Der Lord und die Betrügerin
dann ließ er die Hand sinken. »Es ist kein Geheimnis, dass ich diese Ehe nicht wollte. Genauso wenig wie du. Aber es ist nun einmal geschehen. Wir sind verheiratet.« Er hob eine Hand und trat dann von dem Bett zurück und gab Kiera so die Möglichkeit, ein wenig aufzuatmen. »Wir müssen jetzt das Beste daraus machen.«
»Aye«, stimmte sie ihm zu und versuchte, ihr Temperament zu zügeln. »Das müssen wir.«
Er warf einen Blick auf den Tisch, und eine erschreckende Sekunde lang glaubte sie, er wolle sich selbst den Wein einschenken. »Komm, lass mich dir einen Becher Wein eingießen«, bot sie versöhnlich an und ließ die Decken los, obwohl sie wusste, dass ihre Brüste und die hart aufgerichteten Spitzen durch die dünne Seide ihres Hemdes zu sehen waren. Sie griff nach dem Krug und goss Wein in die Becher, dabei verschüttete sie auch ein wenig und hoffte nur, dass der Schlaftrunk dabei nicht ebenfalls herausschwappte.
»Ich denke, ich habe genug getrunken.«
»Nein! Wir... wir sollten einen Becher Wein miteinander trinken.«
»Das hätten wir wirklich tun sollen. Vor Stunden. Unten.« Seine Augen zogen sich misstrauisch zusammen. »Du scheinst gar nicht krank zu sein.«
»Ich... ich versuche, dir zu gefallen«, stotterte sie, und es gelang ihr sogar ein kleines Lächeln. Ihre Hände zitterten, als sie ihm den Becher reichte, den Becher, auf dessen Boden das X eingekratzt war, obwohl sie es kaum erkennen konnte.
Er schnaufte ungläubig. Dann sah er ihr tief in die Augen, berührte den Rand ihres Bechers mit seinem Becher. »Also gut, Frau«, meinte er gedehnt, und seine Lippen verzogen sich ironisch. »Ich trinke auf liebevolle Ehemänner, gehorsame Frauen und, o ja, auf eheliches Glück.«
Hewlett-Packard
5. Kapitel
Der Trinkspruch schien von den Wänden widerzuhallen, während Kelan seinen Becher gegen ihren stieß.
Kiera schluckte und fühlte, wie sie beim Gedanken an all ihre Lügen ganz blass wurde. So viele Lügen. Ihrem Vater gegenüber, dem Priester gegenüber, Gott gegenüber und auch diesem Mann. gegenüber, der fälschlicherweise glaubte, sie sei seine Ehefrau. »Auf das Glück«, zwang sie sich zu murmeln und merkte, wie er sie anstarrte, wie er sich ihre Gesichtszüge einprägte.
Schnell wandte sie ihr Gesicht ab und hoffte, ihr Haar würde ihre Gesichtszüge vor ihm verdecken. Was hatte sie sich nur gedacht? Das Licht im Zimmer war zwar nur schwach, aber immerhin noch hell genug, um sie klar zu erkennen. Womöglich könnte er dann beim Aufwachen zusammen mit Elyn feststellen, dass man ihn betrogen hatte. Sie konnte nur hoffen, dass er schon viel zu benommen war, um sich zu erinnern.
Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein und dann noch einen, während er seinen Becher leerte und dann seine dunklen Augenbrauen herausfordernd hochzog, damit sie es ihm gleichtat. Sie nahm die Herausforderung an und leerte ihren Becher. Kühl rann der Wein durch ihre Kehle. »Noch einen?«, fragte er.
Noch ehe sie antworten konnte, goss er Wein aus dem Krug in die beiden Becher. Oh, bei den Göttern, wie sollte es ihr jetzt gelingen, den Schlaftrunk in seinen Becher zu schütten.
Uber seine Schulter hinweg musterte er sie, eine Augenbraue hatte er hochgezogen, seine Hand lag noch auf dem Krug.
»Was... oh.« Sie fühlte, wie sie unter seinen Blicken errötete. »Bitte, M'lord.« Es fiel ihr schwer, dieses Wort auszusprechen, ihr gefiel der Gedanke nicht, dass er ihr Herr sein sollte.
»Du kannst mich Kelan nennen oder Ehemann.«
Niemals, dachte sie. Sie nahm den Becher von ihm, und nachdem er mit ihr angestoßen hatte, nippte sie und sah, dass auch er trank. Wie lange würde es dauern, bis die Schlaftropfen ihre Wirkung taten?
»Danke... Kelan.« Ihr Herz hämmerte, und sie konnte kaum atmen. Das war alles falsch. So falsch.
Er lehnte sich mit der Hüfte gegen das Bett und betrachtete sie über den Rand seines Bechers hinweg. »Und wie soll ich dich nennen?«, wollte er wissen und trank erneut. »Was würde dir gefallen?«
»Mir?«
»Wie möchtest du genannt werden?«
»Oh.« Denke nach, Kiera, und sorge dafür, dass er sich weiter mit dir unterhält. »Elyn«, sagte sie, und ihre Zunge stolperte schier über diesen Namen. Lieber Gott, er war ihr so nahe. Viel zu nahe. Ihre nackten Füße waren in der Nähe seiner Hüfte, doch sie wagte es nicht, sich von ihm zurückzuziehen wie ein verängstigtes Kaninchen. Er war immerhin ihr Ehemann.
»Soll ich dich nicht Ehefrau nennen?«
»Nein!«
Er
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