Der Lord ihres Herzens
die familiäre Pflicht
zu stellen? Wie ärgerlich, dass dieser Sinneswandel ausgerechnet jetzt eintrat, wo sie bereit war, das Opfer darzubieten, damit sie Luke behalten konnte.
„Was um alles in der Welt hat dieser Halunke eigentlich getan?“ Sie bemühte sich, die Frage möglichst beiläufig anzuführen. „Ich erinnere mich nur dunkel an das Gerede über irgendeinen Skandal, doch Frederick wollte nicht darüber sprechen.“
„Er hat eine junge Dame verführt und dann sitzen gelassen“, sagte der Duke of Montford unverblümt. „Er hatte sich schon zuvor einen zweifelhaften Ruf erworben, doch mit dieser Episode hat er jede Grenze überschritten. Die Familie hat natürlich versucht, alles unter den Teppich zu kehren, aber derartige Dinge kommen immer heraus.“
Jane spürte, wie eine tiefe Enttäuschung von ihr Besitz ergriff und ihr ein Stück der Spannung nahm, die sie immer dann spürte, wenn Constantine Black in ihrer Nähe war. Sie blinzelte überrascht. Sie hatte doch gewusst, dass Constantine Black keine Moral besaß. Warum also kränkten sie diese Worte so?„Was ist mit der jungen Dame passiert?“, fragte sie.
Der Duke zuckte mit den Achseln. „Sie wurde bald mit einem anderen Mann verheiratet. Ich glaube, es war ein Anwalt. Kaum vergleichbar mit der Stellung, die sie errungen hätte, wenn Black ihr gegenüber Anstand bewiesen hätte.“
Hätte Black damals. Anstand bewiesen, würde diese junge Dame nun Jane als Herrin von Lazenby Hall ablösen. Jane! Was bist du nur für ein schreckliches, selbstsüchtiges Ding! Diese arme junge Frau hatte einen Anwalt heiraten müssen.
Die Neuigkeit ließ Cecilys brillanten Plan im neuen Licht erscheinen. Selbst wenn es Jane gelingen würde, Constantine Black zu verführen, würde sie ihn niemals vor den Altar zwingen können. Das wusste sie jetzt. Außerdem würde sie sich selbst verachten, wenn sie zu so üblen Methoden griff.
Jane konnte gut nachempfinden, welche Anziehungskraft Constantine Black auf ein unerfahrenes Mädchen ausüben musste. Auch sie wurde von seinem Charme magisch angezogen, und sie war weder eine alberne junge Frau, noch hatte sie romantische Illusionen über Bettgeschichten.
„Wie alt war er denn damals?“ Warum hasche ich nach mildernden Umständen?
Der Duke zuckte mit den Achseln. „Zwanzig? Einundzwanzig? Jedenfalls alt genug, um es besser zu wissen.“
Jung genug, um einen Fehler zu begehen.
Jane schüttelte sich innerlich. Nun verteidigte sie ihn auch noch. Sie besaß offenbar auch nicht mehr Verstand als diese arme junge Frau. Ein ehrbarer Mann würde sich nie weigern, ein Mädchen aus gutem Haus zu heiraten, das er ruiniert hatte, egal wie jung er war.
Anscheinend würde der Duke sie nicht in ihren Plänen unterstützen, den neuen Lord Roxdale zu heiraten. Sie musste sich Constantines Einwilligung allein erkämpfen. Und das dürfte schwer genug werden.
Wenn man der Enthüllung des Dukes glauben durfte, vermied Constantine Black völlig skrupellos jeden Schritt in eine Ehefalle.
Sie kam auf ihr ursprüngliches Gespräch zurück. „Was auch immer mit dem Besitz geschieht, ich sollte vorerst hierbleiben, um dafür zu sorgen, dass die Haushaltsführung ohne große Störungen übergeben werden kann.“
„Ja.“ Der Duke nahm seine Uhr heraus. Er klappte den Deckel auf, sah aufs Ziffernblatt, klappte die Uhr wieder zu und steckte sie wieder ein. „Ich möchte Sie jedoch warnen! Man kann Constantine Black nicht über den Weg trauen.“
Sie dachte an den Abend davor in der Kapelle. Wie unbesonnen sie doch gewesen war. Aber er hatte sie nicht mit Gewalt genommen. Er hatte ihr nicht einmal einen Kuss gestohlen. Er hatte nur ... Jane lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Um ihre Reaktion zu verbergen, strich sie mit beiden Handflächen die Rockfalten über ihrem Schoß glatt. „Machen Sie sich keine Sorgen, Euer Gnaden“, sagte sie. „Ich bin kein albernes junges Mädchen. Vielleicht bin ich sogar die letzte Frau auf Erden, die auf die Listen eines solchen Mannes hereinfallen würde.“
Montford betrachtete sie eine Weile mit leicht zusammengekniffenen Augen. „Dennoch ist es nicht wünschenswert, dass Sie mit ihm allzu lange unter einem Dach wohnen. Wäre das Erbe nicht so ungünstig geregelt worden, würde ich es gar nicht gestatten.“
„Lady Endicott hat versprochen, hierzubleiben und als meine Anstandsdame zu fungieren“, erinnerte sie ihn.
Montford nickte. „Ich weiß. Wo ist die Countess
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