Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
ein Knirps war. Hatte einen Heidenschiss. Wahrscheinlich der Grund dafür, warum ich vor ein paar Jahren Donny Devlin da raufgeschleift und ihm gedroht hab, ich würd ihn runterschmeißen – er schuldete mir nämlich Geld.« Calloway streckte die Nase in die Teekanne. »Riecht ’n bisschen komisch.« Aber dann goss er sich doch eine Tasse ein, während Mike in seinem Cappuccino rührte und sich fragte, wie er auf so ein abartiges Geständnis reagieren solle. Der Gangster schien nicht das Gefühl zu haben, etwas auch nur entfernt Ungewöhnliches gesagt zu haben. Die Erinnerung an seine Mutter war nahtlos in eine Horrormomentaufnahme übergegangen. Mike konnte nicht erkennen, ob Calloway es darauf abgesehen hatte, ihn zu schockieren; vielleicht stimmte die Geschichte nicht einmal – das Scott-Denkmal wäre ein idiotischer, viel zu öffentlicher Schauplatz für ein solches Vorhaben gewesen. Allan Cruikshank hatte angedeutet, dass der Raub auf die First Caly seinerzeit von Calloway inszeniert worden sei. Es fiel jetzt schwer, ihn sich als genialen Verbrecher vorzustellen …
    »Hat schon mal wer versucht, hier einzubrechen?«, fragte Calloway endlich, während er sich prüfend im Raum umsah.
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Calloway rümpfte die Nase. »Bilder sind sowieso viel zu groß – wo könnte man die schon bunkern?«
    »Vielleicht in einem Lagerhaus?«, schlug Mike vor. »Kunstdiebstähle kommen dauernd vor – vor ein paar Jahren sind zwei Männer im Blaumann mit einem mittelalterlichen Wandteppich unterm Arm aus der Burrell Collection rausspaziert.«
    »Echt?« Das schien den Gangster zu amüsieren. Mike räusperte sich.
    »Wir waren auf derselben Schule, Sie und ich – selbes Jahr sogar.«
    »Wirklich? Ich kann nicht behaupten, dass ich mich an Sie erinnern würde.«
    »Ich war nie auf Ihrem Radarschirm, aber ich weiß noch, dass Sie mehr oder weniger den ganzen Laden im Griff hatten, sogar die Lehrer haben nach Ihrer Pfeife getanzt.«
    Calloway schüttelte den Kopf, wirkte aber dennoch geschmeichelt. »Sie übertreiben. Klar, ich war schon ein ziemlicher Hitzkopf …« Sein Blick trübte sich, und Mike wusste, dass er an damals zurückdachte. »Am Ende hab ich bloß einen Mittelschulabschluss mit einem einzigen Prüfungsfach hingekriegt – Metallarbeiten oder was in der Art.«
    »In einem Projekt haben wir Schraubenzieher hergestellt«, erinnerte ihn Mike. »Sie haben Ihren gewinnbringend eingesetzt …«
    »Die Knirpse damit überzeugt, ihre Knete rauszurücken«, bestätigte Chib. »Sie haben ein gutes Gedächtnis. Und, wie sind Sie in die Computerbranche geraten?«
    »Ich bin auf der Schule geblieben und dann weiter aufs College gegangen.«
    »Unsere Wege haben sich getrennt«, sagte Chib und nickte vor sich hin. Dann breitete er die Arme aus. »Und trotzdem sind wir jetzt hier, sehen uns nach so vielen Jahren wieder, richtige Erwachsene, und keiner hat einen Schaden davongetragen.«
    »Apropos Schaden … Was wurde aus Donny Devlin?«
    Chib kniff die Augen zusammen. »Was geht Sie das an?«
    »Überhaupt nichts … Ich bin nur neugierig.«
    Chib dachte kurz nach, bevor er antwortete. »Er hat die Stadt verlassen. Nachdem er gelöhnt hatte, natürlich. Haben Sie noch Kontakt zu irgendwem von damals?«
    »Nein«, gestand Mike. »Hab mal im Internet bei Friends Reunited reingeschaut, aber da war niemand, der mir früher sonderlich viel bedeutet hätte.«
    »Klingt so, als wären Sie ein Einzelgänger gewesen.«
    »Ich hab viel Zeit in der Schulbücherei verbracht.«
    »Könnte erklären, warum ich mich nicht an Sie erinnere – ich war nur ein einziges Mal da, um mir den Paten auszuleihen.«
    »Zur Unterhaltung oder zu Fortbildungszwecken?«
    Chibs Gesicht verfinsterte sich wieder, aber nur für einen Moment. Dann akzeptierte er den Witz und brach in schallendes Gelächter aus.
    Und so ging das Gespräch weiter, flüssig, unbeschwert – und keiner von ihnen bemerkte die Gestalt, die zweimal am Fenster vorbeiging.
    Die Gestalt Detective Inspector Ransomes.
     
    5
     
    Mike stand ganz am hinteren Ende des Auktionsraums, direkt neben der Tür. Laura Stanton hatte ihren Platz am Pult eingenommen und testete gerade das Mikrofon. Sie wurde von Plasmabildschirmen flankiert, auf denen Reproduktionen der Lose erscheinen würden, während ein Team geübter Mitarbeiter die jeweiligen Originale auf eine Staffelei stellen beziehungsweise – wenn sie an einer der Wände hingen – auf sie zeigen würde. Laura wirkte

Weitere Kostenlose Bücher