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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Flasche, die verdächtig nach Roederer Cristal aussieht …«
    »Kunsthändler?«
    Allan schüttelte den Kopf. »Ich glaube, einer von ihnen ist Chib Calloway.«
    »Der Gangster?« Gissings Worte fielen mit dem Ende eines Musiktracks zusammen, wodurch sie in der plötzlichen Stille noch lauter klangen; und als der Professor sich zum Tresen umdrehte, bemerkte der Mann namens Calloway die Bewegung und starrte das Trio an. Sein rasierter, knolliger Schädel saß auf breiten, gebeugten Schultern. Er trug eine schwarze Lederjacke und ein nach allen Seiten spannendes schwarzes T-Shirt. Das Sektglas sah in seiner Hand aus, als würde es nach Luft schnappen.
    Allan hatte seinen Katalog auf dem Tisch aufgeschlagen und tat so, als wäre er ganz darin vertieft. »Prima gemacht«, murmelte er.
    »Wir waren auf derselben Schule«, fügte Mike leise hinzu. »Er wird sich aber kaum daran erinnern …«
    »Wahrscheinlich auch nicht der richtige Augenblick, um seine Erinnerung aufzufrischen«, warnte Allan, als ihre Getränke kamen.
    Calloway war ein bekanntes Gesicht in der Stadt: Schutzgelder, Stripbars, vielleicht auch Drogen. Die Kellnerin fügte, bevor sie ging, noch einen warnenden Blick hinzu, aber es war zu spät: Ein Schrank von einem Mann kam bereits auf die Nische zu. Chib Calloway stützte sich mit den Handknöcheln auf den Tisch und beugte sich vor, bis die drei Männer in seinem Schatten saßen.
    »Kann’s sein, dass mir die Ohren klingen?«, fragte er. Keiner antwortete, aber Mike hielt immerhin dem starren Blick des Gangsters stand. Obwohl er nur ein halbes Jahr älter als Mike war, sah Calloway etwas mitgenommen aus. Seine Haut hatte einen fettigen Glanz, und sein Gesicht war voller Narben und Kerben, die von ausgefochtenen Kämpfen zeugten. »Plötzlich ganz leise, hm?«, fuhr er fort, nahm den Katalog in die Hand und musterte dessen Umschlag. Er schlug ihn wahllos auf und betrachtete ein frühes Meisterwerk von Bossun. »Fünfundsiebzig bis hundert? Für das bisschen Gekleckse?« Er schmiss den Katalog wieder auf den Tisch. »Das, meine Freunde, nenne ich kriminell. Ich würde keine fünfundsiebzig Pence dafür zahlen, geschweige denn Riesen.« Er erwiderte kurz Mikes Blick, entschied dann aber, als das Schweigen anhielt, dass er hier seine Zeit vergeudete. Er schmunzelte in sich hinein, als er zum Tresen zurückging, schmunzelte, als er austrank und mit seinen finster dreinschauenden Kumpanen das Lokal verließ.
    Mike bemerkte, wie sich die Schultern des Barkeepers entspannten und der Mann dann Eiskübel und Gläser abräumte. Allans Augen waren auf die Tür gerichtet. Er wartete noch einen Moment, bevor er etwas sagte.
    »Die hätten wir mit links erledigen können.«
    Aber seine Hand war nicht die ruhigste, als er den Champagner an die Lippen führte. »Wie man munkelt«, fügte er über den Rand des Glases hinweg an, »steckte unser Kumpel Calloway hinter dem Raubüberfall auf die First Caly neun- zehn-siebenundneunzig.«
    »Dann hätte er sich doch längst zur Ruhe setzen können«, meinte Mike.
    »Nicht jeder Frührentner hält sein Geld so gut zusammen wie du, Mike.«
    Gissing hatte seinen Whisky ausgetrunken und signalisierte dem Tresen, dass ein Nachschlag fällig sei. »Vielleicht könnten wir uns von ihm helfen lassen«, sagte er, während er winkte.
    »Bei was?«, fragte Allan.
    »Einem weiteren Überfall auf die First Caly«, erklärte der Professor in sein leeres Glas hinein. »Wir wären Freiheitskämpfer, Allan, Streiter für eine gute Sache.«
    »Und was wäre das für eine gute Sache?«, fragte Mike mechanisch. Er gab sich alle Mühe, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, seinen Herzschlag zu normalisieren. In den rund zwanzig Jahren, seit er Calloway zuletzt gesehen hatte, hatte der Mann sich drastisch verändert. Jetzt glühte er förmlich vor Brutalität und dem Bewusstsein seiner eigenen Unverwundbarkeit.
    »Die Repatriierung einiger dieser armen eingesperrten Kunstwerke.« Gissing grinste, als der Whisky kam. »Die Ungläubigen haben sie lang genug festgehalten. Höchste Zeit, dass wir Rache üben.«
    »Gar keine schlechte Idee«, meinte Mike lächelnd.
    »Warum immer auf die First Caly?«, beschwerte sich Allan. »Es gibt noch jede Menge anderer Schurken.«
    »Und längst nicht alle sind so stadtbekannt wie Mr. Calloway«, pflichtete ihm Gissing bei. »Sie sagen, Sie waren auf derselben Schule wie er, Mike?«
    »Parallelklasse«, antwortete Mike und nickte langsam. »Er war der

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