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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Treppenabsatz versammelten? Als er sich jetzt daran erinnerte, musste Chib in sich hineinkichern. Aber die Nachbarn waren schon okay – beschwerten sich nie, wenn er die Anlage ein bisschen lauter aufdrehte oder ein paar von den Jungs und eine Handvoll Mädchen zu einer Party einlud. Seine Frau, Liz … Das Haus war ihre Idee gewesen. Kaum ein Jahr, nachdem sie eingezogen waren, hatte der Krebs angefangen, sie von innen aufzufressen. Sie war mit den Nachbarn immer gut ausgekommen, und die meisten von ihnen erwiesen ihr auch die letzte Ehre. Da hatten sie vielleicht zum ersten Mal eine Ahnung davon gekriegt, dass Liz’ Mann eine große Nummer war. Dem Leichenwagen waren ganze Heerscharen von Trauernden gefolgt, hauptsächlich sehr breitschultrige Gentlemen mit dunklen Brillen, deren Bewegungen Glenn und Johnno choreographiert hatten.
    Kein Wunder, dass sich die Nachbarn nie über den Lärm beschwerten.
    Er kicherte erneut in sich hinein, ging dann zur Haustür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Noch ein Pluspunkt bei dem Haus: zehn Jahre Garantie. Und die Baufirma hatte noch eine Alarmanlage gratis draufgelegt … Nicht dass er die jemals einschalten würde. Sobald er die Tür hinter sich zugemacht hatte, verspürte er eine tiefe Zufriedenheit. Das war der Ort, an dem er sich entspannen konnte, alle seine Sorgen vergessen. Ein paar Whiskys und irgendeinen Schrott in der Glotze. Der Inder um die Ecke lieferte frei Haus. Ebenso seine Lieblingspizzeria. Und wenn er mal Lust auf Fish and Chips haben sollte, na, dann hüpfte der entsprechende Typ ebenfalls auf sein Moped und flitzte los – einfach nur, weil Chib Chib war. Aber heute Abend würde er sich mit dem Whisky begnügen, vielleicht drei oder vier davon, um ehrlich zu sein, um etwaige noch verbleibende Erinnerungen an Mackenzie, Ransome und Hate zu ertränken. Am meisten Sorgen machten ihm die Amateure. Leute wie Hate und Edvard – und sogar Ransome – kannten immerhin die Spielregeln. Mackenzie und seine Mannschaft aber waren eine ganz andere Liga, und das bedeutete, dass die Sache noch immer schieflaufen konnte, ganz gewaltig schief. Natürlich hatte Chib selbst nur ganz am Rande mitgewirkt. Sollten die Bullen schnüffeln kommen, was könnten sie schon finden? Ob Mackenzie, der Banker und der Prof in den Knast wanderten, war ihm scheißegal. Was sollte es ihn kratzen? Andererseits würde es natürlich ein ziemlicher Schlag sein, wenn mit ihnen auch Westie verschwand …
    Während ihm all diese Gedanken durch den Kopf gingen, war er, nachdem er im Wohnzimmer das Licht eingeschaltet hatte, nicht wenig überrascht, dort jemanden vorzufinden, der auf ihn wartete – wenngleich nicht ganz freiwillig. Der Mann war grün und blau und blutig geschlagen, gefesselt und geknebelt. Er saß auf einem von Chibs Esstischstühlen. Der Stuhl war vom Tisch weggerückt und so platziert worden, dass er das Erste sein würde, was Chib beim Betreten des Raums sah. Die Augen des Mannes schienen ihn anzuflehen, auch wenn das eine von beiden zugeschwollen und das andere nicht viel mehr als ein Schlitz war. Unter seiner Nase klebte geronnenes Blut, weiteres in den Mundwinkeln und, in einem langen verschorften Rinnsal, von seinem linken Ohr bis hinein in den Kragen seines fleckigen Hemdes. Schweiß trocknete in den wenigen verbliebenen Haaren, und Hemd und Hose waren zerrissen.
    »Das ist Mr. Allison«, sagte Hate, als er aus der Küche trat. Er verspeiste gerade eine Banane, die er sich aus der Obstschale genommen hatte.
    »Ich weiß.«
    »Natürlich wissen Sie es. Sie waren ja auch der Erste, der ihn bearbeitet hat …«
    Chib streckte einen Zeigefinger in Hates Richtung. »Niemand«, sagte er leise, »tut so was mit mir. Niemand kommt in mein Haus und macht Saustall …«
    »Ich finde nicht, dass wir Saustall gemacht haben«, erwiderte Hate ruhig. Dann ließ er die Bananenschale fallen und trat sie mit dem Absatz eines schwarzen Cowboystiefels gründlich in den Teppich – Liz’Teppich.
    »Sie legen sich mit dem falschen Mann an«, warnte Chib ihn. Er atmete dabei heftig, um sich in Rage zu versetzen. Hate schenkte ihm keinerlei Beachtung, konzentrierte sich stattdessen auf Jimmy Allison. Der Mann zuckte zusammen, als Hates Hände sich ihm näherten, aber Hate pellte lediglich das Stück silberfarbenes Klebeband von seinem Mund.
    »Sie kennen die Spielregeln, Mr. Allison«, erinnerte ihn Hate. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Chib, während er die Hand flach auf

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