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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Zeit noch reicht, um eine weitere Fälschung zu produzieren.«
    »Nun, die diesbezüglichen Verhandlungen lege ich gern in Ihre erprobten Hände, Michael.« Gissing klang noch immer gereizt. »Sie scheinen mit Studenten und Kriminellen gleichermaßen gut zu können.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, entgegnete Mike mit einem kleinen Lachen, fühlte sich aber dennoch geschmeichelt.
    »Und außerdem«, fuhr der Professor fort, »hatte ich mir gerade überlegt, dass Calloway sich als nützlicher erweisen könnte, als wir zunächst gedacht hatten …«
    »Wie das?« Die Nachtluft war eisig; Mike ging wieder hinein und schob die Balkontür zu.
    »Es gibt da einen Kurator bei der National Gallery«, begann Gissing zu erklären. »Und Charles Calloway könnte genau der Richtige sein, um ihm einen Dämpfer aufzusetzen …«
    »Einen Dämpfer aufzusetzen?« Mikes Augen verengten sich; er fragte sich, ob er richtig gehört hatte.
    »Einen Dämpfer aufzusetzen«, bestätigte Professor Gissing.
    12
     
    Allan Cruikshank kam plötzlich der Gedanke, dass er deswegen einen guten Banker abgab, weil er durch und durch langweilig war. Er war zeit seines Leben so gut wie keine Risiken eingegangen. Das bedeutete, dass er vorsichtig und klug handelte und somit die Kunst beherrschte, das Geld seiner Kunden nicht zu verzocken. Aber das Bankgeschäft hatte ihn auch zum Zyniker gemacht. Es war eine Binsenweisheit, dass diejenigen, die schon Geld hatten, es als eine Kleinigkeit ansahen, ihren Reichtum weiter zu vermehren, und sie deshalb für Allans Bemühungen nie besondere Dankbarkeit zeigten. Manche seiner »High Net Worth«-Kunden besaßen drei oder vier Häuser, Yachten, Rennpferde, Inseln und unzählige Kunstwerke. Doch sie schienen nichts davon richtig schätzen zu können, da sie alle Hände voll damit zu tun hatten, noch mehr anzuhäufen. Allan fand sie langweilig und beschränkt und fragte sich oft, ob sie wohl das Gleiche von ihm dachten. Dann gab es noch seine Kollegen bei der First Caledonian Bank, von denen manche kaum seine Existenz zur Kenntnis nahmen. Der CEO hatte schon ein Dutzend Mal mit ihm persönlich zu tun gehabt, trotzdem tat er so, als könnte er sich von einem zum anderen Mal nicht an ihn erinnern. Ein Drink in der einen und ein Canapé in der anderen Hand, beglückte er Allan immer und immer wieder mit derselben Anekdote, während Allan lächelte und sich bemühte, nicht loszubrüllen: Das hast du mir schon zigmal erzählt, du Hirnamputierter! Er besaß die Gabe, ein interessiertes Gesicht zu machen, und schaffte es, bei jeder noch so voraussagbaren Pointe überrascht nach Luft zu schnappen.
    Ich will etwas, das er nicht haben kann, dachte Allan dann. Ich will etwas, das keiner meiner nichtsnutzigen Kunden jemals besitzen könnte.
    Ich will diese zwei Coultons.
    Aber ins Gefängnis wollte er nicht.
    In den letzten zwei Nächten war er immer wieder schweißgebadet und bibbernd vor Angst aufgewacht. Dann hatte er sich im Morgenmantel an den Esstisch gesetzt und über dem Grundriss gebrütet. Wie viele Jahre würde er gegebenenfalls für seine Beteiligung an dem Coup aufgebrummt bekommen? Wie würden seine Kinder auf einen auf unbestimmte Zeit eingelochten Vater reagieren? Würden zwei begehrenswerte Gemälde überhaupt die ganze Sache wert sein – Gemälde, die er nie jemandem zeigen, mit denen er niemals vor seinen Kunden, seinen Kollegen, seinem Chef würde angeben können? Andererseits hatte ihm seine Exfrau Margot jahrelang vorgeworfen, er sei ein Langweiler. Seine Konversation sei langweilig, seine Kocherei sei langweilig, sein Kleidungsstil sei langweilig.
    Und im Bett sei er auch nicht spannender.
    Als sie ausgezogen war, hatte er begriffen, dass er sie liebte. Aber inzwischen hatte sie sich einen neuen Mann zugelegt, ein jüngeres Modell, das schwarze Lambswoolrollis trug und sich eines selbstzufriedenen, scheinbar permanenten Grinsens befleißigte. Dies hatte Allan nicht davon abgehalten, sie alle paar Tage zu einem kleinen Schwatz anzurufen und ihr einen gemeinsamen Lunch in diesem oder jenem trendigen Bistro vorzuschlagen. Sie schien bereits in jedes einzelne dieser Lokale ausgeführt worden zu sein.
    Schön, immerhin gab es eine Sache, die Allan zustande bringen konnte und Mr. Lambswool nicht: das perfekte Verbrechen. Und eben deswegen war er, trotz der Schweißausbrüche und Albträume, fest entschlossen, den Coup durchzuziehen. Zum Teufel, es war sogar möglich, dass er dadurch in der Achtung

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