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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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abgefunden hatte, unter einer simplen Persönlichkeitsstörung zu leiden, mußte sie wieder von neuem lernen, sich psychotisch aufzuführen. Als Schizo hatte man es gar nicht so schlecht. Schließlich hatte sie der Tatsache, daß bei ihr vor zehn Jahren Schizophrenie diagnostiziert worden war, eine monatliche Rentenzahlung wegen Schwerbehinderung zu verdanken. Val Riordan hatte ihr allerdings versichert, daß sich ihr Krankheitsbild seitdem gewandelt hatte - und zwar von Schizophrenie, paranoider Typus, monoepisodisch, mit teilweiser Rückbildung und vorwiegend negativen Symptomen, paranoiden Wahnvorstellungen und negativen Stressoren (in Mollys Augen waren die negativen Stressoren eine Art »Spezialsauce extrascharf«) zu einer wesentlich gesünderen Variante, nämlich einer postmorbiden, schizotypischen Persönlichkeitsstörung bipolaren Typs (ohne »Spezialsauce extrascharf«). Um es in die letztere Kategorie zu schaffen, mußte man mindestens einen psychotischen Vorfall nach- sowie fünf von neun Symptomen aufweisen. Es war eine wesentlich vertracktere und subtilere Version von »absolut durchgeknallt«. Mollys Lieblingssymptom war: »Eigenartige religiöse Auffassungen oder Neigung zu Aberglauben, die das Verhalten beeinflussen und von subkulturellen Normen abweichen.«
    Der Erzähler sagte: »Aberglauben - das wäre also, wenn du glaubst, in einer anderen Dimension wirklich Kendra, die Killermieze aus der Atomwüste, zu sein?«
    »Schon wieder dieser Scheißerzähler aus dem Off«, sagte Molly. »Du hast wohl keine Lust zu verschwinden? Das ist ein Symptom, das ich absolut nicht gebrauchen kann.«
    »Eigentlich kann man ja nicht sagen, daß dein Aberglauben verhaltensbeeinflussend wäre, oder doch?« fragte der Erzähler aus dem Off. »Ich glaube nicht, daß du das Symptom für dich beanspruchen kannst.«
    »Zum Teufel, nein«, erkärte Molly. »Der einzige Grund, warum ich nachts um zwei mit dem Schwert trainiere, ist der, daß ich auf das Ende der Zivilisation warte, um dann meine wahre Identität beanspruchen zu können.«
    »Du versuchst einfach nur, in Form zu bleiben. Das macht heutzutage jeder.«
    »Um in der Lage zu sein, fiese Mutanten zu Klump zu hauen?«
    »Klar, Nautilus baut sogar 'ne Maschine nur zu diesem Zweck. Den Mutant Master 5000.«
    »Das ist doch Stuß.«
    »Entschuldige, ich bin schon still.«
    »Da wäre ich dir wirklich dankbar. Auf das >Stimmen- Symptom< kann ich nämlich gut verzichten, danke.«
    »Da wäre allerdings immer noch die Monster-Trailer-Halluzination da draußen.«
    »Ich dachte, du würdest endlich die Klappe halten.«
    »Entschuldige, von jetzt an hörst du von mir kein Wort mehr.«
    »Knalldepp.«
    »Blöde Ziege.«
    »Du hast gesagt ...«
    »Entschuldigung.«
    Nun denn, ohne die Stimmen mußte sie sich nur noch mit der Halluzination herumschlagen. Der Trailer stand noch immer an Ort und Stelle, und zugegebenermaßen sah er wirklich aus wie ein ganz normaler Trailer. Molly konnte sich nur allzugut ausmalen, wie sie versuchte, dem Seelenklempner bei der Einlieferung in der Nervenklinik davon zu erzählen.
    »Sie haben also einen Trailer gesehen?«
    »Richtig.«
    »Und Sie wohnen in einem Trailer-Park?«
    »Korrekt. «
    »Ich verstehe«, würde der Typ dann sagen. Und irgendwo zwischen diesen beiden Worten lauerte das Urteil: geisteskrank.
    Nein, so würde sie auf gar keinen Fall vorgehen. Sie würde sich ihren Ängsten stellen und mutig voranschreiten, genau wie Kendra in Tod den Mutanten: Warrior Babes II. Sie schnappte sich das Schwert und verließ den Trailer.
    Das Sirenengeheul war mittlerweile verebbt, doch der Himmel schimmerte noch immer orange in Folge der Explosion. War wohl doch keine Atomexplosion, dachte sie, sondern eher irgendein Unfall. Sie schritt über das Gelände und blieb etwa drei Meter vor dem Trailer stehen.
    Aus der Nähe sah er aus - na ja, wie ein Trailer eben. Die Tür war an der falschen Stelle - an der Schmalseite anstatt seitlich. Die Fenster waren milchig und undurchsichtig, wie mit Rauhreif beschlagen. Das ganze Ding war mit einer rußigen Patina bedeckt, aber es war ein Trailer. Mit einem Monster hatte es jedenfalls nicht die geringste Ähnlichkeit.
    Sie machte ein paar Schritte vorwärts und stach zaghaft mit dem Schwert hinein. Die Aluminiumhülle des Trailers schien sich vor der Schwertspitze zurückzuziehen. Molly machte einen Satz rückwärts.
    Eine warme Woge des Wohlgefühls rauschte durch ihren Körper. Eine Sekunde lang vergaß

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