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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Stück für Stück auseinander , sagte er zu sich. Und wenn ich damit fertig bin, wird sich zeigen, dass ich recht hatte und du unrecht … und ich werde derjenige sein, der die Beförderung kriegt.
    Die drei fraglichen Stahlkammern waren noch immer offen oder an diesem Morgen wieder aufgeschlossen worden, damit die Leute von der Spurensicherung hineinkonnten. Sie enthielten noch jede Menge Gemälde. Diejenigen, die die Räuber mitgenommen hatten, würden erst nach Abschluss der Untersuchungen wieder eingegliedert. Sie waren schon für echt und unbeschädigt erklärt worden – die Expertisen hatte Professor Gissing geliefert –, wurden aber mit Sicherheit noch auf Fingerabdrücke und Fasern untersucht. Der Fernsehjournalist hatte am Abend zuvor von der »Erleichterung« gesprochen, »die Kunstliebhaber hier in Schottland ebenso wie auch im Ausland verspürt haben« mussten. Schön und gut, aber warum war der Transporter stehen gelassen worden? Die Medien hatten nicht lange spekuliert: Die Räuber waren gestört worden und hatten den Kopf verloren. Sie waren gerade dabei gewesen, die Gemälde auszuladen – beziehungsweise vermutlich in ein anderes Fahrzeug umzuladen. Ein Passant hatte Argwohn geschöpft und die Polizei alarmiert. (Ransome hatte sich schon bei seinem Kumpel auf Hendricks’Wache nach neuen Erkenntnissen hinsichtlich der Identität des Anrufers erkundigt – offenbar hatte der keinen Namen genannt, und seine Nummer konnte man bislang auch nicht ermitteln.) Den eigentlichen Alarm hatte der Wachmann im Torhäuschen zu dem Zeitpunkt natürlich schon ausgelöst. Er hatte den Transporter (ein paar Tage zuvor auf einer Straße in Broxburn gestohlen) beschrieben und dessen Zulassungsnummer durchgegeben. Die Nummernschilder waren gefälscht, aber der Halter des Fahrzeugs, ein Maler und Tapezierer, konnte es identifizieren und musste zu seinem Ärger feststellen, dass seine Arbeitsgeräte anscheinend in irgendeinem Straßengraben gelandet waren.
    Also: ein erfolgreicher Raubüberfall, gefolgt von einem verbockten Wagenwechsel und dem Liegenlassen der Beute. Hendricks fand das alles völlig nachvollziehbar … Ransome weniger. Den Transporter stehen lassen? Ja, vielleicht. Aber warum nicht wenigstens ein paar der Bilder mitnehmen? Man schätzte, dass zwischen sechs und zehn Männer an dem Raub beteiligt gewesen sein mussten, und aufgefunden hatte man nur acht Bilder, deren größtes, selbst mit Rahmen, nur eins fünfzig mal eins zwanzig maß. Warum hätte man sie zurücklassen sollen? Nach der ganzen akribischen Planung und perfekten Durchführung … Waren das Männer, die sich von einem harmlosen Autofahrer oder Hundebesitzer in die Flucht schlagen ließen? Herrgott, sie waren bewaffnet gewesen – wovor hätten sie sich fürchten sollen?
    Je mehr Ransome darüber nachdachte, desto weniger Sinn ergab das Ganze. Seine Schlussfolgerung war simpel: Vielleicht handelte es sich um einen Insider) ob, vielleicht auch nicht, aber ein Grund zur Panik hatte für die Diebe nicht bestanden.
    Deswegen war er hier und opferte seinen Sonntagvormittag, um sich den Tatort anzusehen und vielleicht ein paar Fragen zu stellen und auf eigene Faust weitere Fakten zu recherchieren. Er sah in alle drei nicht abgeschlossenen Stahlkammern hinein. Die Gemälde standen senkrecht zur Wand in Regalen, jedes mit einem braunen Pappschildchen versehen, das lediglich eine Nummer trug. Eine weitere Bestätigung für die Insiderjobtheorie: Wenn die Kunstwerke auf Bestellung gestohlen worden waren, hatte jemand gewusst, was er bekommen würde. Wer außer den Angestellten hätte Zugang zu den Inventarnummern haben können? Sein Kumpel auf Hendricks’ Wache hatte darauf keine Antwort gewusst. Ein Spusi-Mann – derselbe, mit dem Ransome am Vortag auf dem Marine Drive gesprochen hatte – war gerade damit fertig geworden, den Fußboden einer der Kammern mit einer Art Taschenlampe abzusuchen.
    »Was gefunden?«, fragte Ransome.
    »Ein paar Fasern … einen halben Fußabdruck. Bringt wahrscheinlich alles nicht viel.«
    »Weil die ihre Sachen mittlerweile entsorgt haben?«, spekulierte Ransome.
    Der Spusi-Mann nickte. »Die einzigen Haare, die wir bislang gefunden haben, sind synthetisch.«
    »Perücken?«, mutmaßte Ransome, was mit einem weiteren resignierten Nicken quittiert wurde.
    »Bei mir stapelt sich die Arbeit, während ich hier meine Zeit verplempere.«
    »Geht uns das nicht allen so?« Ransome wandte sich ab und ging zurück zum Wachraum.

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