Der Lord und die Betrügerin
du sollst die Geburt segnen.«
»Das werde ich tun«, versprach sie ihm.
»Ich möchte aber nicht, dass der Priester davon erfährt.«
»Mach dir keine Sorgen, Thomas.«
Mit einem Nicken hievte er die Last wieder auf die Schultern und ging schnell davon. Hildy trat in ihre kleine Unterkunft. In der Hütte roch es nach getrockneten Kräutern und Gewürzen. Geschickt entfachte sie die Glut im Kamin und zündete eine Kerze an.
Ihre flinke Katze sprang auf den Tisch. »Du bist sehr dreist, Sir James«, schalt sie und streichelte das glatte schwarze Fell. »Hast du denn heute schon eine Maus gefangen? Oder eine Ratte? Oder eine Schlange? Nein?« Lächelnd kraulte sie dem schnurrenden Tier das Kinn, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und das Feuer hell aufloderte.
Baron Llwyd stand an der Tür, sein Gesichtsausdruck war so dunkel wie die finsterste Regennacht, in der Hand hielt er einen Spazierstock. Sir James fauchte und kletterte auf einen Balken des Daches, als Llwyds Jagdhund, der ihn stets begleitete, mit in die Hütte kam. »Etwas stimmt hier nicht im Schloss. Ich denke, du weißt, was es ist«, sagte er, und seine trüben Augen ruhten auf ihr.
»M'lord, ich weiß nicht, wovon du redest«, antwortete sie, und die Lüge fiel ihr so leicht wie üblich.
»Es geht um Elyn. Und um Kiera. Sie benehmen sich beide eigenartig.« Er hob missmutig seine freie Hand und trat dann in die Hütte. Der Hund schnüffelte um den Tisch herum, und Sir James knurrte mit gesträubten Nackenhaaren auf der Sicherheit des hohen Balkens.
»Warum habe ich meine Tochter und ihren Bräutigam heute noch nicht gesehen?«, wollte Llwyd verdrießlich wissen. Der Hund jaulte begehrlich. »Sei still.« Mit dem Stock piekste er nach dem Hund.
Obwohl die Jahre Llwyd von Lawenydds breite Schultern gesenkt und ihm den größten Teil seines Augenlichtes geraubt hatten, war er nach wie vor ein gut aussehender Mann und in Hildys Augen edler als alle anderen. Die Haut um sein Kinn war etwas schlaff geworden, seine Taille breiter als in seinen besten Tagen, aber er wirkte noch immer beeindruckend. Wenn Hildy ihn sah, machte ihr altes Herz stets einen kleinen Sprung.
»Es ist schon ein ganzer Tag vergangen seit der Hochzeit.« Mit der Hüfte lehnte er sich gegen das glatte Holz ihres Tisches. »Obwohl ich froh bin, dass Elyn ihre Hochzeit akzeptiert hat, ist es doch eigenartig, dass die beiden noch zu keiner
Mahlzeit aus ihrem Zimmer gekommen sind. Dazu hat Penbrooke noch nicht allein mit mir gesprochen. Es gibt vieles, das ich mit ihm diskutieren möchte, Vereinbarungen müssen getroffen werden.«
»Vielleicht solltest du dankbar dafür sein, dass deine Tochter von ihrem neuen Ehemann so eingenommen ist.«
»Hmm. Es ist eigenartig. Sie war gegen die Verbindung, das weiß ich. Sie hat sogar behauptet, dass eine arrangierte Eheschließung altmodisch ist. Kannst du dir das vorstellen? Wie hat sie es doch gleich genannt? Eine Zumutung oder so ähnlich.«
Hildy öffnete den Mund, um zu protestieren, doch der Baron hob eine Hand und unterbrach sie, noch ehe sie etwas sagen konnte. »Es gibt zusätzlich andere eigenartige Dinge. Elyn ist jemand, der nicht im Schloss bleiben kann. Sie und Kiera...« Er schüttelte den Kopf, und sein weißes Haar leuchtete im Schein des Feuers. »Meine beiden älteren Töchter sind mir sehr ähnlich... zu ähnlich vielleicht. Ich habe ihr Benehmen leider ermutigt, und Twyla hat mir das nie verziehen.« Seufzend bekreuzigte er sich. »Nun, sie hat mir all meine Sünden nie verziehen.«
Hildy beobachtete, wie der Hund sich um sich selbst drehte und sich dann schnaufend vor den Kamin legte.
»Und was ist mit Penbrooke? Möchte er die Dinge zwischen uns nicht besprechen? Wir sind jetzt eine Familie, aye, aber ich würde gern eine förmliche Ubereinkunft von ihm unterzeichnet haben, dass wir Verbündete sind... oh, zum Kuckuck ...«
Zum ersten Mal, seit er die Hütte betreten hatte, hielt er lange genug inne, um Hildy anzusehen. Sie fragte sich, was seine trüben Augen wohl sahen. Die junge Frau, mit der er vor beinahe vierzig Jahren zum ersten Mal ins Bett gegangen war, oder ein knochiges altes Weib, die nie einen anderen
Mann geliebt hatte? Abwesend strich sie sich eine Strähne ihres grauen Haares aus dem Gesicht.
Er legte seine linke Hand auf ihren Arm. »Du bist noch immer eine Schönheit, weißt du das?«, flüsterte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
So war es von Anfang an zwischen ihnen gewesen. Oft
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