Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
schon in die Gegenoffensive gegangen und schleuderte Calloway mit einem Schulterstoß durch den halben Raum. Mike fiel erst jetzt auf, dass Alice wieder am Schreien war, aber nicht vor Entsetzen über das, was sich vor ihren Augen abspielte – sie schrie um Hilfe und zerrte dabei an ihren Fesseln. Mike begriff auch, warum: Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die offene Tür, vor der die – so beruhigend unveränderte und harmlose – Außenwelt lag. Ein Bürgersteig, ein Laternenmast, die Fahrbahn … Jeder, der vorbeikam, musste etwas mitbekommen und Hilfe holen. Vielleicht jemand im Fond eines Autos oder ein Taxifahrer auf Kundensuche. Inzwischen hatte es auch Westie begriffen. Er kämpfte mit seinem Stuhl, bis er umkippte. Dann fing er an, sich zu winden, nutzte jeden Halt aus, den er fand, schlängelte sich und ruckte zentimeterweise nach vorn, immer weiter und weiter, egal, wohin, nur weg von hier.
    »Lass mich nicht im Stich!«, kreischte ihm Alice hinterher.
    »Ich hol Hilfe«, keuchte er, während einer seiner Absätze auf dem Fußboden quietschte. Wie er so vorankroch, hinterließ er eine gerade eben sichtbare Spur, und Mike musste – plötzlich und paradoxerweise – an eine Schnecke denken, die zu einer ebenso langen wie langsamen Reise aufbrach. Er drehte sich nach Laura um, aber ihre Augen hingen gebannt an dem Ringkampf, der vor ihr tobte. Auf ihren Wangen, ihrer Nase und Stirn waren Spritzer von Blut – Hates Blut.
    Was Jimmy Allison betraf … Seine Schultern wurden von einem Anfall irren Lachens geschüttelt, als Johnno sich von hinten auf Hate stürzte und ihm einen Arm um die Kehle legte. Calloway hatte sich wieder aufgerappelt und rüstete sich zum Angriff. Mike war noch immer von der Flexibilität seines Denkens beeindruckt. Von einem Augenblick zum anderen war aus einem Verbündeten ein Feind geworden. Doch Mike konnte sich nicht darauf verlassen, dass Hates Ableben zwangsläufig zur Rettung der Gruppe führen würde, weswegen er jetzt begann, gleichfalls an seinen Fesseln zu zerren. Westie hatte mittlerweile die Hälfte der Strecke zur Tür geschafft, und Alice schrie nach wie vor um Hilfe.
    Calloway fragte Johnno: »Wo, zum Teufel, steckt Glenn?«
    »Ich dachte, er wär direkt hinter mir«, antwortete Johnno mit zusammengebissenen Zähnen, während er damit fortfuhr, Hate das Leben aus dem Leib zu quetschen. Doch dann warf sich der Riese mit voller Wucht rückwärts gegen einen der Tische. Mike glaubte, ein scharfes Knackgeräusch zu hören – nicht unähnlich demjenigen, mit dem das Queue zerbrochen war –, als Johnnos Rückgrat an die Holzkante des Snookertisches knallte. Der Arm fiel von Hates Kehle ab, und als der Wikinger sich wieder nach vorn stemmte, sackte Johnno mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Inzwischen hatte ihm Calloway einen Tritt dorthin verpasst, wo es am meisten wehtat, was Mike an entsprechende Bräuche aus der Schulzeit erinnerte. Doch jetzt zeigte die Technik wenig Wirkung, und Hate hämmerte Calloway seine behandschuhte Faust gegen die Kinnlade. Der dann folgende Schlag schickte den Gangster bewusstlos auf die Bretter. Hate brauchte nur ein paar Sekunden, um sich wieder zu sammeln. Blutblasen quollen ihm aus beiden Nasenlöchern, und sein Atem kam stoßweise. Sein Gesicht war nach der nur knapp missglückten Strangulation fast leberfarben. Er torkelte zur Tür und knallte sie zu, dann beugte er sich zu Westie hinunter und zerrte ihn fort von jeder Hoffnung auf Befreiung. Westie schrie vor Schmerz, als er an den Haaren quer durchs Zimmer geschleift wurde. Dann wuchtete Hate den Stuhl hoch und schob ihn wieder zwischen Laura und Alice. Als er seine behandschuhte Faust öffnete, fiel ein Büschel von Westies Haaren heraus. Alice überschüttete den Riesen mit Obszönitäten, aber er schenkte ihr keine Beachtung. Stattdessen taumelte er zurück zu Calloway und Johnno, um abzuschätzen, inwieweit sie noch eine Gefahr darstellten. Beruhigt richtete er seine Aufmerksamkeit auf Mike und die anderen.
    »Ich werde euch alle töten«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Und dann fahr ich nach Hause.«
    »Das wird Ihren Auftraggebern aber nicht gefallen«, sagte Mike ungerührt, »wenn Sie ohne das Geld zurückkommen. Vergessen Sie nicht – ich bin der Typ mit der Kohle.«
    Aber Hate schüttelte den Kopf. »Ein Foto von den Leichen wird genügen.«
    »Sie glauben nicht, dass die Polizei neugierig werden wird?«
    »Bis dahin werde ich längst weg sein.« Er

Weitere Kostenlose Bücher