Der Lord und die Betrügerin
genug bekommen. Aber ich kann Euch sagen, das hat sich spätestens nach dem vierten Kind geändert. Da wollte ich nichts mehr von ihm wissen. Tja, und jetzt ist er nicht mehr da.« Sie seufzte, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Mädchen zu, das den Teig ausrollte. »Hey, pass auf, was du tust! Komm, ich zeige dir, wie man so etwas macht.« Sie schob das knochige, mürrisch dreinblickende Mädchen beiseite. »Kümmere dich um das Feuer, Mary«, befahl sie ohne aufzusehen.
»Nun ja, meine Schwester ist noch nicht einmal einen Tag verheiratet«, meinte Kiera.
»Aye, und sie wird ziemlich müde sein, wenn ich recht vermute. Habt Ihr Euch ihren neuen Ehemann schon angeschaut? Er ist ein gut aussehender Teufel und dazu recht kräftig.« Die buschigen Augenbrauen der Köchin zogen sich hoch, während sie den Teig knetete und das knochige Mädchen schmollte und ein paar Holzscheite ins Feuer warf. »Kein Wunder, dass die Lady eine Weile nicht unten erscheinen will. Das würde ich auch nicht wollen, wenn ich einige Zeit im Bett des Barons von Penbrooke verbringen dürfte.«
Das Mädchen am Feuer schnaubte verächtlich, und das Mädchen, das die Gewürze zerstieß, unterdrückte ein Lächeln bei dieser höchst unwahrscheinlichen Vorstellung - und Kiera merkte, dass ihr eine heiße Röte in die Wangen stieg, so heiß wie die Kohlen im Feuer.
Die Köchin plapperte weiter, während sie den Teig knetete. »Ich bin nur froh, dass sie dem Mann noch eine Chance gegeben hat, nachdem sie gestern Abend bei der Hochzeitsfeier, die ich mit so viel Liebe vorbereitet hatte, nicht erschienen ist.«
Kiera vermied es, die Köchin anzusehen. Sie erkannte, dass sie nicht nur den Stolz ihres neuen Ehemannes verletzt hatte.
»Ich werde Gladdys gleich nach oben schicken«, versprach die Köchin. »Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?«
»Sorgt nur dafür, dass Lady Elyn und ihr Mann nicht gestört werden. Gladdys kann anklopfen und das Tablett dann vor der Tür stehen lassen«, erklärte Kiera.
»Ich werde dafür sorgen.«
»Danke.«
Als Kiera zur Hintertreppe lief, sah sie noch, wie die Köchin sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr.
»Wo um alles in der Welt ist Zelda?«, brummte die Köchin, und Schweiß glänzte auf ihrer Haut. »Ich schwöre, all diese Mädchen hier im Auge zu behalten wird mich früh ins Grab bringen.«
Kiera huschte die Treppe hinauf. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Elyn in ihrem Zimmer auf sie wartete. Obwohl sie zugeben musste, dass sie darauf wenig Hoffnung setzte. In der dritten Etage wollte sie gerade in ihrem Zimmer verschwinden, als sich die Tür zu Elyns Zimmer mit einem Knarren öffnete. Mit einer Schulter gegen den Türrahmen gelehnt, stand Kelan da.
Kiera wäre vor Schreck beinahe ohnmächtig zu Boden gesunken.
Ohne Hemd, mit zerzaustem Haar und offener Hose, starrte er sie an. »Du bist ausgeritten?«, fragte er verwundert. Er rieb sich den Nacken, und als er den Arm über den Kopf hob, spannten sich die Muskeln seines flachen Bauches an. Er blinzelte und versuchte, sie deutlich zu erkennen.
Kiera schluckte. In Gedanken sah sie ihn so wie in der vergangenen Nacht - als er sich nackt über sie geschoben hatte. Seine Haut war im schwachen Licht des rötlichen Feuers ganz dunkel gewesen.
»Oh... äh, ja«, stotterte sie. »Ich wollte dich nicht aufwecken.« Sie eilte mit wild klopfendem Herzen auf ihn zu, weil sie fürchtete, dass jemand sie zusammen sehen und sie erkennen könnte. Rasch stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Seine Augen wirkten jetzt ein wenig klarer.
Sie lächelte trotz ihrer Angst, verflocht ihre Hand mit der seinen und zog ihn zurück in das dunkle Zimmer. Als sei sie das gewohnt, legte sie den Riegel vor die Tür. »Ich... ich reite jeden Morgen aus.« Spielerisch zog sie ihn zum Bett.
»Du hättest mich aufwecken sollen«, meinte er und gähnte. »Ich wäre mit dir ausgeritten.«
»Du warst müde.«
»Das ist wahr«, gestand er, und seine dunklen Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen. »Du nicht?«
»Ein wenig. Und ich wollte dich nicht wecken. Du schnarchst, musst du wissen.« Sie lächelte ihn schelmisch an und war selbst erstaunt über den kecken Ton ihrer Stimme. Sie neckte ihn, und an der Art, wie seine silbernen Augen aufblitzten, stellte sie fest, dass es ihr gelungen war, seine Gedanken weit weg von ihrem Ausritt zu lenken.
»Wirklich?«
»O ja! Es hört sich gefährlich an... wie ein
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