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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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schaffte, den Rest des Abends hinter sich zu bringen, würde es vielleicht bald etwas weniger trüb aussehen und es ihm vielleicht morgen ein bisschen besser gehen.
    Vielleicht würde doch noch alles gut werden.
     
    30
     
    Als Chib Calloway endlich nach Haus kam, war es fast elf Uhr abends. Er hatte beschlossen, doch noch ein paar Takte mit seiner Jugendmannschaft zu reden. Ein Telefongespräch hätt’s nicht getan – musste schon von Mann zu Mann sein. Wenn man jemand in die Augen sah, merkte man ziemlich genau, ob der einen anlog. Er hatte das deutliche Gefühl, dass Mike nicht gelogen hatte. Wer immer das Gekleckse geklaut hatte – er war’s nicht gewesen. Damit blieben immer noch genügend Verdächtige, aber die vier Jungs hatten andererseits auch nicht so ausgesehen, als würden sie lügen.
    »Wir haben einfach getan, was man uns gesagt hat, nicht mehr und nicht weniger«, hatte Bellboy als der Sprecher der Gruppe erklärt. Nur noch die Hälfte der Zähne im Mund, aber noch immer wortgewandt. Na ja, verglichen mit seinen Kumpanen jedenfalls.
    Der Rest des Tages hatte sich um Geschäftliches gedreht. Es gab einen Lap-Dance-Klub auf der Lothian Road, dessen Pacht bald auslief und dessen gegenwärtiges Management sich überlegte, mit dem ganzen Betrieb umzuziehen. Man hatte Chib gefragt, ob er das Lokal als laufendes Geschäft übernehmen wolle. Das Problem war nur – er hatte den Verdacht, dass die besten Mädchen bei ihren bisherigen Arbeitgebern blieben und es nicht leicht sein würde, talentierten Ersatz für sie zu finden. Außerdem wäre eine Totalrenovierung der Innenräume fällig gewesen, und der Kostenvoranschlag lautete auf fünfundsiebzig bis hundert Riesen »für einen wirklich ausgezeichneten Job, etwas, womit man die VIPs anlockt«. Wer verarschte hier eigentlich wen? Man schrieb immer »VIP« in die Schaufenster und Inserate, aber die Gäste, die dann tatsächlich kamen, waren schmierige Typen und Trupps von besoffenen Junggesellen. Chib hatte das einzig Gescheite getan: sich von Johnno sagen lassen, wer die regulären Türsteher waren, dann einen von ihnen angerufen und erfahren, dass der Laden seit drei Monaten still vor sich hin dümpelte.
    »Würd ich nicht für geschenkt haben wollen, Mr. Calloway.«
    Ende der Geschichte.
    Chib hatte auf weitere Anrufe gewartet – von Hate, von Edvard. Checkte immer wieder seine Mailbox, aber bislang ohne Erfolg. Am Ende des Tages hatte er auf die weiteren Dienste Glenns und Johnnos verzichtet und die beiden vor einem seiner eigenen Pubs abgesetzt, ohne deren Einladung zu einem »schnellen Kurzen« anzunehmen. Während der Fahrt nach Hause hatte er sich ein bisschen Dire Straits angehört – da sah die Welt doch gleich freundlicher aus. Er parkte den BMW in der Auffahrt – die Garage gehörte dem Bentley –, blieb einen Moment stehen und starrte hinauf zum orangefarbenen Glanz des Nachthimmels. Einmal hatte er sich in einem Laden auf der Royal Mile ein Teleskop gekauft, damit aber nicht viel gesehen. Lichtsmog, hatte man ihm erklärt, die ganzen Straßenlaternen der Stadt … Also hatte er den Verkäufer überredet, das Ding bei voller Erstattung des Kaufpreises zurückzunehmen. Wie sich später herausstellte, hatte man ihm zwanzig Pfund zu viel gegeben, was Chip nicht im Geringsten störte.
    Ein paar seiner Männer wunderten sich, dass er in einer neuen Siedlung wohnte, wenn er doch praktisch jedes Haus in Edinburgh hätte haben können. Aber diese vier- und fünfstöckigen Museumskästen in der New Town waren einfach nicht sein Ding. Zu steif und geschniegelt. Ebenso wenig legte er Wert auf wogende Weiden, Stallungen und den ganzen ländlichen Quatsch, der ja doch nur bedeutet hätte, aus der Stadt wegzuziehen. Er war ein Edinburgher, dort geboren und aufgewachsen. Das konnten nicht viele von sich sagen: In ganzen Straßenzügen hörte man nur englische Akzente, ganz zu schweigen von den unzähligen Studenten. Trotzdem blieb das Chibs Stadt, und manchmal hatte er sie richtig zum Fressen gern.
    Das Haus – Eckgrundstück, frei stehend, ehemaliges Vorführobjekt – lag dunkel da. Ein Nachbar hatte ihm mal dringend geraten, im Flur im ersten Stock immer Licht brennen zu lassen, um Einbrecher abzuschrecken. Chib hatte es sich gespart, ihn darauf hinzuweisen, dass Einbrecher so dämlich nun auch nicht waren. Bildete sich der Nachbar etwa ein, die schlichen um die Häuser herum, ohne sich zu fragen, warum sich ganze Familien auf dem oberen

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