Der Lord und die Betrügerin
gelogen und die Geheimnisse vor mir verborgen, während meine Erstgeborene mir und auch Lawenydd Schande gemacht hat?« Bedrohlich kam er auf sie zu. »Was für eine Zauberin bist du nur.«
»Ich wollte dir nicht wehtun, und ich hatte Lady Elyn und Lady Kiera einen Eid geschworen.«
»Du wolltest mir nicht wehtun? Du hast dir tatsächlich etwas aus meinen Gefühlen gemacht?« Llwyds Wut war beinahe mit Händen zu greifen. »Das glaube ich dir nicht. Und du erinnerst dich besser daran, dass es meine Töchter waren, denen du einen Eid geschworen hast. Meine. Nicht deine. Du elende, lügnerische Verräterin. Du wirst sofort von diesem Schloss verbannt werden!« Er war so zornig, dass er zitterte, während er sie anschrie. Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Tränen abzuwischen, und sie senkte auch nicht den Kopf.
»Das ist nicht ihr Fehler«, verteidigte Penelope Hildy. »Hildy hat versucht, Elyn ihren Plan auszureden. Und als Kiera sich entschied, nach Penbrooke zu gehen, hat Hildy auch versucht, sie aufzuhalten. Aber Kiera bestand darauf, dass sie das tun musste, wegen eines Eides, den sie Elyn geschworen hatte. Aber jetzt... jetzt...« Penelope begann zu schluchzen.
»Was ist jetzt?«, wollte Llwyd wissen, obwohl der Unterton seiner Stimme andeutete, dass er langsam zu verstehen begann. »Was ist los, Hildy?«
»Brock von Oak Crest ist in meiner Hütte, er ist ein Gefangener.«
»Was? Bei den Gebeinen Gottes, was willst du damit sagen, er ist ein Gefangener?«
»Es ist wahr«, sagte sie und erklärte Josephs Auftrag und wie er Brock an seinem Hochzeitstag entführt hatte.
»Also ist jetzt Schande über Fenn, Oak Crest und auch Penbrooke gebracht worden. Sie wurden alle kompromittiert! Bei allem, was mir heilig ist, Elyn, was hast du getan?«, stöhnte er und rollte die Augen gen Himmel, als könne seine Tochter ihn hören.
»Das ist noch nicht alles«, erklärte Hildy leise, und ihr Gesicht war qualvoll verzogen. Penelope bereitete sich innerlich auf das vor, was jetzt kommen würde.
»Noch mehr Schwierigkeiten?«, rief er aus und schüttelte den Kopf. »Was könnte es denn noch Schlimmeres geben?«
»Es ist so gekommen, wie ich befürchtet habe«, gestand Hildy, und wieder rannen ihr die Tränen über ihre hohlen Wangen. »Lady Elyn ist umgekommen. Sie und Brock haben sich gestritten, sie ist weggelaufen und ist von ihrem Pferd gefallen, in den Fluss.«
»Was?« Llwyd griff nach Hildys Arm. Sein Zorn wich übergangslos seinem Unglauben. »Nein... ich glaube dir nicht. Elyn lebt noch, irgendwo. Vielleicht hat sie sich versteckt.«
»Ich fürchte, nicht, M'lord. Es tur mir Leid. So Leid.«
Penelope schluchzte laut auf und sank auf einem Sessel zusammen. Wie war dies nur geschehen? Und warum?
»Ich glaube dir nicht«, beharrte Llwyd, doch in seinem Gesicht stand die Verzweiflung. »Nein. Du sprichst nicht die Wahrheit, du lügst, vielleicht ist es irgendeine Hexerei. Hast du mich nicht schon genug verletzt, Frau?«
»Brock ist hier, er ist in meiner Hütte. Ich habe mit ihm geredet, und er war einverstanden, es dir selbst zu sagen.« Hildys Stimme zitterte. Penelope meinte, sich übergeben zu müssen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und erinnerte sich an die vielen Male, an denen Elyn vergebens versucht hatte, ihr beizubringen, einen Pfeil abzuschießen, einen galoppierenden Hengst zu reiten oder beim Würfelspiel zu wetten. Keines von all den Dingen hatte Penelope je gelernt. Elyn konnte nicht tot sein. Es durfte einfach nicht sein!
»Lass ihn zu mir bringen!«, befahl der Baron von Lawenydd und sank schwer zurück in seinen Sessel. Sein Hund legte sich wieder zu seinen Füßen. »Es ist höchste Zeit, dass ich die Wahrheit erfahre.«
»Wie du wünschst.« Hildy rannte förmlich aus dem Zimmer und ließ Penelope zurück.
»Vater«, begann sie voller Kummer. »Es tut mir ja so Leid. Wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann...«
»Du kannst gar nichts tun«, erklärte er bitter, und an den Falten, die sich tief um seinen Mund und seine Augen eingegraben hatten, waren seine Hoffnungslosigkeit und seine Schande deutlich abzulesen. Seine Schultern waren gebeugt, wie unter einer unsichtbaren Last, und er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Du kannst nichts tun, um deine Schwester zurück zu den Lebenden zu bringen, nicht wahr?«
Penelopes Herz zerbrach in Tausende von Stücken. »Nein, aber...«
»Und du kannst auch nichts tun, um meinen Ruf zu retten oder den deiner Schwester Kiera, ist das
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