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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihn am Hals haben.«
    »Sie haben ihn nicht bei mir vorbeigeschickt, damit er mich einschüchtert?«
    Mike runzelte die Stirn. »Was hat er denn gesagt, Westie?«
    »Er will, dass ich weitere Fälschungen für ihn mache – haufenweise. Und ich hab Angst, Mike – Angst, nein zu sagen, aber auch Angst davor, was passieren könnte, wenn ich ja sage.«
    Mike hatte sich umgedreht und starrte auf die fensterlose Front der Snookerhalle. Sie hieß Diamond Jim’s, und die Farbe blätterte vom Schild ab. Hatte es jemals einen Diamond Jim gegeben? Und falls ja, was war aus ihm geworden? »Wozu will er die haben, Westie?«
    »Glauben Sie etwa, ich hab ihn gefragt? Er ist ein Ungeheuer, Mike, jeder weiß das. Einmal hat er jemand vom Scott-Denkmal runtergeschmissen.«
    »Hat’s ihm angedroht«, korrigierte Mike ihn. »Hat er Ihnen gesagt, welche Bilder er im Einzelnen will?«
    »Ich glaube, das weiß er selbst noch nicht. Er meint, das müssten solche wie die sein, die wir mitgenommen haben – Sie wissen schon, von denen man höchstwahrscheinlich nie merken wird, dass sie verschwunden sind.«
    Mike nickte geistesabwesend. »Haben Sie die Nachrichten gesehen, Westie?«
    »Herrgott, nein – ist ihr was passiert?«
    Mike hörte gar nicht zu. Er hatte in der überwölbten Gasse, die die zwei Mietskasernen trennte, einen Müllsack ausgemacht. Er war aufgeplatzt, und eine Ratte tat sich gerade am Inhalt gütlich, wuselte zwischen Resten von Fastfood und leeren Bierdosen herum. Mike wurde langsam bewusst, dass er sehr weit von zu Hause weg war. Westie hatte Chib als ein Ungeheuer bezeichnet – wer hätte ihm da widersprechen können? Und war Edinburgh schließlich nicht die Stadt, die Dr.Jekyll und Mr. Hyde hervorgebracht hatte? Mike legte eine Hand an die feuchte, hässliche Wand der Snookerhalle und spürte, wie sie einen dünnen Rückstand, einen Schmutzfilm auf seiner Haut hinterließ.
    Ein höllischer Ort, dachte er.
    Warum sollte er also da wieder hinein? Warum suchte er nicht schleunigst das Weite und versuchte zu vergessen, dass er je einen Menschen namens Chib Calloway gekannt hatte? Irgendwie glaubte er nicht, dass das so leicht sein würde. Und der Erste, der die Flucht ergriff … tja, der machte sich zum Hauptverdächtigen, oder?
    »Was?«, fragte er ins Handy. Ist ihr was passiert? hatte Westie gefragt, und jetzt sagte er gerade etwas anderes.
    »Alice«, wiederholte die zitternde Stimme. »Ich weiß nicht, was ich tun soll …«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich hab sie gestern Abend zusammengeschissen … wegen dieser SMS, die sie Ihnen geschickt hatte, und wegen Calloway und alles … Sie ist abgehauen, Mike. Sie ist die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen.«
    Mike fluchte leise und verdrehte die Augen. »Sie müssen sie suchen.« Trotz seines hämmernden Herzens sprach er leise und ruhig. Aber er musste das Telefon mit beiden Händen festhalten, damit es ihm vor lauter Zittern nicht entglitt. »Sie müssen sie wieder zurückholen, sich mit ihr vertragen, dafür sorgen, dass sie Vernunft annimmt. Sie weiß alles, Westie – und sie hat weniger zu verlieren als wir übrigen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn sie zur Polizei geht, gibt es praktisch nichts, weswegen man sie unter Anklage stellen könnte.«
    »So was würde sie nie tun.«
    »Und wenn sie das Gefühl hat, dass Sie sich gegen sie gewandt haben … Was sollte sie dann noch davon abhalten, es noch einmal mit einer kleinen Erpressung zu versuchen?«
    »Das wird sie nicht … nicht jetzt, wo sie weiß, dass Calloway mit drin steckt.«
    »Vielleicht aber doch. Sie müssen also Folgendes tun, Westie: Sie rufen sie an, simsen sie an, klappern alle ihre Freundinnen und Freunde ab, Verwandte, dieses Kino, in dem sie arbeitet – Sie machen sie ausfindig, und dann fallen Sie vor ihr auf die Knie und sagen ihr, dass es Ihnen leidtut. Sie muss zurückkommen, Westie. Sie muss.«
    Nach einem kurzen Schweigen war aus dem Handy zu hören, wie Westie sich immer wieder die laufende Nase abwischte. »Ich werd’s versuchen. Und was ist mit Calloway?«
    »Eins nach dem anderen, Westie. Melden Sie sich, sobald Sie sie gefunden haben.«
    »Wen gefunden?« Chib stand in der Tür links von Mike. Mike beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder in die Brusttasche.
    »Niemanden«, log er und sah demonstrativ auf seine Uhr. »Rechnest du damit, dass deine Jungs bald hier sein werden? Ich hab noch anderes zu tun …«
    »Die kommen nicht, Mike.« Chib schaute links und

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