine Blacks Ruf wohlbekannt. Es ist unnötig, sich um meine Ehre zu sorgen. Mir droht keine Gefahr.“
Oh, Jane, was für ein Schwindel!
Trent kniff die Augen zusammen, als wollte er sie genauer betrachten. „Also schön, lassen wir das Thema. Die Geschichte ist ohnehin nicht für Ihre Ohren geeignet.“
Montford war nicht davor zurückgeschreckt, sie ihr zu erzählen. Unwillkürlich wurde Jane neugierig. Der Duke hatte ihr nur die Fakten erzählt, doch sie wollte erfahren, was genau vorgefallen war. Adam Trent wusste offenbar Bescheid.
Sie biss sich auf die Lippe. Suchte sie etwa nach mildernden Umständen für Constantine? Für eine derartige Ehrverletzung konnte es keine geben.
Jane schüttelte sich innerlich. Sie sollte nicht einmal in Erwägung ziehen, sich Klatschgeschichten über den Erben ihres Mannes anzuhören. Sie brauchte nicht zu hören, was Adam Trent zu Constantine Blacks Herabsetzung zu sagen hatte. Es ging sie auch nichts an.
„Nun, ich bleibe nicht“, sagte Trent und sah so zum Haus hinüber, als wäre er trotz allem gern geblieben. Er konnte doch unmöglich erwarten, dass sie ihn nach seinem rüden Benehmen dem neuen Hausherrn gegenüber zum Bleiben aufforderte? „Ich bin nur gekommen, um mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen.“
„Wie reizend“, sagte Jane ein wenig steif. „Wie Sie sehen, geht es mir gut, Sir.“
„Ja, mir ist schon aufgefallen, dass Ihre Wangen heute besonders rosig sind. Das ist hervorragend.“ Er bot ihr den Arm. „Möchten Sie mit mir ein Stück
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