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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Gallery gezogen hatte – dem idealen Ort, um ein bisschen mehr über das Thema nachzudenken. Der letzte Mensch, den er dort zu sehen erwartet hätte, war Chib Calloway. Und jetzt, als er sich umdrehte, kam Calloway mit langen Schritten auf ihn zu, ein starres Lächeln im Gesicht, aber auch mit ebenso starren, harten Augen.
    »Schnüffeln Sie mir nach?«, knurrte der Gangster.
    »Ich hätte Sie nicht für einen Kunstliebhaber gehalten«, war alles, was Mike als Antwort einfiel.
    »Ist ein freies Land, oder?«, kläffte Calloway.
    Mike zuckte zurück. »Tut mir leid, das war nicht so gemeint. Ich heiße übrigens Mike Mackenzie.« Die zwei Männer gaben sich die Hand.
    »Charlie Calloway.
    »Aber die meisten nennen Sie Chib, stimmt’s?«
    »Sie wissen also, wer ich bin?« Calloway dachte einen Moment nach und nickte dann langsam. »Jetzt erinnere ich mich – Ihre Kumpels konnten mir nicht ins Gesicht sehen, aber Sie hielten bis zuletzt Blickkontakt.«
    »Und Sie haben, als Sie wegfuhren, so getan, als würden Sie mich erschießen.«
    Calloway lächelte widerstrebend. »Wenigstens hab ich nur nur so getan, hm?«
    »Also, was führt Sie heute hierher, Mr. Calloway?«
    »Mir war grad dieses Buch mit Bildern eingefallen, das Sie sich in der Bar so angestrengt angeguckt haben. Ich geh mal davon aus, Sie kennen sich mit Kunst aus, Mike?«
    »Ich lerne noch.«
    »Also … das Ding, neben dem wir stehen …« Chib trat einen Schritt zurück. »’n Typ aufm Gaul, soweit ich sehen kann. Nicht schlecht getroffen.« Er schob die Hände in die Taschen. »Wie viel würde das bringen?«
    »Unwahrscheinlich, dass es je zur Versteigerung käme.« Mike zuckte die Achseln. »Paar Millionen?«, schätzte er.
    »Leck mich am Arsch.« Calloway ging zum nächsten Gemälde weiter. »Und das hier?«
    »Na ja, das ist ein Rembrandt … zig Millionen.«
    »Zig!«
    Mike sah sich um. Ein paar der Wärter wurden allmählich auf sie aufmerksam. Er bedachte sie mit seinem gewinnendsten Lächeln und schlenderte in die entgegengesetzte Richtung davon; Calloway holte ihn erst wieder ein, nachdem er noch eine Weile auf das Rembrandt-Selbstporträt gestarrt hatte.
    »Aber es geht dabei nicht eigentlich um den materiellen Wert«, hörte Mike sich sagen, obwohl er wusste, dass nur ein Teil von ihm das glaubte.
    »Nicht?«
    »Was würden Sie sich lieber ansehen – ein Kunstwerk oder eine gerahmte Sammlung von Banknoten?«
    Calloway hatte eine Hand aus der lasche gezogen und rieb sich damit das Kinn. »Ich werd Ihnen mal was sagen, Mike – zehn Millionen in cash würden gar nicht so lang an der Wand hängen, dass ich mich entscheiden könnte.«
    Sie lachten beide, und Calloway strich sich mit der freien Hand über den Scheitel. Mike fragte sich allmählich, was mit der anderen war – der in der Tasche. Hielt sie eine Pistole fest? Ein Messer? Hatte Calloway mehr als nur ein wenig Gucken im Sinn gehabt, als er hergekommen war?
    »Worum geht‘ s dann also dabei«, fragte der Gangster, »wenn nicht ums Geld?«
    »Geld spielt dabei schon eine große Rolle«, gab Mike zu. Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Hören Sie, im Parterre gibt’s ein Café … was halten Sie von einem schnellen Kaffee?«
    »Damit bin ich schon abgefüllt«, sagte Calloway kopfschüttelnd. »Aber ’ne Tasse Tee würde ich wohl noch runterkriegen.«
    »Geht auf meine Rechnung, Mr. Calloway.«
    »Sagen Sie Chib.«
    Also stiegen sie die Wendeltreppe hinunter, während Calloway weiter nach Preisen fragte und Mike erklärte, dass er sich erst seit ein, zwei Jahren für Kunst interessiere und nicht direkt ein Experte sei. Was Calloway auf keinen Fall erfahren sollte, war, dass er selbst eine Sammlung besaß – eine Sammlung, die manche zweifellos als »umfangreich« bezeichnet hätten. Aber als sie am Tresen anstanden, fragte Calloway ihn, womit er sein Geld verdiene.
    »Softwaredesign«, antwortete Mike, um so wenig wie möglich ins Detail zu gehen.
    »Mörderisches Geschäft, was?«
    »Bringt einigen Stress mit sich, falls Sie das meinen.«
    Calloway verzog den Mund und begann dann mit dem Mädchen hinter dem Tresen eine Diskussion darüber, welcher der vielen Tees, die zur Auswahl standen – Lapsang, Grüner Tee, Gunpowder oder Orange Pekoe –, am ehesten wie richtiger Tee schmeckte. Anschließend ließen sie sich an einen Tisch mit Blick auf die Princes Street Gardens und das Scott-Denkmal nieder.
    »Schon mal oben im Denkmal gewesen?«, fragte Mike.
    »Mit meiner Mum, als ich

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