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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sah sich wieder um. »Calloway muss sterben, und es darf keine Zeugen geben.« Hate zeigte auf Mike. »Dich spare ich mir bis zuletzt auf, mein Freund.«
    »Heißt das, ich bin der Schwächste?«
    »Ihr seid alle schwach! Diese ganze Stadt ist schwach!« Hate warf den Kopf in den Nacken und stöhnte leise auf – nicht vor Schmerz, wie es Mike schien, sondern eher aus Wut über die abgrundtiefe Dummheit, der er auf seinem Abenteuer bislang begegnet war. »Ein Mann wie Calloway … Er ist ein Idiot, und trotzdem schafft er es irgendwie, an die Macht zu kommen? Ihr seid Dummköpfe, allesamt.«
    »Da könnten Sie recht haben.«
    »Oh, ganz bestimmt.« Ein Grinsen breitete sich über sein blutverschmiertes Gesicht aus, als er sich in den Nacken griff und die Hand in den Hemdkragen steckte. Langsam zog er ein dünnes, blankes Messer heraus und ließ dann den Blick prüfend über sein Reich gleiten: Calloway, bewusstlos auf dem Fußboden, aus einem Ohr blutend. Johnno, in sich zusammengesackt, bei Bewusstsein, vor Schmerz stöhnend. Und die fünf gefesselten Gestalten auf ihren Stühlen.
    »Das Beste, was Sie tun können«, erklärte Mike, »ist, hier zu verschwinden, bevor Glenn mit der Kavallerie anrückt.«
    »Glenn?«
    »Calloway hat zwei Bodyguards, schon vergessen? Viel Zeit bleibt Ihnen wahrscheinlich nicht mehr.«
    »Er wird nur seinen toten Boss vorfinden, dazu euch übrige Leichen.«
    Mike gelangte zu der Erkenntnis, dass er am Ende seiner Weisheit war. Ihm blieb nur noch, sich mitsamt seinem Stuhl auf den Mann zu stürzen, zu versuchen, ihm den Kopf in den Bauch zu rammen. Er wusste, dass es aussichtslos war, aber was blieb ihm noch anderes übrig? Hate schien den gleichen Gedanken zu haben und kicherte leise. Mike wandte sich zu Laura. Sie gab sich alle Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    »Ich hatte mir eigentlich einen etwas anderen Ausgang für uns beide erhofft«, entschuldigte er sich.
    »Ich muss gestehen, dass ich schon bessere zweite Dates hatte.«
    Westie, der wieder angefangen hatte, an seinen Fesseln zu zerren, war zum zweiten Mal mitsamt seinem Stuhl umgekippt. Alice war nicht weit davon entfernt, ihm auf dem Fußboden Gesellschaft zu leisten. Allison kicherte noch immer leise vor sich hin, mit zugekniffenen Augen und einem immer dürftigeren Bezug zur Wirklichkeit. Und das alles wegen ein paar Bildern, dachte Mike. Alles, weil ich gelangweilt, verwöhnt, verblendet und habgierig war.
    Und dem besseren Ganoven – Professor Robert Gissing – auf den Leim gegangen bin.
    Es machte ihn wütend, sich vorzustellen, dass Gissing von all dem verschont bleiben und seinen Ruhestand im Kreis von wer weiß wie vielen Kunstwerken genießen würde. Cocktails auf der Terrasse und in der Sonne verfaulenzte Tage …
    »Noch eine letzte Sache«, sagte er, was ihm die Aufmerksamkeit des mordlustigen Riesen verschaffte. »Ich habe es Calloway gesagt, und jetzt sage ich es Ihnen: Robert Gissing ist der Mann, der uns alle reingelegt hat. Finden Sie Gissing, und Ihnen fällt eine Kunstsammlung im Wert von mehreren Millionen in den Schoß. Vergessen Sie nicht, das Ihrem Klienten zu sagen, wenn Sie wieder zu Hause sind.«
    Hate dachte einen Augenblick lang nach und nickte dann langsam. »Danke für den Tipp«, sagte er. »Und um mich für den Gefallen zu revanchieren, werde ich es kurz machen – vielleicht nicht schmerzlos, aber kurz …«
    Er baute sich vor Laura auf, beugte sich ein wenig vor und holte mit dem Messer aus. Lauras Schrei ließ fast Mikes Trommelfell platzen. Er kniff die Augen zusammen und bäumte sich ein letztes Mal gegen seine Fesseln auf. Aber dann ertönte ein anderes Geräusch, das einer Tür, die eingetreten wurde. Er öffnete die Augen und sah Gestalten in den Raum huschen, alle in schwarzen Schutzwesten und manche noch zusätzlich mit Einsatzhelmen. Auf jeder Brust prangte in weißen Buchstaben das Wort POLIZEI. Der vorderste Beamte war auf ein Knie gesunken, und Mike begriff, dass er eine Pistole auf Hate gerichtet hielt. Hate erstarrte mit gezücktem Messer. Lauras Mund war nach wie vor aufgerissen, aber ihre Schreie waren seit der Ankunft der Polizisten verstummt. Hate wandte den Kopf und starrte Mike in die Augen. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Die Beamten bellten immer wieder den gleichen Befehl, und schließlich gehorchte der Riese. Das Messer fiel klirrend zu Boden. Er hob die Arme über den Kopf, kniete sich hin und schob die Hände langsam ins Genick in Erwartung der

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