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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dir da sicher?«, fragte Alice. Sie nahm probeweise ein Schlückchen Sekt. Er hatte die ideale Temperatur und war knochentrocken – absolut perfekt.
    Westie hielt ihr sein Glas entgegen, und diesmal stieß sie an. Alles top secret … Sie musste darüber lächeln. Westie war der Letzte, der Geheimnisse für sich behalten konnte. Er verriet ihr immer, was sie zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekam, bevor sie auch nur die Chance hatte, es auszupacken. Als er einmal auf einer Party, zu der Alice nicht hatte mitgehen können, mit einem Mädchen geknutscht hatte, hatte er ihr schon am nächsten Morgen beim Frühstück alles gebeichtet. Sie glaubte nicht, dass er imstande gewesen wäre, sie anzulügen – und hätte auch sein Leben davon abgehangen. Sie bezweifelte, dass es ihr schwerfallen würde, die Wahrheit herauszufinden.
    Besonders, da sie so neugierig war.
     
    9
     
    Das Letzte, was Chib Calloway auf seinem parkenden BMW zu sehen erwartet hätte, war ein eins neunzig großer Hell’s Angel in einem maßgeschneiderten Zweireiher. Der Mann trug außerdem blank polierte schwarze Schnürschuhe und ein frisch gestärktes weißes Hemd mit einem mauvefarbenen Seidenschlips. Sein langes braunes Haar war zu einem dezenten Pferdeschwanz zusammengebunden, und er trug nur einen Ohrring (obwohl seine Ohren Löcher für mehrere aufwiesen). Jeglichen weiteren Gesichtsschmuck hatte er entfernt, und seine gut durchbluteten Wangen waren glatt rasiert. Als er den Kopf hob, war an seiner Kehle eine verräterische blaue gestrichelte Linie zu sehen – ein Knasttattoo. Als er sich mit beiden Händen über die Wangen kratzte, bemerkte Chib weitere Tattoos auf den Fingerknöcheln – H-A-T-E auf der rechten, H-A-T-E auf der linken Hand. Wieder blaue Tinte, Marke Eigenbau. Der Typ hatte Lachfältchen in den Augenwinkeln, aber die Augen selbst schimmerten milchig blau vor Bösartigkeit.
    Jetzt kommen wir der Sache schon näher, dachte Chib. Das hier verstehe ich … mehr oder weniger.
    Es war nicht gerade die beste Gegend der Stadt – näher an Granton als an Leith und noch in kein Sanierungsprogramm einbezogen. Leith selbst hatte sich verändert. Inzwischen gab’s da mehr Sterne-Restaurants als im Stadtzentrum. Chib fragte sich wirklich, was die Trainspotting-Touren mit dem Viertel eigentlich anfingen. Chib hatte versucht, den Typen, der die Rundfahrten organisierte, dazu zu überreden, auch eine von seinen Billardhallen in das Programm aufzunehmen. Chib besaß außerdem ein paar Bars in der Gegend und war gerade in einer davon gewesen, um die wöchentlichen Einnahmen zu überprüfen. Er war realistisch genug, um zu wissen, dass die Angestellten in die Kasse griffen, aber ihnen sollte wenigstens klar sein, dass er Bescheid wusste. So wurde niemand zu gierig. Und wenn sich die Versuchung als zu groß erwies und zu unterdurchschnittlichen Umsätzen führte, holte Chib die Fotos von Donny Devlin hervor und erklärte dem Personal: »So verfahre ich mit Freunden , die mich bescheißen. Stellt euch also vor, was ich mit euch mache, wenn sich die Knete nicht bis nächste Woche wieder bei mir einfindet.«
    Kaum zurück auf der Straße, hatte Chib, durchaus zufrieden mit dem Umsatz, angefangen, an seiner Oberlippe zu nagen. Der Laden lief fast zu gut. Der Manager war von einer Kneipenfraßkette im Süden zu Chib gekommen; hatte gemeint, er habe Heimweh nach Edinburgh und wolle zurück. Obwohl für den Job überqualifiziert, beklagte er sich nie. Das gab Chib zu denken. War der Typ am Ende ein Maulwurf, irgendein Spitzel oder ein Undercover-Bulle vom CID? Johnno und Glenn hatten ihn so gut sie konnten überprüft, aber das bedeutete nicht viel. Als Chib jetzt die Straße überquerte und auf seinen Wagen zuging, flankierten ihn die beiden, wie es sich gehörte. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Park – oder was in der Art: eigentlich nur ein paar Bolzplätze, zwischen denen Wege kreuz und quer verliefen, mit ein paar Parkbänken, bei denen sich Jugendliche abends zusammenrotteten, um älteren Leuten ein bisschen Angst einzujagen. Vor ein paar Jahren hätte auch Chib da gesessen, billigen Fusel geschluckt und Kippen geraucht, gegrölt und geflucht und nach Eindringlingen, Fremden, potenziellen Opfern Ausschau gehalten … King der ganzen Welt und darauf aus, dass die ganze Welt diese Tatsache auch anerkannte.
    »Was, zum Teufel …?«
    Johnno hatte den Hell’s Angel als Erster ausgemacht. Chibs Auto war ein 5er BMW, solide, aber

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