Der Lustmolch
sprühte Funken. »Spuck ihn aus! Spuck ihn aus!« kreischte Molly und drosch im Takt ihrer panischen Litanei mit dem Schwert auf Steves Schädel ein. Sie wußte, wenn sie erst einmal das malmende Geräusch hörte, war Theo erledigt.
Das Seeungeheuer öffnete die Kiefer, um Theo den Gnadenstoß zu versetzen, und Molly hörte, wie Theo einen gurgelnden Schrei ausstieß. Sie sprang auf die Füße, kletterte auf Steves Stirn und richtete die Spitze des Schwertes auf seinen Augenwinkel. Sie machte sich bereit, sich mit ihrem ganzen Körpergewicht gegen den Griff zu wuchten, um ihm das Schwert in die Augenhöhle zu stoßen. »Spuck ihn aus! Sofort!«
Steve verdrehte die Augen und schielte, um seinen Angreifer sehen zu können. Dann gab er einen Grunzlaut von sich und spie den Constable auf den Boden. Er warf den Kopf herum, und Molly wurde drei Meter durch die Luft geschleudert, bis sie mit dem Rücken gegen die Höhlenwand krachte und zu Boden sank.
Die Klagelaute der Pilger wurden zu einem Schluchzen, als Steve sich umdrehte und in den hinteren Teil der Höhle zurücktrottete.
Theo, der von einer klebrigen Mischung aus Blut, Fledermausguano und Drachensabber überzogen war, stemmte sich auf alle viere und schaute zu Molly hinüber. »Bist du in Ordnung?«, keuchte er.
Sie nickte. »Ich glaube schon. Und du?«
Theo nickte und schaute an sich hinunter, um sicherzugehen, daß seine Beine noch dran waren. »Ja.« Er kroch zu ihr hinüber und lehnte sich neben sie an die Höhlenwand. Er keuchte, um wieder zu Atem zu kommen. »Nette Freunde hast du. Warum hat er aufgehört?«
»Ich glaube, seine Gefühle sind verletzt.«
»Das tut mir leid.«
»Er kommt drüber weg. Er ist ein großer Junge.«
Theo konnte nicht anders, er mußte einfach lachen, und es dauerte nicht lange, da saßen er und Molly aneinandergelehnt da und kicherten unkontrolliert vor sich hin.
»Steve, hmm?« sagte Theo.
»Er sieht aus wie 'n Steve, findest du nicht?« fragte Molly.
Theo wischte sich den Drachensabber von seinem Mund und lehnte sich hinüber, um sie zu küssen. Sie packte ihn am Kinn und schob ihn von sich weg. »Ich glaube, das wäre keine so gute Idee.«
Wieder erhob sich ein Gebrüll aus dem hinteren Teil der Höhle, doch diesmal klang es verglichen mit dem letzten Mal eher traurig.
»Gut möglich«, sagte Theo.
»Crowe, was zum Teufel geht da drin vor?« rief Burton von draußen. »Du hast nicht allzuviel Zeit für irgendwelche Sperenzchen. Ein SWAT-Team ist im Anmarsch. Also, was willst du?«
»Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden«, rief Theo zurück.
»Was willst du, um von hier zu verschwinden? Den Staat zu verlassen und alles zu vergessen. Wieviel? Nenn mir eine Summe.«
Theo schaute Molly an, als ob sie die Antwort wüßte. Sie sagte: »Ich dachte, wir hätten unsere Forderungen ziemlich klar zum Ausdruck gebracht.«
»Er wird mich nicht gehen lassen, Molly. Und dich wird er mittlerweile auch nicht mehr ziehen lassen. Wenn wirklich ein SWAT-Team auf dem Weg hierher ist, sitzen wir schwer in der Klemme.«
»Ich muß mit Steve reden.« Molly stand auf und bahnte sich einen Weg zwischen den schluchzenden Pilgern hindurch zum hinteren Teil der Höhle. Theo sah ihr nach, wie sie in der Dunkelheit verschwand, wo das Seeungeheuer lag und bläßliche Flecken in Grün und Blau an seinem Körper aufleuchten ließ. Theo rieb sich die Augen, um deutlicher sehen zu können.
»Also Crowe, wie sieht's aus?«
»Machen Sie mir 'n Angebot«, sagte Theo und dachte krampfhaft darüber nach, wie er sich absichern konnte. Was er sagen mußte, um länger als zwei Sekunden am Leben zu bleiben, sobald er einen Schritt aus der Höhle machte.
»Ich geb dir hunderttausend. Das ist ein faires Angebot, Crowe. Du kannst sowieso nichts beweisen. Jedenfalls nicht, wenn Leander tot ist. Schnapp dir das Geld, und mach dich aus dem Staub.«
»Ich bin ein toter Mann«, murmelte Theo. Die Höhe der Summe, die Burton genannt hatte, verriet, daß sein Angebot nicht ernst gemeint war. Nie im Leben würde er Theo lebendig davonkommen lassen. »Wir müssen uns hier erst mal drüber unterhalten«, rief Theo. Sein Kopf pochte von den Schlägen mit der Pistole, und die Sicht auf seinem linken Auge war trübe. Irgendwo in dem Haufen mit den Kleidern der Pilger piepte sein Handy, und er wühlte sich durch die Klamotten und Pillenfläschchen. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen, und er mußte sich einen Augenblick ruhig halten, bis er wieder sehen konnte.
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