Der Lüge schöner Schein
was?«
»Dass wir heiraten. Du und ich natürlich, nicht ich und er!«
»Na, da bin ich aber froh.«
»Ich hab ihm gesagt, dass ich’s mir überlegen werde.«
»Warum nicht?«, sagte Pascoe. Er sah auf die Uhr. Kurz nach acht. Das kam ihm früh vor. Er schüttelte die Uhr, um sicherzugehen, dass sie noch funktionierte.
»Bist du noch da?«, fragte Ellie.
»Ja. Schau nur gerade, wie spät es ist.«
»Oh.« Sie klang ein wenig enttäuscht. »Ich will dich nicht von deinem Krankenlager fern halten, mein Schatz. Bis morgen.«
»Ja. Klar. Pass auf dich auf.«
Er stellte fest, dass er sich viel besser fühlte. Nur ein winziger Kopfschmerz.
Er legte auf und sah noch mal auf die Uhr. Er fühlte sich wirklich besser.
Drei
R uhe, bitte!«, forderte Angus Pelman die Anwesenden auf. »Wir müssen John die Gelegenheit geben zu sagen, was er zu sagen hat.«
»Diese Gelegenheit geben wir ihm jedes Mal«, sagte Reverend Matthias. »Ich stelle einen Änderungsantrag, demgemäß John jetzt einmal Ruhe geben soll.«
»Das ist nicht sehr christlich von Ihnen, Herr Pfarrer«, sagte John Bell. »Das würde ich jetzt nicht ins Protokoll nehmen, Marianne. Wir wollen den Priester doch nicht ohne Kittel dastehen lassen.«
»Ruhe«, sagte Pelman. Er klang nicht so energisch wie sonst, dachte Marianne, während sie auf die Uhr sah. Diese Sitzung ging wohl gar nicht mehr zu Ende. Wie üblich war die Hauptursache für die Verzögerung John Bells Kampagne gegen die Umweltverschmutzung.
»Verzeihung, Herr Vorsitzender«, sagte er. »Wie Sie alle wissen, macht mir der Bach, der durch unser Dorf fließt, schon seit geraumer Zeit Kummer. Sie kennen seinen Verlauf. Er fließt von der Cobbett-Farm runter, durch Angus’ Wald, und dann entlang der Straße ins Dorf, hinter dem kleinen Stück Bauland vorbei, auf dem auch mein Haus steht. Wir sind alle an die öffentliche Kanalisation angeschlossen, aber direkt neben diesem Grundstück, nur zirka fünfzig Meter stromaufwärts, stehen drei ältere Häuser, die es nicht sind. Nun, ich habe einen Bekannten beim Wasseramt, und mit seiner Hilfe habe ich letzte Woche das Wasser untersucht.«
Er teilte ein paar Fotokopien aus.
»Sehen Sie sich das an. Klare Beweise für eine Verschmutzung.«
Er lächelte triumphierend. Die anderen starrten auf die Kopien.
»Tut mir leid, John«, sagte Pelman, »aber das sagt mir überhaupt nichts.«
»Ich will es erklären …«
»Nein. Bemühen Sie sich nicht. Ich werde es jemandem zeigen, der was davon versteht.«
»Aber das ist der Beweis! Oder wenn Sie der Wissenschaft nicht glauben, halten Sie Ihre Nase mal ans Wasser. Seit es wieder warm geworden und der Wasserspiegel gesunken ist, stinkt es. Da muss was mit der Kanalisation der drei Häuser nicht in Ordnung sein.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
»Warum gerade diese drei Häuser, John?«, fragte Matthias. »Der Bach fängt ja schon hinten bei der Cobbett-Farm an.«
»Ja. Aber auf der anderen Seite des Weges zum Haus von Angus steht nur das Brookside Cottage. Und außerdem habe ich zum Vergleich auch eine Wasserprobe im Wald genommen.«
»Sie haben was?«, fragte Pelman mit eisiger Stimme. »Dann haben Sie das Grundstück unerlaubt betreten, das ist Ihnen doch klar? Ich stelle diese Schilder ja nicht zum Spaß auf.«
»Herrgott noch mal«, rief Bell aus. »Sie können doch niemanden daran hindern, in Ihren verdammten Wald zu gehen. Die Gutsherrenzeiten sind schon lang vorbei, Angus, und Sie sollten das auch endlich mal kapieren.«
Ein Stimmengewirr erhob sich, und zwar um einiges lauter, als man es von einem aus sechs Mitgliedern bestehenden Umweltausschuss eigentlich erwartet hätte.
Pascoe und Hartley Culpepper, die im Zimmer nebenan Scotch tranken, hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht eingestanden, dass sie die Debatte durch die nicht ganz geschlossene Tür mitverfolgt hatten. Aber jetzt lächelten sie einander zu und Culpepper sagte: »Es ist schon ein Trost zu wissen, dass Westminster nicht der einzige Ort ist, wo demokratische Dispute zu aufrührerischen Versammlungen verkommen.«
»War noch nie da«, sagte Pascoe. »Im Parlament, meine ich. Verbringen Sie viel Zeit in den Zentren der Macht?«
»Wie bitte?«
»In Ihrem Beruf, meine ich. Ich habe gehört, dass Sie sich aus Schottland zurückziehen, aber Nordrill muss schon einen ganz schönen Einfluss haben, um in den Nationalparks überhaupt Fuß fassen zu können.«
»Ja. Ja, den
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