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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Allisons Kopf legte.
    »Mr. Allison ist, wie Ihnen sicherlich bekannt, Kurator der National Gallery of Scotland. Sein Spezialgebiet ist die schottische Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts. Wie er mir verraten hat, hat er eine Schwäche für McTaggart und ebenso für Samuel Bough.« Hate beugte sich etwas hinunter, so dass sein Gesicht auf gleicher Höhe mit dem des Kurators war. »Ist meine Aussprache korrekt, Mr. Allison?«
    Die Augen vor Angst zugekniffen, nickte Allison heftig.
    »Es ist vielleicht eine Ironie des Schicksals«, fuhr Hate fort, während er sich wieder aufrichtete, »dass Mr. Allison während einer so kurzen Zeitspanne zwei so ähnliche Missgeschicke widerfahren mussten. Aber das sind wohl die Gefahren des World Wide Web. Als ich nach jemandem in der näheren Umgebung suchte, der mir etwas mehr über den Maler Samuel Utterson erzählen könnte, spuckte die Suchmaschine seinen Namen aus. Unser Gespräch – als es endlich stattfinden konnte – erwies sich als erhellend. Ja, als so erhellend, dass ich zu dem Schluss gelangte, Mr. Allison sollte sich Abenddämmerung im Rannoch Moor einmal gründlich ansehen.«
    Da schloss Chib selbst kurz die Augen. Er wusste, was das bedeutete – es bedeutete, dass der Kurator jetzt zu viel wusste. Hate würde das arme alte Schwein unmöglich wieder laufen lassen. Er fing an, sich mögliche Bestattungsorte zu überlegen, während er zusah, wie sich Hate wieder zu Allison hinunterbeugte und die Hand vom Scheitel des Mannes abwärts über dessen Wange gleiten ließ, bis sie das Kinn erreichte und festhielt.
    »So«, sagte Hate in schmeichelndem Ton zu seiner Geisel, »warum lassen Sie Mr. Calloway jetzt nicht an Ihren Erkenntnissen teilhaben? Erzählen Sie ihm, was Sie mir erzählt haben, Mr. Allison.«
    Allison schluckte krampfhaft, als versuchte er, etwas Speichel in seinen ausgedörrten Mund zu bekommen. Und als sich seine Lippen öffneten, in den Sekunden, bevor er zu sprechen begann, wusste Chib schon ziemlich genau, was der zu Tode geängstigte Mann gleich sagen würde …
     
    31
     
    Mike hatte geträumt, er sei in Seenot. Aus irgendeinem Grund hatte er seine Mannschaft entlassen und war allein zu einer langen Reise aufgebrochen – und musste leider feststellen, dass er unfähig war, das Schiff zu steuern. Es gab viel zu viele Knöpfe, Schalter und Hebel. Die Seekarten halfen ihm auch nicht weiter, obwohl er sein Ziel – Sydney – mit einem großen X markiert hatte. Schon bald war er in einen Sturm geraten, und das Schiff machte Wasser. Die Gischt biss in sein Gesicht, und er war völlig durchweicht. Er wachte auf und stellte fest, dass sein Gesicht tatsächlich nass war. Jemand stand über ihm, ein leeres Glas in der Hand. Er setzte sich kerzengerade auf und wischte sich mit einer Hand über die Augen, während er mit der anderen nach dem Lichtschalter tastete. Als die Nachttischlampe anging, erkannte er, dass es Chib war, der das Glas in der Hand hielt. Hinter ihm standen zwei weitere Männer, von denen der eine dem anderen hilflos ausgeliefert zu sein schien.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, stieß Mike blinzelnd hervor. »Wie seid ihr hier reingekommen?«
    »Mein Freund Hate scheint ein Händchen für Schlösser zu haben«, erklärte Chib. »Bild dir bloß nicht ein, du wärst der Einzige, dem das passiert ist. Jetzt zieh dich an.«
    Noch immer desorientiert, den Kopf wirr vor Fragen, schwang Mike die Beine aus dem Bett, stand aber nicht auf.
    »Ginge es vielleicht auch ohne Zuschauer?«, fragte er, aber Chib schüttelte den Kopf, um dann zu Mikes neuem Erschrecken plötzlich in die Knie zu gehen und auf allen vieren unter das Bett zu spähen. Mit einem missbilligenden Zungenschnalzen streckte Chib den Arm aus und zog die vier Gemälde hervor.
    »Hast es immer noch nicht gelernt, was? Ich hatte schon fast damit gerechnet, sie wieder hinter dem Sofa zu finden. Scheiße, Mann, so wie du gepennt hast, hätten wir mit den Dingern hier einfach so rausspazieren können.« Chib stand wieder auf und warf Mike seine Hose zu. »Keine Zeit für Zierereien, Michael«, warnte er ihn.
    Seufzend stieg Mike in seine Jeans, griff dann nach dem T-Shirt, das über der Lehne seines Stuhls hing. »Was soll das Ganze?«, fragte er, während er es sich über den Kopf streifte.
    »Weißt du, wer das ist?«, fragte Chib. Mike nahm nicht an, dass er Hate meinte, den er fast sofort erkannt hatte. Was den Mann betraf, den Hate aufrecht hielt, den Mann mit dem demolierten

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