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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nicht zu protzig. In seiner Garage stand noch ein Bentley GT, aber den benutzte er nie, wenn er in Geschäften unterwegs war. Der Unbekannte hatte es sich auf der Kühlerhaube des BMW bequem gemacht, saß mit gekreuzten Beinen da und rieb sich mit beiden Händen über die Wangen, während er die drei näher kommenden Männer beobachtete. Trotz der schicken Schuhe trug er keine Socken. Seine Fußknöchel waren ebenfalls tätowiert. Chib schnippte mit den Fingern, und Glenn griff sich in das Jackett, obwohl da nichts war. Der Unbekannte konnte das natürlich nicht wissen, trotzdem grinste er bei der Bewegung, als nähme er sie nicht weiter ernst. Er starrte Chib durchdringend an.
    »Ich hoffe in Ihrem Interesse, dass Sie keine Kratzer gemacht haben«, sagte Chib drohend. »Eine Neulackierung könnte für Sie verdammt teuer werden.«
    Der Mann ließ sich von der Kühlerhaube zu Boden gleiten und blieb, die Arme herabhängend, die Fäuste geballt, vor dem Wagen stehen.
    HATE und HATE.
    »Hatten Sie mich nicht erwartet, Mr. Calloway?« Ausländischer Akzent. Logisch. »Ich vertrete die Interessen gewisser Personen, Mr. Calloway, Personen, welche zu enttäuschen für Sie äußerst unklug wäre.«
    Womit er die Norweger meinte, die Motorradgang aus Haugesund. Chib hatte gewusst, dass es von der Seite noch Ärger geben würde.
    »Sie schulden Ihren Freunden Geld für eine Lieferung, Mr. Calloway, und Sie sind Ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen.«
    Johnno hatte einen halben Schritt nach vorn getan, aber Chibs Hand glitt an seine Schulter. »Ich hab denen schon gesagt, dass das Geld unterwegs ist«, stieß er heiser hervor.
    »Und dies zum wiederholten Mal, Mr. Calloway, aber das ist wohl kaum eine haltbare Verhandlungsposition, oder?«
    »Hat ’n Scheißwörterbuch gefressen«, schnaubte Glenn, was Johnno mit einem leisen Kichern kommentierte.
    Der Hell’s Angel wandte sich zu Glenn. »Sie meinen, weil ich Ihre Muttersprache besser beherrsche als Sie?«
    »Sie pissen Mr. Calloway nicht einfach so ans Bein!«, bellte Glenn zurück. »Sie erweisen ihm Respekt, klar?«
    »So viel Respekt, wie er meinen Klienten erwiesen hat?« Es klang wie eine ehrlich gemeinte Frage.
    »Sie gehören also nicht zur Gang?«, mischte sich Chib ein.
    »Ich bin Inkassounternehmer, Mr. Calloway.«
    »Auf Prozentbasis?«
    Der Mann schüttelte langsam den Kopf. »Ich bekomme für meine Arbeit ein festes Honorar, die Hälfte im Voraus.«
    »Bekommen Sie auch immer die zweite Hälfte?«
    »Bislang ja.«
    »Für alles gibt’s ein erstes Mal«, zischte Johnno, während Glenn auf ein paar Macken an der Kühlerhaube des BMW zeigte. Der Mann ignorierte die beiden: Er hatte nur Augen für Chib Calloway.
    »Sagen Sie denen«, erklärte Chib, »dass das Geld kommt. Ich hab die noch nie gelinkt, und ich finde es ehrlich gesagt beleidigend, dass die Sie geschickt haben.« Er musterte den Mann von oben bis unten. »Einen Laufjungen, der für sie die Drecksarbeit erledigt.« Chib verstieg sich sogar zu einem tadelnd wackelnden Finger. »Sie erstatten bei denen Meldung, und nächste Woche unterhalten wir uns noch einmal.«
    »Das wird nicht nötig sein, Mr. Calloway.«
    Chibs Augen verengten sich. »Warum nicht?«
    Der Mann produzierte ein schmales Lächeln. »Weil bis nächste Woche der geschuldete Betrag in voller Höhe bei meinen Klienten eingegangen sein wird.«
    Johnno stieß ein wütendes Knurren aus und stürzte sich auf den Mann, aber der wich ihm mühelos aus, packte sein Handgelenk und verdrehte es, bis Johnno sich vor Schmerz krümmte. Chib bemerkte, dass sie Zuschauer bekommen hatten: Der Geschäftsführer der Bar war von ein paar Bordsteinrauchern rausgerufen worden; schulschwänzende Kids hatten ihre BMX-Räder angehalten, um sich die Show anzusehen. Glenn war drauf und dran, sich einzumischen, aber Chib hielt ihn zurück. Es hatte ihm noch nie gefallen, vor Publikum aufzutreten. Jedenfalls seit der Schulzeit nicht mehr …
    »Lassen Sie ihn los«, forderte er ihn leise auf.
    Der Unbekannte starrte Chib noch ein paar Sekunden lang in die Augen und schleuderte dann Johnnos Arm von sich. Johnno plumpste auf die Fahrbahn und rieb sich die schmerzende Stelle. Der Ausdruck, mit dem der Unbekannte Chib fixierte, war unmissverständlich: Johnno und Glenn waren von so großem Nutzen wie Kindergartenkinder, wenn die Artillerie aufmarschiert.
    »Ich bleibe in der Stadt«, sagte der Mann. »Ich werde noch heute von Ihnen hören, spätestens morgen. Danach

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