Der Lustmolch
Druckwelle walzte sich durch Pine Cove, und Molly schaute sich um. Die Klinge schnitt in die Oberseite ihres Handgelenks und blieb dann zitternd im Boden stecken. Molly fluchte und schaute zu, wie sich über dem Himmel von Pine Cove ein orangefarbener Rauchpilz erhob.
Sie hielt ihr Handgelenk umklammert und starrte einige Minuten lang auf die Feuersäule im Himmel. Sie fragte sich, ob das, was sie da sah, wirklich existierte, oder ob es vielleicht ein wenig voreilig gewesen war, ihre Medikamente nicht mehr zu nehmen. In der Ferne heulte eine Sirene, dann hörte sie, wie sich etwas das Bachbett entlang bewegte - es klang, als ob große Felsbrocken zur Seite geschubst würden. Mutanten, dachte sie. Wo es Rauchpilze gab, gab es auch Mutanten, der Fluch von Kendras nuklear verseuchter Welt.
Molly schnappte sich das Schwert und rannte in ihren Trailer, um sich zu verstecken.
THEO
Bis die Druckwelle der Explosion Theos Hütte zwei Meilen außerhalb des Ortes erreicht hatte, war sie zu einem lauten Knall verebbt. Dennoch wußte er sofort, daß etwas passiert war. Er richtete sich in seinem Bett auf und wartete darauf, daß das Telefon klingelte. Anderthalb Minuten später tat es das auch. Die Notrufzentrale aus San Junipero war am anderen Ende.
»Constable Crowe? Bei Ihnen in Pine Cove gab's eine Explosion an der Texaco-Tankstelle an der Cypress Street. In der näheren Umgebung gibt es Brände. Ich habe Feuerwehr und Krankenwagen alarmiert, aber Sie sollten sich ebenfalls auf den Weg machen.«
Theo bemühte sich, einigermaßen wach zu klingen. »Jemand verletzt?«
»Das wissen wir noch nicht. Der Notruf kam gerade erst rein. Hört sich so an, als wäre ein Tanklastwagen in die Luft geflogen.«
»Ich bin schon unterwegs.«
Theo schwang seine langen Beine aus dem Bett und zog seine Jeans an. Er schnappte sich sein Hemd, das Handy und den Beeper vom Nachttisch und ging hinaus zu seinem Volvo. Er blickte in Richtung Stadt und sah den orangefarbenen Widerschein der Flammen und dicke schwarze Wolken, die sich über den vom Mond erleuchteten Himmel zogen.
Kaum daß er den Wagen anließ, drangen aus dem Funkgerät auch schon die Stimmen der freiwilligen Feuerwehrleute, die in den beiden Löschzügen von Pine Cove zur Unglücksstelle rasten.
Theo schaltete das Mikro ein. »Hey, Jungs, hier ist Theo Crowe. Schon irgendwer vor Ort?«
»Vermutliche Ankunftszeit in einer Minute, Theo«, kam die Antwort. »Der Rettungswagen ist schon da.«
Ein Rettungssanitäter meldete sich über Funk. »Die Tankstelle ist weg, die Burger-Bude genauso. Sieht nicht so aus, als würde sich das Feuer ausbreiten. Ich kann hier niemanden sehen, aber wenn jemand in einem von den beiden Läden war, ist er jetzt Toast.«
»Sehr feinfühlig, Vance. Überaus professionell«, sagte Theo ins Mikrophon. »Dauert noch fünf Minuten und ich bin da.«
Der Volvo schoß über die holprige Straße, und Theo knallte mit dem Kopf gegen das Wagendach. Er machte etwas langsamer und legte seinen Sicherheitsgurt an.
Bert's Burger Stand war weg. Nicht mehr da. Und der Mini-Markt an der Texaco-Tankstelle ebenfalls. Dem Erdboden gleichgemacht. Theo spürte ein Knurren im Magen, als er sich vorstellte, wie seine heiß geliebten Nachos aus dem Mini-Markt in den Flammen zu Holzkohle verbrannten.
Fünf Minuten später hielt er hinter dem Krankenwagen an und sprang aus dem Volvo. Allem Anschein nach war es den Feuerwehrleuten gelungen, die Flammen auf die asphaltierte Zone um die Tankstelle und die Burger-Bude einzugrenzen. Das Unterholz auf dem Hügel hinter der Tankstelle hatte wohl ebenfalls gebrannt, wobei ein paar Bäume angesengt worden waren, doch die Feuerwehr hatte ihre Wasserwerfer dort zuerst eingesetzt, um zu verhindern, daß sich das Feuer in die Wohngebiete weiter oben am Hang ausbreitete.
Theo schirmte sein Gesicht mit beiden Händen ab. Die brennende Tankstelle strahlte eine sengende Hitze ab, die selbst in dreißig Meter Entfernung kaum erträglich war. Eine Gestalt in einem Schutzanzug der Feuerwehr kam durch den Qualm auf Theo zu. Kurz bevor sie vor ihm stand, klappte sie das Visier des Helmes hoch, und Theo erkannte Robert Masterson, den Chef der freiwilligen Feuerwehr. Er und seine Frau Jenny waren die Besitzer von Brine's Angelbedarf, Bootsausrüstung und Erlesene Weine. Er lächelte.
»Theo, du bist dem Hungertod geweiht - deine beiden Nahrungsquellen sind dahin.«
Theo rang sich ein Lächeln ab. »Sieht so aus, als müßt ich in Zukunft zu
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