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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hier an die Sache rangehen?«, fragte Gissing, nicht zum ersten Mal. Westie schürzte die Lippen und begleitete seine Erklärungen mit weit ausholenden Gesten.
    »Monboddo ist eigentlich ganz einfach, wenn man die schottischen Koloristen studiert hat – schön breiter, flacher Pinsel, die Farbe in dicken Wirbeln aufgetragen. Er übermalt eine Farbe mit einer anderen und die wieder mit einer dritten, so dass man am Ende noch hier und da erahnt, was vorher da war. Ein bisschen, wie wenn man Sahne in den Kaffee gießt und nicht umrührt, so dass man noch immer das Schwarz unter dem Weiß erkennen kann. Er strebt eher nach Harmonie als nach Kontrasten.«
    »Das klingt nach einem Zitat«, kommentierte Gissing.
    Westie nickte. »Ist von George Leslie Hunter – aus Ihrer Vorlesung über Bergson.«
    »Würden Sie dann also spezielle Pinsel benötigen?«, warf Mike ein.
    »Je nachdem, wie gründlich ich arbeiten soll.«
    »Sie müssen das unbewaffnete Auge täuschen, den begabten Laien …«
    »Aber nicht den Polizeitechniker?«, hakte Westie nach.
    »Der braucht uns nicht unmittelbar zu kümmern«, beruhigte ihn Gissing.
    »Es wäre gut, wenn sich die richtigen Papiersorten und Leinwand aus der betreffenden Zeit beschaffen ließen … neue Leinwand sieht eben einfach – neu aus.«
    »Aber Sie hätten Mittel und Wege …?«
    Westie beantwortete Mikes Frage mit einem Grinsen und einem Augenzwinkern. »Wohlgemerkt, wenn ein Experte einen Blick darauf werfen sollte, würde er den Unterschied in ein paar Minuten erkennen. Selbst eine exakte Kopie ist eben keine exakte Kopie.«
    »Ein guter Einwand«, murmelte Gissing und rieb sich die Stirn.
    »Aber manche Fälscher bleiben jahrelang unentdeckt«, gab Mike zu bedenken.
    Westie zuckte lediglich die Achseln. »Bei den technischen Möglichkeiten, die die heutzutage haben – C14-Methode und weiß der Geier, was sonst noch … Erzählen Sie mir jetzt bloß nicht, Sie hätten noch nie CSI gesehen!«
    »Was wir uns immer wieder vergegenwärtigen müssen, meine Herren«, sagte Gissing und nahm die Hand von der Stirn, »ist, dass nichts fehlen darf, was bedeutet, dass keines dieser technischen Genies die geringste Veranlassung haben wird, in der Sache aktiv zu werden.«
    Westie kicherte wieder. »Ich muss es noch mal sagen, Professor: Es ist verrückt, aber genial.«
    Mike konnte ihm nur beipflichten: am Tag der offenen Tür in das Lager hineinspazieren und die echten Gemälde durch Westies sorgfältig angefertigte Kopien ersetzen. Es klang simpel, aber er wusste, dass es alles andere als das sein würde. Es gab noch jede Menge zu planen …
    Und jede Menge Zeit, es sich anders zu überlegen.
    »Wir sind so was wie das A-Team für missachtete Kunstwerke«, sagte Westie. Er hatte sich inzwischen ein bisschen beruhigt – als er die Dose Cola leerte, zappelte er nur noch mit dem einen Knie –, aber er achtete nicht mehr auf die Diavorführung. Er wandte sich Mike zu. »Sagen Sie, nichts davon wird wirklich passieren, oder? Es ist so, wie Radiohead sagen könnten – ein schöner Traum. Nicht persönlich nehmen, aber Sie drei sind das, was ich typische Vertreter des Establishments eines gewissen Alters und Zuschnitts nennen würde. Anzug, Schlips und Kord und Theaterbesuche mit anschließendem Dinner.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schlug ein zappelndes Bein über das andere und konzentrierte sich auf die wippende Bewegung eines mit Ölfarbe verschmierten Turnschuhs. »Sie haben nicht das Zeug zum Großkriminellen, und ohne etwas mehr Feuerkraft können Sie die Sache nie im Leben durchziehen.«
    Insgeheim hatte sich Mike schon genau dasselbe gesagt, aber er ließ es sich nicht anmerken. »Das ist unser Problem, nicht Ihres«, entgegnete er. Westie nickte bedächtig.
    »Aber hier kommt Ihr zweites Problem … ich will einsteigen.«
    »Einsteigen?«, echote Allan, sein erster Wortbeitrag seit geraumer Zeit. Westie richtete seine Aufmerksamkeit auf ihn.
    »Ich will nicht bloß der Hilfsarbeiter sein, der Ihnen ein paar Kopien produziert. Ich bin mit von der Partie. Sie wollen sechs Bilder haben – warum sagen wir nicht stattdessen sieben?« Er verschränkte die Arme, als wäre die Sache damit erledigt.
    »Ihnen ist doch klar«, fragte Mike langsam, »dass Sie, wenn Sie ebenfalls ein Gemälde mitnehmen, genauso tief in der Sache drinstecken wie wir, oder?«
    »Ist mir klar.«
    »Und dass wir die Bilder nicht weiterverkaufen – dass sie niemals auf den Markt kommen dürfen?«

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