Der Lord ihres Herzens
seinem Verwandten und der Westruther-Erbin unter Dach und Fach war.
Er klopfte seinem Begleiter auf die Schulter. „Nur Geduld, Oliver. Im Moment ist die Angelegenheit ein wenig problematisch. Gewiss wollen Sie das empfindsame Zartgefühl der Dame nicht mit Füßen treten. Lassen Sie uns im nächsten Jahr darüber reden.“
Nachdem sie sich auf den Eingangsstufen voneinander verabschiedet hatte, dachte Montford über Lady Rosamund Westruther nach. Wie viel einfacher wäre es doch, wenn die jungen Leute ihre kleinen Verliebtheiten mit den weisen Augen der Älteren sehen könnten. Als Mann von beträchtlicher Erfahrung wusste Montford, dass die Vorstellung einer unendlichen romantischen Liebe ein Märchen war.
Verliebtheit, Begehren, Leidenschaft - das alles existierte natürlich, aber an eine tiefe, dauerhafte und leidenschaftliche Liebe zwischen Mann und Frau glaubte er einfach nicht. Zuneigung, Gefallen und Respekt, das gab es nach allem, was er bisher gesehen hatte, nur in jenen Ehen, bei denen sich die Partner am Anfang nicht ineinander verliebt hatten.
Sogenannte Liebesehen hatte er schon zur Genüge erlebt. Und immer wieder verbitterten die Partner. Sie langweilten sich oder suchten außerehelichen Trost, sobald die Flamme erlosch.
Manche fanden ihn zynisch und geldgierig. Sie hießen ihn machtbesessen auf Kosten des Glücks seiner jungen Verwandten. Er tat diese Vorwürfe achselzuckend ab, denn er kannte die Wahrheit. Die meisten zufriedenen Ehen gründeten auf strategischen Verbindungen, nicht auf Liebe.
Wenn Rosamund mit ihrem flotten Kavallerieoffizier durchbrennen würde, würde er ihr seinen Segen verweigern. Ebenso wenig würde er Jane gestatten, sich für alle Zeiten auf Harcourt zu verstecken, wo sie trotz ihres Reichtums zur langweiligen Gesellschafterin, zur Anstandsdame oder Tante ehrenhalber verkümmern würde. Sie brauchte eine eigene Familie und ein eigenes Heim.
Jane würde ihm eines Tages dankbar sein für das, was sie jetzt als kaltblütige Einmischung betrachtete.
Darauf zählte er im Stillen.
Jane schlenderte durch das Wäldchen auf der anderen Seite des Sees. Sie hatte sich gesagt, sie sei hergekommen, um das schöne Wetter zu genießen, doch im Herzen kannte sie den wahren Grund: Sie ging Constantine Black aus dem Weg.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wenn sie Constantine den Laufpass gab, würde sie das auf Kosten von Lazenby tun und dabei Luke verlieren. Doch wenn sie ihn wirklich heiraten wollte, musste sie Constantine die Wahrheit über sich erzählen, sonst würde sie seinen Zorn riskieren, sobald er sie selbst herausfand.
Auf einem Nebenpfad hörte sie Schritte. Sie erstarrte. „Jane?“
Es war Constantine. Hatte er gesehen, wie sie diese Richtung eingeschlagen hatte?
Im Schutz des Gebüschs duckte sie sich, damit er sie nicht sehen konnte. Ohne darüber nachzudenken, was sie da tat, drehte sich Jane um und verschwand tiefer im Wald.
Der Wald war ebenso sorgfältig angelegt wie der restliche Park von Lazenby. Er sollte den Eindruck einer geordneten Wildnis vermitteln. Selbst der Wasserfall war unecht, wobei der Erbauer roh behauenen Kalkstein, vorhandene Quellen und die Schwerkraft klug genutzt hatte, um eine natürliche Wirkung zu erzielen.
Inmitten dieser kultivierten Wildnis befand sich eine pittoreske Grotte, die direkt aus dem Hügel zu wachsen schien.
Jane stahl sich hinein, um sich darin zu verstecken. Keuchend presste sie die Hand an die kalte, harte Wand und stützte sich darauf. Mit der anderen Hand löste sie die Bänder ihres Strohhuts und riss ihn sich vom Kopf. Dann presste sie die Stirn an die kühle Wand der Grotte.
„Was ist los?“ Constantines Stimme kam von hinten und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Jane, warum gehen Sie mir aus dem Weg?“
Oh Gott. Bestimmt hielt er sie für verrückt. Einige Augenblicke verstrichen, ehe sie den Kopf schüttelte. „Ich gehe Ihnen nicht aus dem Weg.“
„Doch.“ Er nahm sie bei der Hand und drehte sie sanft zu sich, bis sie mit dem Gesicht zu ihm stand. In seinen grünen Augen lag wieder diese unerbittliche Wärme. Wie konnte sie ihm widerstehen, wenn er sie so ansah?
„Jane“, murmelte er, „Sie werden meine Frau sein.“
Verstohlen und mit klopfendem Herzen sah sie ihn an. Natürlich wollte er, dass sie körperlich auf ihn reagierte. Das war doch nur recht und billig. Schließlich hatte sie sich bereit erklärt, ihn zu heiraten.
Könnte sie Constantine trotz seiner Vergangenheit
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