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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sobald die Diebe die Flatter gemacht haben, rufen die Angestellten die Bullen, aber dann müssen sie fünf bis zehn Minuten warten, bis die kommen … Und überall liegt noch das ganze Zeug herum, und wenn irgendwas verschwindet, dann waren es eben die Räuber …«
    Mikes Augen verengten sich. »Du willst damit sagen, dass die Wachleute …? Aber hätten die Besucher nicht was gesehen?« Er schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das kauf ich dir nicht ab.«
    »Lieber redest du dir ein, ich wär’s gewesen?« Mike spürte den Atem des Mannes in seinem Gesicht – beim letzten Abendessen hatte Knoblauch eine gewisse Rolle gespielt. Ein Hauch Milchtee war ebenfalls herauszuriechen – vom Frühstück wahrscheinlich. »Nur drei von meinen Jungs«, fuhr er fort, »waren überhaupt im Lagerhaus drin, was bedeutet, dass sie – wie viel? – vier Bilder pro Nase eingesteckt haben müssten. Was, glaubst du, hatten die an – Zelte?« Chib lächelte kalt. »Nein, mein Freund, das geht aufs Konto deiner Leute, und ich bin sicher, wenn ich sie nett frage, werden sich Westie und Allan sehr bald alles von der Seele reden – oder auch schreien, wenn nötig.«
    »Wie wär’s, wenn du erst mal deine Jungs fragen würdest?«
    »Das brauche ich nicht.«
    »Wär nicht das erste Mal, dass ein Kleinganove der Versuchung nicht widerstehen konnte …«
    Das folgendeWer-kann-länger-starren-Duell dauerte zwanzig Sekunden, und Chib war der Erste, der blinzelte, als er in seine Jacke griff, um sein Handy herauszuholen. Mike konzentrierte sich darauf, dass seine Atmung ruhig, seine Haltung gelassen blieb. Er hatte letzte Nacht nicht viel geschlafen – zu viele Fragen. Natürlich hatte er auch einige der gerade von Chib geäußerten Verdachtsmomente in Erwägung gezogen, und allerlei Sprüche waren ihm durch den Kopf gegangen: Es gibt kein perfektes Verbrechen … Diebe kennen keine Ehre … Verräter in den eigenen Reihen … Chib sah ihn an, während er eine Nummer wählte. Mike wusste, dass er recht hatte, die vier hätten unmöglich etwas unter ihren Jacken verstecken können, ebenso wenig wäre im Transporter Platz gewesen, um so viele zusätzliche Gemälde, Skizzenhefte und illustrierte Bücher unauffällig unterzubringen. Mike musste nachdenken, musste mit Allan und Westie reden. Er hatte sich dagegen entschieden, sie sofort anzurufen – lieber abwarten, ob der eine oder andere sich zuerst melden würde, sobald er die Nachrichten gehört hätte. Nichts. Andererseits befolgten sie vielleicht nur Befehle – Gissings Befehle: Kopf unten halten …
    »Glenn?«, sagte Chib. »Ich will, dass du Billy, Kev, Dodds und Bellboy einsammelst. Schaff sie zur Snookerhalle, zack, zack.« Als er sein Handy zuklappte, trillerte Mikes Telefon. Auf dem Display Westies Nummer.
    »Was dagegen, wenn ich damit vor die Tür gehe?«, fragte er Chib.
    »Jemand, von dem ich nichts wissen soll?«
    »Bloß was Privates«, antwortete Mike und zog die Tür auf. Draußen auf der Straße atmete er ein paarmal tief durch und ging dann ran.
    »Hallo?«, sagte er, unsicher, ob es Westie selbst oder die Freundin, Alice, sein würde.
    »Mike, sind Sie das?« Westies Stimme.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Mike.
    »Ich wollte nur … ich will nur sagen, dass es mir leidtut … Ich hatte keine Ahnung, dass Alice Ihnen diese SMS schicken wollte. Und es ist ganz klar, dass sie das auch gar nicht so ernst meinte. Wir wollen … ich will nicht mehr Geld. Oder noch ein Bild. Ich bin völlig zufrieden mit allem.«
    So klang er nicht. »Sie haben also genug Bilder?«
    »Ich denk schon.« Westie hörte sich verwirrt an.
    »Und wie viele sind das, Westie?«
    »Was meinen Sie damit? Nur der DeRasse – das wissen Sie doch, Mike. Dann ist jetzt also alles okay zwischen uns, ja?«
    »Da bin ich mir nicht so sicher, Westie.«
    »Sie müssten mir nämlich einen Gefallen tun.«
    Mikes Schultern strafften sich. Die Straße war vormittäglich ruhig: ein Zeitungsladen an der Ecke, ein Secondhandladen, der noch gar nicht geöffnet hatte. Gegenüber Mietskasernen, aber kein Mensch an den dreckigen Fenstern. »Könnte sein, dass ich nicht in der Stimmung dazu bin«, erklärte er Westie.
    »Das kann ich verstehen, Mike. Aber ich hab mich jetzt entschuldigt, also könnten Sie vielleicht … Sie wissen schon …«
    »Was?«
    »Schaffen Sie mir Calloway vom Hals!« Die Worte waren nicht viel weniger als ein Schrei und kamen entsprechend verzerrt an.
    »Ich hatte nicht gewusst, dass Sie

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