Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Kenntnis genommen zu werden, selbst noch nach über zwanzig Jahren. So dämlich war der Plan ja gar nicht – ihm waren schon erheblich blödere untergekommen, und ein Gutteil davon hatte funktioniert. Und sollte diesmal etwas schiefgehen, würde Chib schön außer Schussweite stehen. Die Jungs, die er anheuern wollte, würden nicht so dämlich sein zu plaudern – weit besser, ein paar Jährchen abzusitzen als sich mit einem verpfiffenen Chib Calloway auseinandersetzen zu müssen. Mike und seine Kumpels würden vielleicht nur zu gern bereit sein, mit den Scheißbullen zusammenzuarbeiten, aber sie würden damit nicht weit kommen – Chib würde in Deckung bleiben, und keiner bekäme das Bild je in die Finger.
    Das wertvolle Bild … Herrjesus, ja! Natürlich!
    Er griff in die Tasche und zog eines seiner Handys samt dem Zettel heraus. Tippte die Nummer ein und wartete. Er sah seine Freundin hereinkommen und winkte ihr zu. Wie immer scharwenzelte der Oberkellner um sie herum, nahm ihr den Mantel ab. Gelegentlich kam es vor, dass ein reicher auswärtiger Gast eines der besseren Restaurants der Stadt der Versuchung erlag, dem Oberkellner die Frage zu stellen, wo sich unter Umständen ein Mädchen für die Nacht finden ließe, einfach jemand, mit dem man ein bisschen Zeit verbringen könne … Und der Oberkellner wusste dann genau die richtige Adresse – sehr nette Mädchen; alles sehr diskret. Worauf er vom Gast ein fettes Trinkgeld einstrich und noch eins am nächsten Tag, diesmal von Chibs Freundin. Gerade jetzt drückte sie dem Oberkellner die Hand, und Chib hatte keinen Zweifel daran, dass ein Zwanziger oder vielleicht sogar ein Fünfziger den Besitzer wechselte … Jemand nahm ab, und er befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge.
    »Sind Sie das, Hate?«
    »Calloway?«
    »In voller Pracht. Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, das wir einen schlechten Start hatten, und ich würde es gern wieder ausbügeln.«
    »Ich höre.«
    »Schön, wie wär’s mit einem Friedensangebot, während ich die Knete für Ihre Auftraggeber zusammenkratze? Etwas, das Sie als Pfand verbuchen könnten. Die Sache ist die, dass ich noch ein paar Tage brauchen werde, um alles zu organisieren – vielleicht sogar eine Woche –, deswegen möchte ich Sie bitten, Ihre Auftraggeber davon zu überzeugen, dass es sich für sie lohnen könnte zu warten.«
    »Sie versuchen mich hinzuhalten.«
    »Das tu ich nicht. Ich rede von etwas, das die Mafia andauernd tut.«
    »Sie möchten mir den Kopf eines Rennpferds ins Bett legen? Strengen Sie sich deswegen so an, meinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen?«
    Scheiße, der Typ ist gut …
    »Ich glaube, ich hab etwas Besseres zu bieten, Hate – etwas weit Besseres.«
    »Ich höre, Mr. Calloway …«
    Als Chibs Gast den Tisch erreichte, war das Angebot bereits unterbreitet und das Handy für den Rest des Abends abgestellt worden. Chib stand auf, um die parfümierte Wange zu küssen.
    »Du siehst heute Abend besonders umwerfend aus«, sagte er galant.
    »Und du siehst …« Sie dachte einen Augenblick nach. »Selbstzufrieden scheint mir das passendste Wort zu sein. Wie ein Kater, der gerade die Sahne aufgeschleckt hat.«
    »Und was, wenn ich’s wirklich getan hätte?«, fragte Chib in scherzhaftem Ton, während er sich wieder hinsetzte und seine Serviette nahm, bevor ein Kellner sie auseinanderfaltete und auf seinem Schoß ausbreitete.
    Das konnte er nämlich nicht ausstehen. Auf den Tod nicht ausstehen.
     
    * * *
     
    Als Mike aus der Dusche kam, klingelte das Telefon schon seit einer Weile. Bis er sich abgetrocknet hatte – und dabei vor dem Badezimmerspiegel feststellte, dass er mal wieder den Fitnessklub aufsuchen sollte –, war das Klingeln verstummt. Keine Nachricht auf dem AB, aber er erkannte die Nummer. Robert Gissing, von zu Hause aus. Mike schlüpfte in Flipflops und Bademantel, wählte die Nummer und ging hinaus auf den Balkon.
    »Was gibt’s, Robert?«, fragte er, als Gissing abgenommen hatte.
    »Ich war bloß neugierig – ist Freund Calloway an Bord?«
    »Ich glaub schon.«
    »Und wie viel wird uns der Spaß kosten?«
    »Er will ein Bild haben.« Mike hielt den Atem an: Er wusste, was jetzt kommen würde.
    »Aber der Mann ist ein verfluchter Giaur! Der würde ein richtiges Kunstwerk nicht mal erkennen, wenn es ihn in den Arsch bisse!«
    »Trotzdem …« Mike wartete, bis sich Gissings Atmung ein wenig beruhigt hatte. »Ich nehme an, alles steht und fällt damit, ob für Westie die

Weitere Kostenlose Bücher