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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihm alles erzählte, was er wusste. Nach Schätzungen der Zeugen waren die Räuber nicht länger als zwanzig Minuten im Gebäude gewesen, auch wenn »es sich wie Stunden angefühlt hatte«. Zwanzig Minuten klang für Ransomes Begriffe nach Profis. Trotzdem hatten sie lediglich acht Gemälde mitgenommen. Sicher, diese acht brachten es zusammengenommen auf einen Versicherungswert von weit über einer Million Pfund, aber trotzdem ergab das keinen Sinn. Er wusste, was Hendricks wahrscheinlich denken würde: auf Bestellung gestohlen, für reiche, skrupellose Sammler, die bereit waren, sich etwas, das sie anders nicht bekommen konnten, einiges kosten zu lassen. Man würde Experten nach ihrer Meinung fragen – wie diejenigen, die man letzten Abend im Fernsehen gesehen hatte. Sie erwähnten, dass die Mafia oft Kunstwerke als Sicherheit annahm, sprachen von Fällen, in denen man berühmte Gemälde mit Gangsterbossen und milliardenschweren Kunstliebhabern in Verbindung hatte bringen können. Und in der Vergangenheit hatte es durchaus auch Diebe gegeben, die solche Coups einzig und allein zu dem Zweck durchzogen, zu beweisen, dass sie dazu imstande waren.
    Als er genug vom Fernsehen gehabt hatte (er war vom Bett aufgestanden und auf Zehenspitzen nach unten gegangen), hatte er noch einmal Laura Stantons Mobilnummer gewählt. Laura hatte sich beschwert, sie habe schon geschlafen, es sei schließlich schon Mitternacht durch. Er hatte sich entschuldigt und dann gefragt, ob sie Gesellschaft im Bett habe.
    »Du leidest an einem schweren Fall von Tunnelblick, Ransome.«
    »Deswegen bin ich ja ein so guter Bulle. Also … hast du irgendwelche Namen für mich?«
    »Namen?«
    »Kunstliebhaber, die auf die Idee kommen könnten, eine Gang auf die Beine zu stellen.«
    »Ransome, wir sind hier in Edinburgh!«
    Da hatte er ihr recht geben müssen und dann Robert Gissings Namen aufs Tapet gebracht und gefragt, ob sie ihm mehr Infos über den Mann liefern könne.
    »Warum?«
    »Ich hab mich bloß gefragt, ein wie großer Experte er tatsächlich ist.«
    »Groß genug«, hatte sie mit einem Gähnen erwidert.
    »Heute Abend schienst du dir da noch nicht so sicher zu sein …«
    »Jetzt bin ich’s.«
    »Ist aber doch irgendwie seltsam, nicht – dass der hauseigene Experte des Kunstmuseums sich gerade in der Nacht, bevor er gebraucht werden wird, von jemandem eins über die Rübe ziehen lässt?«
    »Worauf willst du hinaus, Ransome?«
    »Halt mich einfach auf dem Laufenden, okay, Laura?«
    Er hatte aufgelegt und wieder angefangen, an seinem Tee zu nippen – Rooibos, Sandras Idee. Angeblich gut für die Verdauung.
    Jetzt stand er, mit trockenem Mund und gereiztem Magen, im Lagerhaus herum und sah den Kuratoren bei der Arbeit zu. Sie trugen dünne weiße Baumwollhandschuhe. Sie alle schienen sie anzuhaben, egal, ob sie in Anzug und Schlips oder blauen Overalls steckten. Die Polizisten verwendeten mittlerweile welche aus Latex, wenn sie überhaupt Handschuhe anzogen. Alasdair Noone war da und nach fast vierundzwanzig Stunden noch immer geladen. Er sah aus, als hätte er nicht viel mehr als eine Viertelstunde geschlafen. Sein Amtskollege von den Museen, Donald Farmer, hatte sich ebenfalls eingefunden, wirkte aber insgesamt ruhiger. Offenbar war von den ausgelagerten Museumsbeständen, wie Farmer bereits vergangenen Abend im Fernsehen angedeutet hatte, nichts angerührt worden. Die Miene des Mannes hatte in dem Moment ans Selbstgefällige gegrenzt und tat es noch immer. Vor der Tür zur Laderampe waren Wachen postiert:
    Der klarste Fall von Brunnenzudecken, nachdem das Kind hineingefallen war, dachte Ransome – und typisch für Hendricks, der das mit ziemlicher Sicherheit angeordnet hatte. Das würde einen guten Eindruck machen, wenn die hohen Tiere vorbeischauen sollten – sie mochten es, wenn es nach emsiger, aber planvoller Geschäftigkeit aussah. Von Hendricks selbst war vorläufig nichts zu sehen. Ransome bezweifelte, dass er noch pennte. Vielleicht hielt er sich im Wachraum auf oder befragte Zeugen im CID-Büro. Jedenfalls ging Ransome keine Risiken ein und beeilte sich, in einem der Gänge zwischen den hohen, ächzenden Regalen zu verschwinden. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, von seinem Kollegen und Konkurrenten gefragt zu werden, was er eigentlich da zu suchen habe. Ransome wären natürlich genügend Ausreden eingefallen, aber er bezweifelte, dass Hendricks auch nur eine davon geschluckt hätte.
    Ich nehm deinen Fall

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