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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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so ziemlich das einzige nicht geplante Ereignis in der ganzen Geschichte. Calloway mit an Bord zu nehmen war Mikes Idee gewesen, und das hieß, dass an dem momentanen Schlamassel niemand anders als er Schuld hatte. So würde Gissing es jedenfalls sehen.
    Sein Kopf ruhte auf der Rückenlehne des Sofas, seine Augen waren geschlossen. Während ihrer gemächlichen Fahrt kreuz und quer durch Edinburgh hatte er Allan einiges davon erklärt und um eigene Mutmaßungen und Annahmen ergänzt. Allan hatte ein-, zweimal halten müssen, um die Informationen zu verdauen und Fragen zu stellen. Hatte sich – zu mindest anfangs – geweigert, an das zu glauben, was er hörte, und dann wiederholt mit den flachen Händen auf das Lenkrad geschlagen.
    »Du bist ein vernünftiger Mensch, Allan«, hatte Mike ihm erklärt. »Du weißt, dass das Ganze nur so einen Sinn ergibt.«
    Dann hatte er Allan daran erinnert, dass Edinburgh die Geburtsstadt Sir Arthur Conan Doyles war und dass dessen Geschöpf, Sherlock Holmes, vollkommen recht gehabt hatte, als er sagte: Wenn man alles Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das Verbleibende, so unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit sein.
    Mike war keineswegs sicher, dass Allan sich wirklich der Polizei stellen würde. Vielleicht würde auch er wieder nach Hause gehen, um in vertrauter Umgebung auf sein Verhängnis zu warten. Was Mike betraf … sein Verhängnis war offenbar schon im Anmarsch, wie die eine knarrende Diele im Flur verriet.
    Dann aber hörte er eine Stimme seinen Namen rufen, in fragendem Ton und hörbar besorgt.
    »Laura?«, rief er und stand auf. Ihm wurde jetzt erst bewusst, dass er nirgendwo Licht gemacht hatte, aber da die Rollos alle hochgezogen waren, konnte er sie klar und deutlich sehen, als sie ins Zimmer trat. »Ich räum nur ein bisschen um«, erklärte er, als sie mit offenem Mund und hängenden Armen vor dem Chaos stehen blieb.
    »Was ist passiert?«
    »Eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
    »Mit wem? Godzilla?«
    Er rang sich ein müdes Lächeln ab. »Was tun Sie hier?«
    Sie war weiter ins Zimmer getreten, ein Slalom um die Glasscherben herum. »Ich hab versucht, Sie anzurufen – auf Festnetz und Handy. Als ich keine Antwort erhielt, bekam ich es mit der Angst zu tun. Mike, in was haben Sie sich da reinmanövriert?« Sie hatte Beatrice’ Porträt aufgehoben. »Ich wusste es«, sagte sie seufzend. »Ich wusste, dass Sie hinter dem Raub steckten. Wie haben Sie es gemacht?«
    »Die Originale gegen Kopien ausgetauscht.« So formuliert, klang es ganz schlicht und einfach.
    »Deren Echtheit Gissing anschließend bescheinigt hat?« Sie nickte langsam. »Dann steckt er also auch mit drin? Aber was ist mit den fehlenden Gemälden?«
    Er zuckte die Achseln. »Damit habe ich leider nichts zu tun. Sehen Sie, während ich die ganze Zeit glaubte, Teil eines Teams zu sein, wurde ich in Wirklichkeit darauf vorbereitet, den Sündenbock abzugeben.« Er lächelte freudlos über seine eigene Vermessenheit. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Er hob sein leeres Wasserglas.
    »Nein.«
    »Was dagegen, wenn ich …?« Er ging wieder in die Küche. Laura folgte ihm. »Genaugenommen war ich nicht der einzige Sündenbock«, fuhr er fort. »Ich habe den Fehler begangen, einen Außenstehenden mit an Bord zu nehmen.«
    »Calloway?«, riet sie.
    »Und es wurde entschieden, dass er der ideale Prügelknabe sein würde. Er ist ein Prolet, verstehen Sie, und darum ging es bei der ganzen Sache ja letztlich nur – wir gegen die Kulturbanausen.«
    »Dann hatte Ransome also tatsächlich recht … Sie und der Gangster waren Partner?«
    »Allan war auch mit von der Partie und dazu noch ein Kunststudent namens Westie.«
    »Plus Professor Gissing«, fügte sie hinzu.
    Mike leerte das Glas, bevor er antwortete. »Mehr als wir alle, ja«, sagte er leise. »Professor Robert Gissing. Er hat sich mit all den fehlenden Bildern abgesetzt.«
    »Ich hab ihn von Anfang an nicht leiden können. Und mir war nie so recht klar, was Sie eigentlich an ihm fanden.«
    »Ich wünschte, Sie hätten versucht, mich zu warnen.«
    Sie hielt noch immer den Monboddo in der Hand. »Und alles nur wegen dieses Bildes?«
    »Alles deswegen«, bestätigte er.
    »Warum ist es Ihnen so wichtig, Mike?«
    »Ich glaube, Sie kennen die Antwort.«
    »Sie sieht mir ähnlich, meinen Sie das?« Laura betrachtete das, was vom Porträt übrig war. »Ihnen ist doch klar, dass das Ganze was leicht Abartiges hat? Ich meine, Sie hätten

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