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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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seiner Kinder steigen würde, und selbst wenn er ins Gefängnis käme – in den Augen der meisten Teenager war Negativprominenz immer noch um Längen besser als Anonymität.
    »Bist du dir sicher?«, fragte ihn Mike zum x-ten Mal, während sie die drei Treppen zu Westies Wohnung hinaufstiegen.
    »Hundertprozentig«, antwortete Allan und hoffte, überzeugend zu klingen. Mike hatte betont, dass Allans Aufgabe darin bestand, auf die Details zu achten, aber immer, wenn Allan einen Vorschlag machte oder ein potenzielles Problem identifizierte, schien Mike schon vor ihm darauf gekommen zu sein. Jetzt, wo Chib Calloway mit an Bord war und entsprechende Muskel- und Feuerkraft mitbrachte, hatte Mike erklärt, dass Allan, sollte er nicht wirklich ganz und gar hinter dem Projekt stehen, jederzeit abspringen könne.
    »Du würdest dein Gesicht schon nicht verlieren – oder sonst was«, hatte er gesagt.
    »Mike, bist du dir auch sicher, dass du mich nicht raushaben willst?«, war seine Antwort gewesen.
    Worauf Mike den Kopf geschüttelt hatte, ohne den Blick abzuwenden, aber auch ohne etwas zu sagen.
    Sie hatten Westies Wohnungstür erreicht und blieben einen Moment davor stehen, um Atem zu schöpfen. Dann nickte Mike langsam und drückte auf den Klingelknopf. Westie wirkte allerdings nervöser als seine zwei Besucher – eine Tatsache, auf die Mike sofort hinwies, als der Student sie hereinbat.
    »Ihre Schuld«, gab Westie scharf zurück. »Haben Sie eine Ahnung, wie viel ich diese Woche geschlafen habe? Ich halt mich ausschließlich mit Koffein, Kippen und einer gelegentlichen Bloody Mary aufrecht.«
    »Tabasco oder Worcestersoße?«, fragte Mike. Westie sah ihn nur böse an. Sie standen jetzt im Wohnzimmer. Es roch nach Ölfarbe, Firnis, Holz. Westie hatte für die Keilrahmen so weit wie möglich altes Holz benutzt – Rahmen waren nicht nötig, sie würden am Tag des Coups die alten liegen lassen und lediglich die Gemälde austauschen. Wo altes Holz nicht zu bekommen gewesen war, hatte er frische Kiefernlatten mit mehreren Lagen Instantkaffee lasiert.
    »Funktioniert prima«, erklärte er, als Mike einen Keilrahmen aufhob und daran schnüffelte.
    »Aus fairem Handel, will ich hoffen«, bemerkte er. Westie ignorierte ihn. Tatsächlich schien er sich auf die Keilrahmen mehr einzubilden als auf die kopierten Gemälde. Doch als Allan sich diese genauer ansah, erkannte er, dass sie meisterhaft gelungen waren, und »meisterhaft« war auch genau das Wort, das er sagte, während Mike lediglich ein beipflichtendes Geräusch von sich gab und Westie sich wie ein Pfau aufplusterte. Die Reproduktionen der Originale, die Gissing aus Kunstbänden und Katalogen herausgerissen hatte, hingen jetzt an den Wänden des improvisierten Ateliers. Daneben gab es auch Nahaufnahmen mit Ausschnitten einzelner Gemälde – freundliche Leihgaben der Collegebibliothek. Gedruckte Informationsblätter, etliche davon aus dem Internet heruntergeladen, enthielten detaillierte Angaben zur Arbeitsweise des jeweiligen Künstlers sowie, wo möglich, zu den genau verwendeten Farben und Produktmarken. Überall lagen – zum Teil leergequetschte – Farbtuben herum. Sperrholz- und Kartonquadrate waren als Paletten verwendet worden, Pinsel standen in Gläsern voll Terpentin. Andere, völlig eingetrocknete, lagen überall auf dem Fußboden herum. Westie trug ein farbverkrustetes T-Shirt und weite knielange Shorts. Es wäre schwer zu bestimmen gewesen, welche Farbe die zwei Kleidungsstücke einst gehabt hatten.
    »Ich hab’s Ihnen ja gesagt, dass ich’s kann«, erklärte Westie. Als er sich eine neue Zigarette am Stummel ihrer Vorgängerin anzünden wollte, bekam er einen Hustenanfall und strich sich die fettigen Haare aus dem Gesicht.
    »Sie sollten sich ein bisschen hinlegen«, meinte Allan.
    »Da müssten Sie mir schon eins mit dem Knüppel überbraten«, schnaubte Westie verächtlich.
    »Dafür gibt’s genug Zeit, wenn erst die Arbeit erledigt ist«, wiegelte Mike ab. »Wie viele sind schon fertig?«
    »Sehen Sie selbst.« Westie deutete mit einer schwungvollen Armbewegung auf die fraglichen Gemälde. »Fünf fertig, zwei stehen noch aus.«
    »Drei«, korrigierte Mike ihn.
    Westie runzelte die Stirn. »Wir hatten uns auf sieben geeinigt – je zwei für euch und eins für mich.«
    »Es ist ein weiterer Partner eingestiegen.«
    »Sie können jetzt nicht plötzlich die Spielregeln ändern.«
    »Müssen wir aber. Unser neuer Partner lässt nicht mit sich

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