Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
geschafft, Smiley«, sag ich.
    »Steig ein«, sagt er.
    Mehr braucht er auch gar nicht zu sagen, weil draußen im Bayou plötzlich was auftaucht, das aussieht wie 'ne Lokomotive mit Zähnen, und das Ding kommt auf uns zugerauscht wie 'n D-Zug. Ich also rein in den Ford und wir nix wie weg, den Catfish immer noch im Schlepptau und das Monster hinter uns her.
    Dauert nicht lange, bis wir 'n ziemlichen Vorsprung haben, und ich sag Smiley, er soll mal anhalten. Wir steigen aus und werfen 'n Blick auf unseren Fünfhundert-Dollar-Catfish. Das Vieh ist mittlerweile tot, zu Tode geschleift und ziemlich übel zugerichtet, aber weil der Vollmond scheint, können wir trotzdem erkennen, daß das, was wir da vor uns haben, kein normaler Catfish ist. Sicher, das Vieh hat Flossen, Schwanz und alles drum und dran, aber unten an seinem Bauch sind ihm Dinger gewachsen, die aussehen wie Beine.
    Smiley sagt: »Was'n das?«
    Und ich sag: »Keine Ahnung.«
    »Und das da draußen?« fragt er.
    »Das is' die Mama von dem hier«, sag ich. »Und die ist garantiert stinksauer auf uns.«
     

- 7 -
    Das Wehklagen gequälter Blues-Seelen trifft auf die Cowboy-Tragik des Country & Western, und heraus kommt folgendes:
    Man rackert und rackert, sitzt seine Zeit hinterm Steuer ab, reißt Stunde um Stunde auf langweiligen Straßen runter; man sitzt sich die Bandscheiben platt, und der Magen wird einem sauer von zuviel starkem Kaffee. Und schließlich, just in dem Augenblick, wo man einen gutbezahlten Job an Land gezogen hat, mit Sozialleistungen und so weiter und man schon das Licht am Ende des Tunnels sehen und dem Ruhestand freudig entgegenblicken kann, just dann, wenn man sich schon in einem Angelboot sieht mit einem Kasten Bier, der einen freundlich anlächelt wie eine willige Raststättenkellnerin namens Darlin - just in diesem Augenblick kommt ein Monster daher und fickt einem den Lastwagen durch. Und man selbst fliegt volle Kanne in die Luft. Dies ist die Geschichte von Al.
    Al lag in der Kabine seines Tanklastwagens und döste vor sich hin, während unverbleite flüssige Dinosaurier durch ein dickes schwarzes Rohr in die unterirdischen Tanks der Texaco- Tankstelle von Pine Cove gepumpt wurden. Die Tankstelle war bereits geschlossen, und so war niemand an der Kasse, mit dem er hätte herumplaudern können. Dies war Als letzte Station, und alles, was jetzt noch vor ihm lag, war die kurze Strecke an der Küste entlang zu seinem Motel in San Junipero. Aus dem
    Radio, das leise vor sich hindudelte, drang die Stimme von Reba McEntyre, die mit der vollen Autorität einer schielenden, rothaarigen Millionärin davon sang, wie hart das Leben doch ist.
    Als der Lastwagen sich zum ersten Mal bewegte, dachte Al, daß ihm eventuell ein besoffener Tourist von hinten in den Wagen gefahren war. Doch dann fing das Gerüttel an, und er gelangte zu der Überzeugung, daß dies nun das große Jahrhundertbeben war, die große EndzeitNummer, bei der Städte in Schutt und Asche fielen und Brücken durchknickten wie trockene Zweige. Solche Dinge gingen einem nun mal im Kopf rum, wenn man mit vierzigtausend Litern explosiver Flüssigkeit im Schlepptau durch die Gegend gurkte.
    Durch die Windschutzscheibe konnte Al das Texaco-Schild sehen, und er überlegte, daß das Ding doch eigentlich hin und her schwingen müßte wie ein Grashalm im Wind, doch das war nicht der Fall. Er mußte raus und die Pumpe abstellen.
    Der Laster wackelte und schaukelte, als würde ein Nashorn ihn rammen. Al packte den Türgriff und drückte dagegen. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Irgendwas blockierte sie. Auch das Fenster war versperrt. Ein Baum? War das Dach über den Zapfsäulen auf ihn runtergekracht? Er schaute zur Beifahrertür hinaus, doch diese war ebenfalls durch irgendwas versperrt. Es war nicht aus Metall, und es war auch kein Baum. Es hatte Schuppen. Durch die Windschutzscheibe sah Al einen dunklen feuchten Fleck, der sich auf dem Asphalt ausbreitete, und augenblicklich entleerte sich seine Blase.
    »Ach du Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    Er griff nach dem Schraubenschlüssel hinter seinem Sitz, um damit die Windschutzscheibe herauszuhauen, doch schon im nächsten Augenblick war von Al nichts mehr übrig außer ein paar flammende Fetzen und qualmende Bröckchen, die über den Pazifik flogen.
    Ein öliger Rauchpilz erhob sich über einer Flammensäule, die dreihundert Meter in die Höhe ragte. Die Druckwelle knickte alle Bäume im Umkreis von hundert Metern um wie Streichhölzer

Weitere Kostenlose Bücher