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Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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den Gebeinen Gottes, wo war sie nur?
    Bei Brock, du Dummkopf! Sie wird nicht zurückkommen. Warum sollte sie das auch tun ?
    Kiera war bereits die Hälfte der Treppe des Westturmes hinuntergelaufen, als sie wie angewurzelt stehen blieb. Der hässliche Gedanke nistete sich in ihrem Kopf ein. War das möglich? Nein, nein, nein! Sie konnte nicht glauben, dass Elyn sie so betrügen würde.
    Aber hat sie nicht auch Vater und Kelan und alle anderen im Schloss betrogen? Warum glaubst du, dass sie das Gleiche nicht auch bei dir tut?
    Das war unmöglich. Sie hatten einen Pakt... einen Handel ... ein Versprechen. Sie würde Elyn finden. Ganz sicher.
    Entschlossener als je zuvor sah Kiera in den Verliesen nach, in der Waffenkammer und an all den anderen Stellen, an denen sich ihre Schwester verstecken konnte. Ohne jeden Erfolg. Elyn war nirgendwo. Aber der Lord von Penbrooke würde nicht den ganzen Tag lang schlafen.
    Ihre einzige Hoffnung war, dass Penelope mehr Glück gehabt und durch einen glücklichen Zufall Elyn gefunden hatte.
    Sie verließ den Turm, lief um einen Heuhaufen herum und vermied es, dem Hundeführer zu begegnen, der mit vier Hunden spazieren ging. Wie verrückt wedelten alle mit ihren Schwänzen und zerrten an ihren Leinen, als sie einen Jungen entdeckten, der die Asche aus dem Schloss in einer großen Schubkarre wegfuhr. Kiera verließ die Mitte des Schlosshofes und schlug einen gewundenen Weg ein, der am Obstgarten vorbei zum Stall führte.
    Leise betrat sie den Stall, wo es nach trockenem Heu, Dung und Staub roch. Blasses Morgenlicht fiel durch die Schlitze der schmalen Fenster, und sie entdeckte Orson, den verkrüppelten Stallmeister, der auf seinem Lieblingshocker saß. Er wandte die Augen nicht von seiner Arbeit, während er mit seinen knotigen Fingern emsig ein Zaumzeug polierte.
    »Orson?«
    »Oh! M'lady. Ich habe Euch gar nicht gehört.« Er stand sofort auf, als er Kiera entdeckte. Eine Laterne klemmte auf dem Sims über einem Wassertrog, sie brannte nur schwach. Das Innere des Stalls war dunkel und warm, die Pferde in ihren Boxen bewegten sich nervös und schnaubten. Der Stall war einer der Lieblingsplätze von Kiera innerhalb der Mauern von Lawenydd.
    »Ganz ruhig«, versuchte Orson die Tiere zu beruhigen. »Immerhin haben wir eine Lady unter uns.« Er schmunzelte.
    »Wollt Ihr heute ausreiten, M'lady?«, fragte er dann. Er hätte schon Vorjahren von seinen Pflichten abgelöst werden sollen, aber Kieras Vater zog ihn allen anderen vor. Und da sein Sohn Joseph sein Geschick mit den Pferden geerbt zu haben schien, konnte er die anstrengenden Arbeiten übernehmen. Selbst der verlorene Obsidian hatte Orson nicht seine Stellung gekostet, dachte Kiera und verspürte noch immer ein Schuldgefühl bei diesem Gedanken.
    »Aye, Orson.« Es gelang ihr sogar zu lächeln. Sie hoffte, dass er ihr ihre Nervosität nicht anmerken würde. »Ich habe gedacht, ein Ausritt wäre heute Morgen vielleicht nicht schlecht. Auf Garnet.«
    »Fühlt Ihr Euch dem denn auch gewachsen? Es ist kalt heute Morgen, und ich habe gehört, dass Ihr gestern so krank gewesen seid, dass Ihr nicht einmal an der Hochzeit Eurer Schwester teilnehmen konntet.«
    »Ich habe mich schlecht gefühlt, aber heute geht es mir schon viel besser«, wehrte Kiera ab und ignorierte den aufmerksamen Blick des Stallmeisters. Aus seinem runzligen Gesicht blitzten die braunen Augen, als hätten sie beide einen Spaß gemacht. Leider stellte sie sich spontan vor, dass alle im Schloss über ihren Betrug Bescheid wussten.
    »Joseph...!«, rief Orson über seine Schulter. »Die Lady braucht ihr Pferd!«
    »Sofort«, antwortete eine tiefe Stimme, und Orsons Sohn bog um die Ecke. Er war groß und gut gebaut und bot einen starken Kontrast zu Orsons gebeugter Haltung und seinem faltigen Gesicht. Joseph senkte den Kopf ein wenig und lächelte sie an, dabei schimmerten seine Zähne weiß in seinem gebräunten Gesicht. Sein blondes Haar war so glatt und störrisch wie das Stroh, mit dem er die Tiere fütterte, und sein Antlitz war breit und freundlich. Kiera war zusammen mit ihm groß geworden, und als Kinder waren sie und Elyn und Joseph gute Freunde gewesen. Bis ihre Mutter dazwischengefunkt hatte. Schließlich war Joseph nur ein Stalljunge. Lady Twyla hatte von ihren Töchtern verlangt, dass sie in ihm nichts anderes als einen Bediensteten sahen. »Ich bringe Garnet gleich«, meinte er und nickte ihr zu.
    »Danke.« Sie lächelte ihn an, doch er war bereits

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