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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nicht stimmte. Trotzdem …
    Er kannte jemanden, der einer war.
     
    * * *
     
    Es war spät, als Alice Rule vom Kino heimkam. Sie versuchte gerade, einen Sonntagabend-Filmklub auf die Beine zu stellen, und hatte die Flyer fertig gemacht. Europäischer Autorenfilm der Fünfziger- und Sechzigerjahre; sie wusste, dass es dafür ein Publikum gab, aber wie konnte man es erreichen? Sonntagnachmittags fand in der Kinobar regelmäßig ein Quiz statt. Es war eine beliebte Veranstaltung, und sie hätte gern Kapital daraus geschlagen, hätte gern gesehen, dass die Leute auch zum Essen und zur eigentlichen Vorstellung blieben. Sie hatte eine kurze Hitchcock-Retrospektive aufgezogen mit den Sachen, die er noch in Großbritannien gedreht hatte. Die Besucherzahlen waren zufriedenstellend gewesen, und sie hatte an der Tür Fragebogen verteilt und um Vorschläge gebeten. Nouvelle vague … Antonioni … Alexander Mackendrick … Hongkong-Kino … Jede Menge Anregungen für sie.
    Während sie die Treppe zu ihrer Dachgeschosswohnung hinaufstieg, fragte sie sich, wie Westie den Tag wohl verbracht haben mochte. Er hatte gesagt, er würde sich nach Bilderrahmen umsehen und letzte Hand an einige seiner Sachen für die Ausstellung legen. Sie hoffte nur, dass er nicht den ganzen Tag auf dem Sofa gesessen und Tüten gedreht hatte. Es wäre hübsch, dachte sie, durch die Tür zu kommen und von Essensgerüchen empfangen zu werden, aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, besser nichts Derartiges zu erwarten. Spiegeleier auf Toast waren bei Westies peinlich proletarischem Lebensstil schon das höchste der Gefühle; oder auswärts essen gehen, wobei sie dann regelmäßig zahlen durfte.
    Als sie die Tür aufschloss und in den Flur trat, roch sie weder Küchendüfte noch frische Farbe. Westies Mantel lag allerdings neben seinen Schuhen, was dafür sprach, dass er zwischendurch aus dem Haus gegangen war. Als sie das Wohnzimmer (selbst nach all den Monaten weigerte sie sich, »Atelier« dazu zu sagen) betrat und vergebens nach neuen alten Rahmen Ausschau hielt, ertönte ein lauter Knall, und aus dem Hals der Sektflasche, die Westie in der Hand hielt, schoss eine Schaumfontäne.
    »Und was genau feiern wir?«, fragte Alice, der durchaus bewusst war, dass der Schampus auf ihre Rechnung ging. Sie hatte ihre Jacke abgestreift und ließ jetzt ihre Umhängetasche auf den Fußboden gleiten. Westie schenkte inzwischen zwei Weingläser voll. Sie sahen nicht so aus, als wären sie seit letztem Abend besonders gründlich gespült worden.
    »Ein paar Männer wollten mich sprechen«, erklärte er, während er ihr ein Glas Sekt in die Hand drückte.
    »Männer?«
    »Geschäftsleute.« Westie prostete ihr zu, leerte sein Glas mit einem Schluck und unterdrückte einen Rülpser. »Sie wollen ein paar meiner Originale für ihre Büros.« Westie führte ein kleines Tänzchen auf, während Alice, das noch unberührte Glas in der Hand, sich fragte, wie viel er geraucht haben mochte …
    »Ihre Büros?«, echote sie.
    »Genau.«
    »Wie heißt die Firma? Woher wissen sie von dir?«
    Westie produzierte ein stummfilmreifes Augenzwinkern, aus dem sie schloss, dass er sich zum Haschisch auch schon ein paar Drinks genehmigt hatte. »Ist alles top secret«, vertraute er ihr mit einem Bühnenflüstern an.
    »Top secret?«
    »Die haben mir so viel angeboten, dass du dieses Filmstudium durchziehen könntest.« Westie nickte, damit auch ja klar war, dass er keine Witze machte.
    »Du meinst, mehrere tausend?« Alice brachte es nicht fertig, die Skepsis in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Für ’n paar Bilder von dir? Wo ist der Haken, Westie?«
    Er guckte geknickt. »Warum sollte da ein Haken dabei sein? Das sind clevere Investoren, Alice, die Sorte Leute, die gern auf einer Welle reiten, kurz bevor sie am Ufer zerschellt.« Um dieses Bild noch zu veranschaulichen, produzierte er ein paar Brandungsgeräusche. Dann tippte er an Alice’ Glas, damit auch sie trank. »Ich muss mich allerdings ranhalten. Ist ein großer Job – sieben Bilder.«
    »Wie, neue?«
    »Die kaufen nicht von der Stange, Alice. Das ist eine Auftragsarbeit.«
    Alice sah sich schon die ganze Zeit nach einer Sitzgelegenheit um, aber keine verfügbare Fläche erweckte ihr Vertrauen. »Deine Mappe«, wandte sie ein. »Du musst deine Abschlussausstellung fertig machen …«
    Aber Westie schüttelte lediglich den Kopf. »Mach dir mal darum keinen Kopf – hab ich alles im Griff.« Er gluckste in sich hinein.
    »Bist du

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