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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Gesicht und blutdurchtränkten Hemd – den hatte Mike, soweit es ging, überhaupt nicht angesehen. Er setzte sich wieder aufs Bett und schlüpfte in die Schuhe.
    »Keinen Schimmer«, sagte er und nahm seine Uhr vom Nachttisch.
    »Die ist hübsch«, sagte Hate und meinte offenbar die Uhr. »Cartier – die Santos 100.« Sogar Chib drehte sich um und starrte ihn an. »Ich habe selbst eine«, erklärte Hate. Dann, zu Mike gewandt: »Ich habe mich im Web informiert, Mr. Mackenzie. Sie sind ein reicher Mann. Das ist gut … Das bedeutet, dass wir zu einer Einigung kommen können – vielleicht.«
    »Eins nach dem andern, okay?«, erinnerte ihn Chib. Dann wandte er sich wieder an Mike. »Ich hatte dich gefragt, ob du Hates Freund da kennst … Er heißt Jimmy Allison – na, klingelt’s?«
    Mike riss die Augen auf. »Der Kunstexperte?«
    »Und jetzt zusätzlich Empfänger von zwei Trachten Prügel, was, wie du zugeben wirst, ein Spürchen ungerecht ist.« Chib legte eine Kunstpause ein. »Besonders da dir noch keiner ein Haar gekrümmt hat. Und jetzt rüber ins Wohnzimmer. Wir wollen uns ein bisschen unterhalten, du und ich.« Er klemmte sich alle vier Bilder unter den Arm und marschierte zur Tür. Hate wartete, bis Mike ihm gefolgt war, und bildete dann zusammen mit Mr. Allison die Nachhut. Mike vermied es nach wie vor, dem Kurator in die Augen zu sehen. Die Idee mit dem Überfall auf offener Straße war zwar von Gissing gekommen, aber er hatte ihr zugestimmt. Ja, er hatte dem Professor sogar bescheinigt, sie sei »genial«. Schwierig, jetzt seine damalige Begeisterung zu rechtfertigen – reale Auswirkungen waren in dem ganzen Plan so gut wie nicht vorgekommen. Und was, zum Teufel, hatte Hate überhaupt mit Allison zu schaffen? Mike zweifelte nicht daran, dass er im Wohnzimmer die Antworten auf seine Fragen bekommen würde, aber er fürchtete sich vor dem, was ihn da sonst noch erwarten mochte.
    Hate stieß den Kurator auf einen der Sessel. Die Hände des Mannes waren hinter dem Rücken gefesselt, seine Lippen mit Klebeband versiegelt. Mike spielte mit dem Gedanken, sich einen Drink einzugießen, aber er bezweifelte, dass seine Hand dazu ruhig genug gewesen wäre. Abgesehen davon hätte es der sichtlich halb verdurstete Allison als eine weitere Foltermaßnahme empfinden können.
    »Siehst du das?«, fragte Chib. Er hatte die Gemälde auf den Couchtisch gelegt und zeigte auf das Sofa. Beziehungsweise auf ein weiteres Bild, das darauf stand.
    »Das ist dein Utterson«, antwortete Mike. » Abenddämmerung im Rannoch Moor.«
    »Stimmt. Und was habe ich damit gemacht?«
    »Du hast es Hate gegeben.« Mike hatte keine Ahnung, wo das Gespräch hinführen sollte.
    »Und was hat Hate gemacht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na, dann denk mal ein bisschen nach, Vollidiot!«
    Hate hatte die Heimkinoanlage gesehen. »Pioneer«, kommentierte er. »Gute Marke.«
    »Herrgott, würden Sie die Schnauze halten?«, bellte Chib ihn an.
    Mike fragte sich, was wünschenswerter gewesen wäre: dass die Nachbarn unter ihm wegen der guten Schallisolierung nichts von dem Ganzen mitbekamen oder dass sie sich entschlossen, die Polizei anzurufen und zu melden, dass im Penthouse merkwürdige Dinge vor sich gingen. Chib hatte sich wieder zu ihm gewandt.
    »Na, zu einem Ergebnis gekommen?«
    Mike rieb sich erneut die Augen und strich sich das Haar aus der Stirn. »Einfach so geraten: Hate hat beschlossen, das Gemälde – entgegen meinen Warnungen – begutachten zu lassen. Er ist zu Mr. Allison gegangen, der ein hervorragender Kenner des Malers ist, und irgendwie hatte Mr. Allison einen Unfall, und anstatt einen Rettungswagen zu rufen, hast du gehofft, dass ich helfen könnte.« Mike hielt Chibs starrem Blick ganze zwanzig Sekunden stand. Mit einem Grunzlaut nahm der Gangster den Utterson vom Sofa und hielt ihn Mike zehn Zentimeter vor die Nase.
    »Ich bin hier nicht gerade der Fachmann«, knurrte er, »du weißt es also vielleicht besser. Wann genau ist das Ding hier gemalt worden?«
    »Anfang des 20. Jahrhunderts …«
    »Ach ja? Na, vielleicht hast du ja recht. Guck genauer hin. Sag mir speziell, was in der linken unteren Ecke los ist.«
    Mike wusste nicht, was er da erwarten sollte. Höchstwahrscheinlich die Signatur des Künstlers. Er sah Heidekraut und lange Grashalme und noch ein bisschen mehr Heidekraut.
    »Direkt in der Ecke«, sagte Chib. Und dann sah es Mike, und er kniff die Augen zu. »Na?«, bohrte der Gangster nach.
    »Sieht so aus, als würde

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