Der Lord ihres Herzens
für ihre Stute war. Als sie zum Sprung ansetzte, war sein Herz stehen geblieben. Jane hatte sich bestimmt den Hals gebrochen. Er war außer sich vor Sorge.
Dass sie sich einer solchen Gefahr aussetzte, nur um von ihm fortzukommen, bestürzte ihn zutiefst. Später, als er sah, dass sie unverletzt davongekommen war, machte es ihn auch wütend. Zugegeben, am Abend davor war er zu weit gegangen. Aber deswegen war er doch noch lang kein Ungeheuer. Spürte sie das denn immer noch nicht?
Er hätte sie nicht verfolgen sollen, als er sah, dass sie von ihm weg ritt. Dadurch hatte er sie in Gefahr gebracht. Nachdem er sie wie durch ein Wunder gesund und munter auf der anderen Seite der riesigen Hecke gesehen hatte, hätte er sie in Ruhe lassen sollen.
Bei dem Gedanken daran wurde er noch wütender auf sich selbst.
Er schüttelte sie ein wenig. „Antworten Sie mir, verdammt!“
Er brachte ihr gegenüber nicht einmal die Geduld auf, seine Worte zu mäßigen, obwohl sie zitternd vor ihm stand. Ihre grauen Augen hatte sie vor Schreck weit aufgerissen. Sie war so schlank und so zerbrechlich und doch ritt sie mit dem Mut einer Amazone und der Geschicklichkeit einer geborenen Jägerin. Latenter Stolz wärmte seine Brust, auch wenn er immer noch vor Zorn bebte.
Mit einem Keuchen riss sie sich von ihm los und trat einen Schritt zurück. „Ist das nicht offensichtlich? Ich bin hierhergeritten, um allein zu sein.“
„Und haben sich Stattdessen beinahe umgebracht. Machen Sie das bitte niemals wieder! “
Ihre Brauen zogen sich zusammen. „Noch sind Sie nicht mein Ehemann, Lord Roxdale. Maßen Sie sich nicht an, mir Vorträge zu halten.“
„Seien Sie froh, dass ich noch nicht Ihr Ehemann bin. Eben darum halte ich mich ja zurück! Haben Sie denn nicht an Ihr Pferd gedacht, wenn Sie schon nicht an sich selber denken?“
Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, und schloss ihn wieder. Sie presste die Lippen zusammen. Ihre Nasenflügel bebten.
„Sie haben recht“, gab sie zu. „Ich wusste es, sowie ich auf der anderen Seite war, aber ich konnte nicht anders.“ Sie fuhr sich mit zittriger Hand über die Augen.
Janes ehrliches Eingeständnis, dass sie im Unrecht war, entwaffnete ihn.
„Warum?“, fragte er heiser. „Warum haben Sie es gemacht?“
Ihr innerer Kampf war beinahe schmerzlich anzusehen, doch er brach das angespannte Schweigen nicht, das auf seine Frage folgte. Wo immer das Problem auch lag, für sie war es schier unüberwindlich, das spürte er. In diesem Augenblick war sie ziemlich wehrlos. Er würde keine bessere Chance mehr bekommen, von ihr zu erfahren, was sie bedrückte. Zum Glück neigte sie nicht dazu zu weinen. Weiblichen Tränen hatte er noch nie widerstehen können. Er hätte sie ohne ein weiteres Wort vom Haken gelassen.
„Kommen Sie“, sagte er sanft und umfasste ihre Hand mit leichtem Griff. „Unsere Pferde trinken gerade. Sie haben bestimmt auch Durst.“
Bereitwillig ging sie mit ihm und beugte sich über den klaren, kühlen Bach, wo er mit seinen Händen eine Schale formte. Sie fasste sein Handgelenk, um es ruhig zu halten. Er versuchte, nicht darauf zu achten, wenn ihre Lippen zufällig seine Handflächen streiften.
Sie murmelte einen Dank, tupfte sich den nassen Mund mit den Fingerspitzen ab und wartete, bis er seinen eigenen Durst gelöscht hatte. Er deutete auf einen Baum in der Nähe und half ihr, sich in seinem Schatten niederzulassen.
Kaum hatte er es sich neben ihr bequem gemacht, sprang sie wieder auf und begann auf und ab zu laufen. Mit einem innerlichen Seufzer machte er sich daran, sich ebenfalls zu erheben, doch sie gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er bleiben sollte, wo er war.
Eine Hand zur Faust geballt, nagte Jane durch ihren Handschuh hindurch an ihrer Daumenspitze. Dann drehte sie sich zu ihm um, wobei die schwarzen Röcke ihres Reitkostüms um ihre Stiefel raschelten.
„Möchten Sie mich nach letzter Nacht immer noch heiraten?“
Constantine wusste, dass ein Mann, der bei einer derartigen Frage zögerte, verloren war.
„Ja“, sagte er.
Seine Antwort überraschte sie offenbar. Ihr Blick war so konzentriert, dass sie aussah, als versuchte sie seine Gedanken zu lesen.
Er lächelte. „Tatsächlich kann ich mir im Moment nichts vorstellen, was ich lieber täte.“
Aus grauen Augen sah sie ihn groß an. „Wirklich?“
„Wirklich.“
„Obwohl ich vor Ihnen davongelaufen bin?“
„Sie waren nicht auf einen solchen Ausbruch meiner Leidenschaft
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