Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
sich noch nicht sicher. Er nahm durchaus an, dass sie Bescheid wussten – dass sie alles wussten. Mackenzie hatte sie bestimmt ins Vertrauen gezogen, vor ihnen angegeben, geprotzt.
    Hatte sie zu Mitwissern gemacht.
    Zu Mitschuldigen.
    Was bedeutete, dass man einen von ihnen durchaus noch zum Singen bringen konnte. Mit Gissing hatte sich Ransome noch nicht richtig unterhalten. Nach dem, was er bislang von dem alten Herrn mitbekommen hatte, glaubte er den Typ als solchen zu kennen. Hatte in den Fünfzigern wahrscheinlich gegen die Bombe demonstriert. Hatte 68 mit der Idee einer Studentenrevolte sympathisiert, aber in Edinburgh niemanden zum Mitmachen gefunden. Typischer alt gewordener Salonlinker, noch immer bullenfeindlich eingestellt und infolgedessen kaum zur Kooperation bereit.
    Womit der Banker, Allan Cruikshank, übrig blieb. Ransome beabsichtigte, ihn vor seinem zweiten Besuch noch einen Tag lang schmoren zu lassen – keinesfalls länger! – und darauf zu hoffen, dass der Mann bis dahin keinen Herzschlag erleiden würde. Aber jetzt, wo der Detective angefangen hatte, über den Professor nachzudenken, ging ihm auf, dass es auch mit ihm ganz lustig werden könnte. Vorher allerdings musste er diese vier Namen weitergeben, einen dienstbaren Geist dazu abstellen, sie zu überprüfen. Er hatte es geschafft, einen weiteren Zentimeter seines Eingangskorbs abzuarbeiten.
    »Zeit für eine Pause«, sagte er sich und riss das Blatt aus seinem Notizbuch.
     
    * * *
     
    Mike hatte eine nutzlose halbe Stunde in der Kunstakademie zugebracht. Gissings Sekretärin war nicht da, der Professor selbst auch nicht. Die Tür zu seinem Vorzimmer stand offen, aber das Allerheiligste war abgeschlossen. Auf dem Schreibtisch der Sekretärin lag irgendwelcher Papierkram herum, und ihr Telefon klingelte. Mike hätte am liebsten abgenommen, nur für den Fall, dass es Gissing selbst wäre, aber dann legte er stattdessen die Hand an den Kaffeebecher, der neben dem Telefon stand. Er spürte noch einen Rest Wärme, was bedeutete, dass die Sekretärin nicht allzu weit sein konnte, es sei denn, sie hatte früh Feierabend gemacht. Schließlich kritzelte er etwas auf einen Zettel und schob ihn unter Gissings Tür hindurch. Nur drei Worte – MÜSSEN UNS SEHEN – und seine Initialen. Auf dem Weg nach unten beschloss er, noch bei Westie vorbeizuschauen. Das Untergeschoss stellte ein echtes Labyrinth dar. Jede Menge Studenten waren eifrig am Werkeln, aber keiner hatte Westie gesehen. Schließlich erklärte ihm ein bärtiger Mensch mit Brille – ein Stück älter als der studentische Durchschnitt und in einem Atelier zugange, das zur Hälfte mit Heuballen gefüllt war –, Westie sei im nächsten Raum. Nur dass er nicht da war. Seine Tür stand einen Spaltbreit offen, und drinnen waren Anzeichen kürzlicher Aktivität festzustellen. Sieben Gemälde, gerahmt und fix und fertig. Zwei warteten noch darauf, dass Haken in die Wand geschlagen wurden, an der sie lehnten. Die Haken lagen auf dem Fußboden, ebenso ein kleiner Hammer. Mike hoffte, dass Westie auf der Suche nach Alice war und nicht bei sich zu Hause auf dem Sofa hockte, sich zuknallte und in Selbstmitleid zerfloss.
    »Sind Sie Dealer?« Es war der Bärtige vom Ausstellungsraum nebenan. Er wischte sich gerade die Hände an seinem Overall ab. Es dauerte einen Moment, bis Mike begriff, dass er damit »Kunsthändler« meinte und nicht etwas anderes. Mike schüttelte den Kopf.
    »Gestern war ein Typ hier«, fuhr der Mann fort, »der wie ein Rausschmeißer aussah. »Ich hab anschließend Westie gefragt, wer das gewesen sei. Er sagte, ein Händler. Gibt wohl so ’ne und solche …« Der Mann schlurfte wieder davon.
    »Entschuldigen Sie«, rief ihm Mike nach. »Würden Sie sagen, dass Westies Sachen gut sind?«
    »Definieren Sie ›gut‹«, sagte der Mann und verschwand im Nebenzimmer.
    Mike dachte darüber nach und gelangte zu dem Ergebnis, dass er das nicht konnte. Er ging wieder nach oben und verließ das Gebäude. Jemand anders kam gerade herein, also tat er einen Schritt zur Seite. Der Mann wollte erst mit einem Nicken des Dankes an ihm vorbeigehen, blieb dann aber stehen. Mike erkannte, dass es Ransome war. Er senkte schnell den Kopf, aber zu spät.
    »Sie sind Michael Mackenzie«, sagte der Detective.
    Mike machte ein überraschtes Gesicht. »Das stimmt«, sagte er. »Kennen wir uns?«
    »Hat Ihr guter Freund Chib Calloway Ihnen nicht von mir erzählt? Oder Allan Cruikshank?« Ransome hielt

Weitere Kostenlose Bücher